Corona-Krise Siegburg stellt vorsorglich Kühlcontainer am Friedhof auf

Siegburg · Die Stadt Siegburg wappnet sich für den Ernstfall: Ein Container erweitert seit Mittwochmorgen die Kühlmöglichkeiten auf dem Nordfriedhof. Bürgermeister Franz Huhn spricht von einer vorsorglichen Maßnahme.

 In Siegburg wurde ein neuer Kühlcontainer aufgestellt.

In Siegburg wurde ein neuer Kühlcontainer aufgestellt.

Foto: Peter Kölschbach

Die Stadt Siegburg möchte vorbereitet sein, sollte sich die Lage in Corona-Zeiten zuspitzen: Deswegen hat sie am Mittwoch die Kapazitäten zur Aufbewahrung Verstorbener auf dem Nordfriedhof erhöht. Ein großer Autokran hat am Morgen einen Kühlcontainer angeliefert und an der Alten Lohmarer Straße aufgestellt. „Wir haben hier normalerweise elf Kühlmöglichkeiten“, sagte Siegburgs Bürgermeister Franz Huhn auf Nachfrage. Mit dem zunächst für ein halbes Jahr angemieteten Container seien nun 24 weitere hinzugekommen.

Es seien Bilder aus Bergamo, die einen unwürdigen Umgang mit vielen Toten zeigten, gewesen, die ihn zu diesem präventiven Schritt bewogen hätten, erklärt Huhn. „Wir haben im Krisenstab beraten, was wir unternehmen können, um solche Szenen in Siegburg zu verhindern“, sagt er. In der Krise müsse man immer vor der Lage und nach der Lage denken. Der Kühlcontainer am Nordfriedhof sei daher zunächst rein vorsorglich aufgestellt worden. „Ich hoffe, dass er nie genutzt wird“, so Huhn.

Noch hat es in Siegburg keinen durch das Coronavirus bedingten Todesfall gegeben. Stand Dienstagabend sind 23 der insgesamt 57 bestätigten Corona-Fälle wieder genesen. „Die Situation kann sich mit einer Infektion in einem unserer Altenheime aber schlagartig ändern“, sagt Huhn. Das habe sich in den vergangenen Tagen gezeigt. Für diesen Fall wolle er vorbereitet sein. Bislang habe es in den von der Stadt verantworteten Seniorenheimen vier Menschen mit Symptomen gegeben, die allerdings alle negativ getestet worden seien. „Wir strukturieren die Arbeit in unseren Heimen augenblicklich um“, so der Bürgermeister. So würden dort durch Schleusen und separate Zugänge drei getrennte Bereiche eingerichtet: für Neuaufnahmen, die dort vorsorglich zwei Wochen in Quarantäne blieben, für Infizierte und für alle anderen. „Das Personal ist fest den einzelnen Bereichen zugeordnet“, erklärt Huhn.

Mit dem neu angemieteten Kühlcontainer will Siegburg im Übrigen auch andere Kommunen unterstützen. „Wir helfen, wo Hilfe benötigt wird“, versichert Huhn. Die Nachbarstadt Sankt Augustin hatte bereits Mitte März eine Bestandsaufnahme veranlasst. Die Kühlzellen auf den Friedhöfen sind insgesamt 117 Quadratmeter groß, zudem haben die Bestatter in Sankt Augustin Platz für 23 Särge. Laut Ali Dogan, Leiter des Krisenstabs, sind zurzeit keine weiteren Kühlmöglichkeiten erforderlich. „Sollten die Kapazitäten absehbar nicht ausreichend sein, wird die Stadt Sankt Augustin frühzeitig weitere Kühlmöglichkeiten kurzfristig bereitstellen“, so Dogan.

„Es ist gut, dass es nun die zusätzlichen Kühlzellen auf dem Nordfriedhof gibt“, sagt der Siegburger Bestatter Peter Esser. Sie ermöglichten die vorgeschriebene, separate Aufbewahrung von verstorbenen Covid-19-Patienten. Er selbst habe in seinem Unternehmen gerade einen ersten Fall. „Es sind einige Besonderheiten zu beachten“, sagt Esser. Unter anderem erhöhter Aufwand bei der Desinfektion und vorgeschriebene Schutzkleidung. „Für hinterbliebene Angehörige ist die momentane Situation ohnehin sehr schwierig“, sagt Esser. Bestattungen seien nur im engsten Familienkreis – Ehepartner, Kinder und Eltern – möglich.

Auch Madlen Bruder vom Sankt Augustiner Beerdigungsinstitut Kröger begrüßt die Siegburger Lösung. „Die Bestatter haben alle nur eine begrenzte Kapazität“, sagt sie. „Ich denke, jede Stadt sollte so verfahren. So ist auf jeden Fall eine weitere Unterbringungsmöglichkeit gewährleistet.“ Ihr Unternehmen habe eine eigene große Kühlzelle und komme damit aktuell gut aus, da viele Verstorbene schnellstmöglich ins Krematorium überführt werden könnten. Erdbestattungen seien momentan eher selten. Ihre Arbeit hat sich sehr verändert. „Unsere Mitarbeiter gehen mit zusätzlicher Vorsicht vor, wenn ein Corona-Fall abgeholt werden muss“, sagt Madlen Bruder. Angehörige seien nervös, wenn eine Beratung persönlich stattfinde. „Wir halten alle Sicherheitsstandards genau ein, was wiederum vielen Angehörigen erst einmal ein Gefühl von Distanz beschert“, sagt sie. In der Regel gebe es aber großes Verständnis für die Vorsichtsmaßnahmen. „Wir holen Covid-19-Verstorbene mit kompletter Schutzausrüstung ab“, erklärt die Bestatterin. Der Sarg werde nach Vorgaben gekennzeichnet, sodass sofort ersichtlich sei, dass der Verstorbene infiziert ist.

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