100 Jahre Männerverein 100 Jahre Martinswecken für die Heimerzheimer Kinder

Swisttal-Heimerzheim · Was wären die Heimerzheimer Kinder am Martinstag ohne den Männerverein? Sie würden vermutlich ohne die leckeren Martinswecken nach dem Zug nach Hause gehen.

 100-jähriges Bestehen: Der Männerverein St. Martin am Schützenhaus in Heimerzheim.

100-jähriges Bestehen: Der Männerverein St. Martin am Schützenhaus in Heimerzheim.

Foto: Stephan Faber

Es geschah auf dem Frühschoppen der Heimerzheimer Herbstkirmes am 17. September 1922. Die zwölf Männer, die dort zusammensaßen, waren sich einig, nach den entbehrungsreichen Kriegsjahren etwas für die Kinder im Dorf zu tun: nämlich sie nach dem Martinszug mit süßen Wecken zu versorgen.

Wo die Gründungsversammlung des Männervereins St. Martin vor 100 Jahrfen stattfand und wer erster Vorsitzender war, ist nicht mehr festzustellen. Alle Unterlagen gingen im Zweiten Weltkrieg verloren. „Es spricht jedoch vieles dafür“, so Hans-Josef Fuß vom Männerverein, „dass sie im Gasthaus Zur Linde stattfand, das auch heute noch unser Stammlokal ist“. Und durch mündliche Überlieferung ist bekannt, dass zu den Gründungsmitgliedern Wilhelm Prior sowie Wilhelm und Josef Blanke gehörten.

2500 Wecken für die Kinder

Die Jubiläumsfeier konnte allerdings nicht in der „Linde“ über die Bühne gehen, denn dort ist die Sanierung nach der Flut noch nicht abgeschlossen. So trafen sich Verein und Gäste in der Schützenhalle. Vorsitzender Guido Bolde begrüßte auch die Grundschulleiterin Barbara Kolz und deren Vorgängerinnen Annemie Mahlberg und Hanne Kirleis, deren Schützlinge der Verein auch heute noch am Martinstag mit Wecken versorgt.

Die leckeren Weißbrote wurden über die Jahrzehnte von den Bäckereien Koch und Tautz gebacken, heute liefert die Bäckerei Voigt die 2500 Wecken. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm zunächst die Freiwillige Feuerwehr die Aufgaben rund um den Martinsumzug in Heimerzheim. Erst 1974 übertrug der damalige Bürgermeister Franz-Josef Hambach die Ausrichtung wieder an den Männerverein. Anfangs der 1980er Jahre gab es den Versuch, das Fest durch die Verlosung von Martinsgänsen zu erweitern. Diese Idee musste mangels Zuspruch jedoch wieder verworfen werden.

Dokumente in der Flut verloren

Viele Erinnerungen und Geschichten, Sitzungsprotokolle und Fotos rund um den Männerverein, gesammelt in 20 Ordnern, sind leider durch die Flut vom Juli 2021 zerstört worden. Günther Schneider, ehemaliger Präsident und seit 50 Jahren Mitglied, erinnert sich vor allem an den literarischen Wert der Schriftstücke. „Da wurde in bester Prosa der exakte Konsum von Getränken dokumentiert“, erläutert der 82-Jährige. Unter dem Vorsitz von Schneider kam auch eine weitere Aufgabe für den Männerverein dazu: das Aufstellen des Weihnachtsbaumes auf dem Gottfried-Velten-Platz.

Wer übrigens vermutet, dass in einem Männerverein im 20. Jahrhundert kein Platz für Frauen ist, hat die Rechnung ohne Wilma Fuß und die „St. Martinas“ gemacht. Seit 20 Jahren haben sich die Frauen unter dieser Bezeichnung organisiert, ohne allerdings dem Verein anzugehören. Sie machen gemeinsame Ausflüge oder treten als Chor auf, wie auch beim Jubiläumsfest.

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