Verfahren gegen 35-Jährigen beginnt Ende Juni Zehn Schüsse nach Streiterei im Pub

Troisdorf/Bonn · Ein Kneipenstreit zwischen Freunden war wohl Auslöser für den Pistolenangriff auf einen 46-jährigen Mann aus Troisdorf. Das Verfahren gegen den mutmaßlichen Täter beginnt bald am Landgericht Bonn.

Mindesten zehn Schüsse soll der mutmaßliche Täter auf das Fahrzeug des Opfers abgegeben haben. (Symbolfoto)

Mindesten zehn Schüsse soll der mutmaßliche Täter auf das Fahrzeug des Opfers abgegeben haben. (Symbolfoto)

Foto: Ulrich Felsmann

Eine Kugel steckte im Türblatt einer Wohnungstür. Eine andere durchtrennte die Ölleitung eines abgestellten Lkws. Eine dritte hatte den Rahmen einer weiteren Haustür durchschlagen und war in die gegenüberliegende Holzstiege eingedrungen. Das sind die Kollateralschäden des Pistolenangriffs auf einen 46-jährigen Troisdorfer, bei dem das Opfer im vergangenen August schwer verletzt worden war. Der mutmaßliche Täter wurde am 23. Dezember vergangenen Jahres auf einem Campingplatz in der belgischen Provinz Limburg unweit der niederländischen Grenze verhaftet. Nachdem er seit dem 4. Januar in deutscher Untersuchungshaft sitzt, hat die Staatsanwaltschaft Bonn nun Anklage gegen den 35-Jährigen erhoben. Er muss sich Ende des Monats wegen versuchten Totschlags, gefährlicher Körperverletzung, Sachbeschädigung sowie wegen eines gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr und eines Verstoßes gegen das Waffengesetz vor dem Bonner Schwurgericht verantworten.

Streit beim Pub-Besuch

Über den genauen Hintergrund ist noch nicht allzu viel bekannt. Sowohl der Täter als auch das Opfer sind für die Polizei aber keine Unbekannten. Der Angeklagte soll auf dem „Gebiet der Gewaltkriminalität“ unterwegs gewesen sein. Offenbar waren die beiden Männer einander zuvor freundschaftlich verbunden gewesen. Bei einem gemeinsamen Pub-Besuch am Abend des 31. August gerieten sie aber laut Anklage in einen heftigen Streit. Dort kam zu bereits zu einer körperlichen Auseinandersetzung. Nachdem sie das Lokal verlassen hatten – so nimmt es die Anklage an – nahmen sie aber noch am selben Abend wieder Kontakt zueinander auf und verabredeten sich zur Klärung der Streitpunkte erneut im selben Lokal.

Zu dem zweiten Treffen kam der 35-Jährige nicht mit dem eigenen Wagen; der Angeklagte ließ sich laut Anklage fahren. Nach kurzer Wartezeit soll auch der 46-Jährige in seinem weißen Audi SQ5 vor der Gaststätte in der Hohenzollernstraße vorgefahren sein. Daraufhin, so nimmt die Bonner Staatsanwaltschaft an, ging der Angeklagte auf den Wagen des 46-Jährigen zu, öffnet die Fahrertür und eröffnet ohne Vorwarnung mit einer Pistole das Feuer auf den Oberkörper des Insassen. Es löste sich allerdings kein Schuss, obwohl der Angreifer mehrfach den Abzug der Waffe betätigt haben soll. Ob die Waffe des verhinderten Schützen eine Ladehemmung hatte oder nicht geladen war, konnte der Bedrohte nicht wissen, deshalb trat er vorsichtshalber den Rückzug an.

Projektile im Innenraum des Fahrzeuges

Nach kurzer Zeit fuhr der Attackierte aber doch zurück; laut Anklage ging er davon aus, dass sein Bekannter ihn wohl einfach habe erschrecken wollen. Dem war aber nicht so, denn als der 35-Jährige den Oberklasse-SUV zurückkommen sah, schoss er erneut – diesmal mit Erfolg. Mindesten zehn Schüsse soll er auf das Fahrzeug abgegeben haben, das im Frontbereich, an der Windschutzscheibe, der Fahrerseite und im Heckbereich getroffen wurde. Neben den Kugeln, die die erwähnten Kollateralschäden verursachten, drangen zwei Projektile in den Innenraum des Fahrzeugs ein und durchschlugen beide Unterschenkel des Fahrers.

Das Opfer gab in Panik Gas. Es gelang ihm, zu einer nahe gelegenen Polizeiwache zu fahren. Anschließend begab er sich zur Behandlung in die Bonner Uniklinik. Der mutmaßliche Schütze war zwischenzeitlich nach Westen geflüchtet. Nach ihm wurde mit internationalem Haftbefehl gefahndet. Einen Tag vor Weihnachten überraschte die belgische Polizei den Flüchtigen schließlich auf einem Hausboot auf einem Nebenarm der Maas.

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