Lokaler Versorger wird überrannt mit Anträgen Wachtberger sind wild auf Solaranlagen zur Pacht

Wachtberg · Mit 20 Anträgen pro Jahr hat Enewa-Geschäftsführer Kai Birkner für das neue Solar-Pachtmodell gerechnet. Derzeit gibt es jedoch weit über 100 Interessenten. Gute Voraussetzungen also für die Teilnahme der Gemeinde am „Wattbewerb“, der sich um den Zubau an Photovoltaik-Anlagen dreht.

 Das Solardachkataster des Rhein-Sieg-Kreises zeigt anhand von Farben, wo sich Photovolatik lohnt: Rot bedeutend hervorragend geeignet, die unterste Stufe Blau möglicherweise geeignet. Der Ausschnitt zeigt Berkum, das längliche Gebäude links der Rathausstraße ist das Rathaus.

Das Solardachkataster des Rhein-Sieg-Kreises zeigt anhand von Farben, wo sich Photovolatik lohnt: Rot bedeutend hervorragend geeignet, die unterste Stufe Blau möglicherweise geeignet. Der Ausschnitt zeigt Berkum, das längliche Gebäude links der Rathausstraße ist das Rathaus.

Foto: Rhein-Sieg-Kreis/GPM

Angesichts von Klimakrise und steigenden Energiepreisen suchen immer mehr Menschen nach Alternativen. Da stellen die Wachtbergerinnen und Wachtberger keine Ausnahme dar, wie die Enewa kürzlich feststellte. Der lokale Energieversorger sei „vollkommen überrollt worden“ von Anfragen nach einer Pacht-Photovoltaikanlage (PV), berichtete Beigeordneter Swen Christian im Umweltausschuss. Das führe nun zu Verzögerungen. Wie berichtet, bietet das Unternehmen diese Möglichkeit seit Ende März an.

Mit der Verpachtung von 20 Solaranlagen pro Jahr habe er gerechnet, erklärte Enewa-Geschäftsführer Kai Birkner am Freitag. „Und dann hatten wir weit über 100 Interessenten“, so Birkner. Diese schätzen, dass ihnen die gesamte Bürokratie abgenommen wird und sie erst mal ins Sonnengeschäft hereinschnuppern können. Problem ist für Birkner aber nicht die Masse der Leute, sondern die Knappheit der Hardware. Angesichts der großen Nachfrage und der Weltlage müsse man auf die Anlagen mindestens zwei bis drei Monate warten, Speicher gebe es gar nicht mehr dieses Jahr. „Deshalb ist es für uns schwierig, den Kunden verlässliche Zeiten zu nennen“, sagte der Enewa-Chef.

Die Interessenten können zeitsparende Vorarbeiten leisten

Seine Leute sind aber nicht untätig. Aufgrund des Solarkatasters könne man den Interessenten einen Musterpachtvertrag über eine PV-Anlage erstellen. „Das ist ein unverbindliches Angebot, stimmt aber meist zu 80 Prozent“, so Birkner. Sage der Kunde zu, rücke der Fachmann zum Ortstermin aus und bestimme anhand der realen Bedingungen die exakte Größe samt Kosten. Die Bürger könnten ebenfalls Vorarbeit leisten, um die Wartezeit zu überbrücken: „Wir stellen immer wieder fest, dass noch kein Elektriker die Zähleranlage optimiert hat.“ Ähnlich sieht es aus beim Dach: Bevor dort die Module installiert werden, müssen Zustand und Statik der Fläche überprüft werden. Da die Handwerker derzeit sehr gefragt seien, rät Birkner, diese Schritte rechtzeitig zu erledigen.

Was aber, wenn sich der Kunde nach der Beratung durch die Enewa für einen Kauf der PV-Anlage statt Pacht entscheidet? Das, so Birkner, sei ihm genauso recht, denn es gehe seinem Unternehmen ja um den Klimaschutz: „Wir vermitteln dann an den Solarteur, erhalten aber keine Provision.“

Wachtberg ist nun eine von 204 Kommunen in Deutschland, die beim Wattbewerb mitmachen

Das Thema Photovoltaik war aufgekommen, da die Gemeinde beim Wattbewerb mitmachen will. Als „Challenge“ also Wettbewerb zwischen Kommunen gleicher Größe bezeichnete der Beigeordnete die Aktion. Vereinfacht gesagt, geht es um den Zubau an Photovoltaikanlagen in einer bestimmten Zeit. „Ein Preisgeld gibt es aber nicht“, sagte die Umweltfachkraft der Gemeinde, Daniela Roth, und hob damit die ideelle Natur der Kampagne hervor. Der Umweltausschuss stimmte zu.

Auf Nachfrage erklärte Matthias Röhder vom Verein Wattbewerb am Samstag, das Ganze laufe, bis die erste Großstadt mit mehr als 100 Wattpeak pro Einwohner ihre PV-Leistung verdoppelt habe. „Aktuell liegt der höchste Wertzuwachs einer Großstadt, die die Kriterien erfüllt bei etwa 20 Prozent und nur 28 Großstädte erfüllen diese Kriterien“, so der Mann aus dem Orga-Team.

Der Wattbewerb läuft seit 15 Monaten

Der Startwert sei für alle Kommunen die installierte Wattpeak-Leistung vom 21. Februar 2021. „Also hat eine Kommune keinen Nachteil in der Wertung, wenn sie später dazu kommt“, führte Röhder aus. Nur die Hilfestellung durch den Verein starte erst mit der Anmeldung. „Wir liefern gut aufbereitete Daten der PV-Leistung in drei Dashboards für jede angemeldete Kommune, es kostet nichts und wir stellen die Ideen aller Städte allen Teilnehmern zur Verfügung“, beschrieb er den Nutzen für die Teilnehmer. Jedes Quartal gebe es einen zusätzlichen „Award“, also eine Auszeichnung.

„Sollte der Rhein-Sieg-Kreis komplett bei Wattbewerb mitmachen, wird ein Kreis-internes Ranking von uns zur Verfügung gestellt. So können sich die Kommunen bundesweit und regional vergleichen“, kündigte Röhder an. In NRW streiten 78 und in ganz Deutschland 204 Kommunen um die Watt-Krone. Neben – künftig – Wachtberg sind schon Bonn (aktuell Platz 124 im Gesamtranking), Bornheim (Platz 66), Siegburg (140) und Troisdorf (130) dabei. Auf Platz 1 liegt derzeit Schrobenhausen in Oberbayern.

Weitere Infos unter https://wattbewerb.de

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