Amphibienwanderung Naturschützer bauen bei Dünstekoven Schutzzaun für Kröten

Swisttal · Derzeit wandern wieder viele Amphibien zu ihren Laichgewässern. Der Naturschutzbund hat jetzt deswegen bei Dünstekoven einen Schutzzaun für Kröten gebaut. Er bittet Autofahrer um Rücksicht.

 Im Einsatz für die Kröten: Ute Gerst vom Nabu Bonn kontrolliert den Amphibienzaun in der Waldstraße in Dünstekoven. Fabio Bettin, der sein Bundesfreiwilligenjahr beim Nabu absolviert, hilft ihr.

Im Einsatz für die Kröten: Ute Gerst vom Nabu Bonn kontrolliert den Amphibienzaun in der Waldstraße in Dünstekoven. Fabio Bettin, der sein Bundesfreiwilligenjahr beim Nabu absolviert, hilft ihr.

Foto: Axel Vogel

Das Verkehrsschild in der Waldstraße in der Swisttaler Ortschaft Dünstekoven, das eine Kröte in einem roten Dreieck zeigt, ist Ute Gerst vom Naturschutzbund (Nabu) Bonn ein Anliegen. „Achtung! Hier sind Krötenwanderungen möglich“, signalisiert das Schild Autofahrern. Das Zeichen steht in der Regel dort, wo Amphibien ihre Laichplätze haben und Frösche, Kröten und Molche die Straßen überqueren. So verhält es sich derzeit auch wieder an der Waldstraße. Vor allem dutzende Erdkröten zieht es seit einigen Tagen – hauptsächlich abends – verstärkt aus ihren Winterquartieren tief in der Erde unter den Feldern am Ortsrand in Richtung der Tümpel und Teiche im Naturschutzgebiet der Kiesgrube Dünstekoven. Dort wollen sie ablaichen.

Doch um die Gewässer zu erreichen, müssen die Amphibien ein mitunter tödliches Hindernis überwinden: die Waldstraße. Zwar haben die Nabu-Aktiven um Gerst rechtzeitig vor Beginn der Wanderungen wieder den rund 400 Meter langen Schutzzaun entlang der Straße gespannt. Doch viele Kröten, aber auch Frösche und Molche landen nicht in den eigens an dem Zaun eingegraben Eimern, wo die Tiere gesammelt von Helfern wie Gerst sicher über die Straße getragen werden. Da der Zaun aber nicht durchgängig ist, schaffen es viele wandernde Amphibien auf die Straße, wo sie nicht selten überfahren werden. „Viele Autofahrer sind hier trotz des Schildes einfach zu schnell unterwegs“, moniert Gerst. Denn nicht nur der direkte Kontakt mit den Reifen ist für die Tiere tödlich – Messungen der Strömungen am Auto haben ergeben, dass Amphibien auch dann, wenn sie nicht direkt vom Reifen getroffen werden, eine Begegnung mit dem Auto selten überleben. Schon bei Tempo 50 ist der Druck unter dem Auto so groß, dass die Amphibien dadurch zerquetscht werden.

2000 Erdkröten landen jährlich in den Eimern am Schutzzaun

Den Amphibienzaun kontrollieren freiwillige Helferinnen zweimal täglich und bringen die Tiere an die Laichgewässer. Seit knapp 20 Jahren spannen die Aktiven des Nabu den Zaun an der Waldstraße. Etwa 2000 Erdkröten landen jährlich in den Eimern am Zaun. Zudem etwa 50 Frösche und 70 Molche. 15 Amphibienarten gibt es insgesamt in der Kiesgrube, betont Nabu-Vorstand Peter Meyer. 2021 hat er allerdings deutlich weniger Kröten, rund 1300, gezählt. Das hatte vor allem mit der Trockenheit in den Jahren zuvor zu tun. „Die Kröten brauchen ein gewisses Maß an Feuchtigkeit, und daher ist regelmäßiger Regen auch ganz wichtig für den Fortbestand dieser Art“, sagt Meyer.

Bei Erdkröten und den ebenfalls hier wandernden Grasfröschen braucht man sich um die Populationen laut Meyer zum Glück noch keine großen Sorgen zu machen: „Sie zählen zu den häufigsten Amphibienarten Europas und sind fast auf dem gesamten Kontinent verbreitet.“ Gleichwohl sind auch diese Arten nach dem Bundesnaturschutzgesetz und der Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt – und dies aus gutem Grund. Denn durch den dramatischen Verlust von Feuchtgebieten, Teichen und Tümpeln in unseren modernen Agrarlandschaften finden viele Kröten, Frösche und Molche heute immer weniger ungestörte Lebensräume und geeignete Laichgewässer, sodass tatsächlich nahezu alle bei uns heimischen Amphibienarten wie Laubfrosch, Kammmolch, Kreuz- und Wechselkröte als stark gefährdet gelten. Um die Tiere zu schützen, appellieren daher die Naturschützer des Nabu Bonn an die Autofahrer, doch zumindest während der wenigen Wochen der Laichwanderung den Fuß vom Gaspedal zu nehmen.

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