Tunnel unter dem Rhein Bürgerinitiative will gegen die Rheinspange kämpfen

Rhein-Sieg-Kreis · Die Rheinspange stößt auch weiterhin auf ein geteiltes Echo: Warum einige das Projekt für „Wahnsinn“ halten und andere die Vorzugsvariante wiederum für „klug gewählt“.

Demo gegen die Rheinspange in Widdig

Demo gegen die Rheinspange in Widdig

Foto: Christoph Meurer

Die Bürgerinitiative „Nein zur Rheinspange, Ja zur Nulllösung“ setzt sich weiterhin gegen den Bau einer neuen Rheinquerung ein. Das teilte die Initiative aus dem Bornheimer Stadtteil Widdig mit. Mit der Bekanntgabe der Vorzugsvariante für die Rheinspange überwiege die Enttäuschung, dass sich die Ampelregierung in Berlin trotz Koalitionsvereinbarung noch nicht gegen den Autobahn-Neubau ausgesprochen habe, heißt es weiter.

Wie berichtet, hat die zuständige Autobahn GmbH die sogenannte Vorzugsvariante für die Verbindung von A 555 und A 59 bekannt gegeben: eine knapp acht Kilometer lange Trasse, inklusive eines rund drei Kilometer langen Tunnels nördlich von Wesseling-Urfeld und Niederkassel.

Rheinspange: Positive Resonanz aus Troisdorf

Dadurch sei Bornheim beziehungsweise Widdig unmittelbar betroffen, heißt es von der Bürgerinitiative weiter: Die Anschlussstelle „Wesseling Süd“ der A 555 soll entfallen und nach Widdig verschoben werden, was laut Bürgerinitiative eine neue Zubringerstraße durch Acker- und Grünland sowie ein Wasserschutzgebiet bedeutet. „Es wird eine erhebliche Mehrbelastung der Dorf- und Landstraßen erwartet“, so die Initiative weiter. Die Aktivisten befürchten, dass Bau und Betrieb der Rheinspange die derzeitige Lebensqualität und die der nachfolgenden Generationen dauerhaft beeinträchtigt. Grundsätzlich konterkariere eine neue Autobahn die dringend notwendige Verkehrswende, heißt es weiter.

Bornheim: Bürgerinitiative will gegen Rheinspange kämpfen​
Foto: Grafik/General-Anzeiger

Die Bekanntgabe der Vorzugsvariante für die Rheinspange spaltet auch weiterhin die Region. So begrüßt die FDP-Fraktion aus Troisdorf die Pläne der Autobahn-Gesellschaft sowohl hinsichtlich der vorgesehenen unterirdischen Querung des Rheins als auch bezüglich der geplanten Anbindung der neuen Autobahn an die A 59. „Die gewählte Variante tangiert das Stadtgebiet nur peripher und verläuft weit entfernt jeglicher Wohnbebauung in Troisdorf. Sie erscheint uns die logischste aller bisher diskutierten Varianten zu sein“, heißt es in einer Mitteilung der Liberalen.

Rundherum abgelehnt wird das Rheinspangen-Projekt von den Niederkasseler Grünen. „In Anbetracht der verkehrlichen Entwicklung, beschlossener Klimaschutzziele auf allen Ebenen und einer angestrebten Verkehrswende, ist ein solches Projekt völlig aus der Zeit gefallen“, teilen Fraktionsvorsitzender Sascha Essig und sein Stellvertreter Ulrich Buchholz mit. Für die Grünen in Niederkassel steht fest: „Nullvariante statt Tunnellösung.“

„Eine Milliarde Euro für einen Autobahntunnel auszugeben ist der helle Wahnsinn“, sagt Rainer Bohnet, Kreisvorsitzender des Verkehrsclubs Deutschland (VCD). „Wir brauchen eine linksrheinische S-Bahn zwischen Köln und Bonn, eine rechtsrheinische Stadtbahn zwischen Bonn und Niederkassel und einen Ausbau der S-Bahn-Stammstrecke zwischen Troisdorf und Köln-Hauptbahnhof, inklusive der Hohenzollernbrücke“, so Bohnet.

In gleiche Horn stoßen die Bornheimer Grünen. „Über eine Milliarde Euro für ein Projekt, welches verkehrs- und klimapolitisch aus dem letzten Jahrtausend kommt und vor dem Hintergrund von maroden Brücken und Straßen im gesamten Bundesgebiet Realitätsferne beweist: Das muss man auch erst mal bringen“, kommentiert der verkehrspolitische Sprecher der Grünen, Markus Hochgartz. Die Bornheimer Grünen lehnen die Rheinspange weiterhin grundsätzlich ab. Sie begründen dies vor allem mit der Notwendigkeit einer Verkehrspolitik, die sich an die Klimakrise anpasst.

Dem Regionalrat Köln kann es mit der Rheinspange nicht schnell genug gehen

Im Bornheimer Stadtrat gibt es aber auch andere Meinungen. „Wir leben in einem hoch entwickelten Industrieland, da werden Brücken oder Tunnellösungen nicht zum Spaß gebaut“, sagt Paul Breuer, Fraktionsvorsitzender der Aktiven Bürger Bornheim (ABB). Als Tunnel solle die Rheinspange dort gebaut werden, wo sie mit Blick auf Verkehrsentlastung, Umweltverträglichkeit und Wasserschutz sinnvoll sei und eine möglichst geringe Belastung für die Anlieger darstelle.

Der Regionalrat Köln fordert gleich ein eigenes Maßnahmegesetz zur Rheinquerung. „Nachdem nun die Vorzugsvariante für die Rheinspange vorliegt, müssen die Planung und dann der Bau mit hohem Tempo unverzüglich weitergehen,“ sagt Rainer Deppe, Vorsitzender des Regionalrats für den Regierungsbezirk Köln. Bei einem Regionalrat handelt es sich um ein politisch besetztes Gremium, das an der Entwicklung einer Region mitarbeitet.

Für den „pulsierenden Raum zwischen Köln und Bonn“ sei dringend eine zusätzliche, leistungsfähige Querung des Rheins notwendig, so Deppe weiter. Die nun ausgewählte Tunnelvariante sei „klug gewählt“. Nach Ansicht von Deppe ist sie die am wenigsten konfliktträchtige Variante, insbesondere für die Bewohner, den Lärmschutz und den Wasserschutz.

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