Neuzugänge überzeugen bislang Das sind die Gewinner der Vorbereitung beim 1. FC Köln
Köln · Die Testphase ist abgeschlossen, am nächsten Wochenende wird es für den 1. FC Köln im DFB-Pokal ernst. Doch wer sind die Gewinner der Vorbereitung, wer die Verlierer?
Es ist nicht lange her, da spielte Sportchef Christian Keller mit offenen Karten. Der Geschäftsführer legte dar, wie es um den 1. FC Köln bestellt ist. Er habe seine Aufgabe mit einem „Sanierungsauftrag“ begonnen. Aufgrund finanzieller Probleme werde der Verein „in den nächsten Jahren eher ein Entwicklungsclub“ sein.
Mit Blick auf den Transfermarkt zwingt die finanzielle Situation des Vereins die Verantwortlichen daher zu kreativen Entscheidungen. Und so verstärkten sich die Geißböcke in diesem Sommer nicht durch Griffe ins Spielerregal der oberen Kategprie. Auf Sicht werde man nicht in der Lage sein, fertige Profis zu holen, sagte Keller. „Wir werden primär Spieler holen, die viel Potenzial haben, aber ihre Qualität auf Bundesliga-Niveau noch nicht nachgewiesen haben.“
Das Transfergebaren des FC ähnelte demnach eher einem Griff in die Kategorie der Wundertüten. Während der Saisonstart immer näher rückt, scheinen die Entscheider jedoch ein gutes Händchen bewiesen zu haben – denn einige Neue gehören zu den Gewinnern der Vorbereitung.
„Ich könnte mit allen, die heute gespielt haben, von Beginn an auflaufen und hätte keine Bauchschmerzen“, lobte Trainer Steffen Baumgart nach dem 5:0-Testspielsieg gegen den niederländischen Erstligisten NEC Nijmegen auch die Neuzugänge. Es war der gelungene Abschluss einer durchaus erfolgreichen Vorbereitung. „Wenn die Leistung so bleibt, wird es auch positive Ergebnisse geben.“ In diesem abschließenden Kräftemessen vor dem Pflichtspielauftakt gegen den SSV Jahn Regensburg im DFB-Pokal sammelten fünf FC-Akteure Spielminuten, die den Kader im Sommer verstärkt haben. Dazu gehört Kristian Pedersen.
Vor der anstehenden Saison mit Liga, Pokal und Conference League wurde Pedersen als Back-up für den 32-jährigen Jonas Hector verpflichtet. Der Däne zählt zu den Gewinnern der Vorbereitung, überzeugte bislang mit seinem guten Flankenspiel und seinen Defensivqualitäten. Angesichts der Dreifachbelastung lassen diese Eindrücke auch Gedankenspiele zu, auf der Position des Linksverteidigers zu rotieren – oder Hector bei Bedarf ins Mittelfeld zu verschieben.
Für eben dieses Mittelfeld heuerte Eric Martel am Geißbockheim an. Der 20-Jährige feierte sein Debüt gegen Austria Lustenau und fiel gleich positiv auf. Der ehemalige Leipziger zog das Spiel aus dem zentralen Mittelfeld heraus an sich. Gegen die Grasshoppers Zürich kam er als Innenverteidiger zum Einsatz und machte seine Sache erneut ordentlich.
Ähnlich wie Martel gehört auch Eigengewächs Florian Dietz zu den Gewinnern der Vorbereitung. Ob der 23-jährige Stürmer sich jedoch langfristig im Profikader durchsetzen kann, bleibt abzuwarten. Doch nutzte der Stürmer seine Chance in den Testspielen und erzielte in der Vorbereitung insgesamt vier Tore, eins davon im Match gegen den AC Mailand.
Ähnlich viel Potenzial wie Dietz deutete Denis Huseinbasic an. Der Neuzugang von den Offenbacher Kickers überzeugte Trainer Baumgart sogar so sehr, dass dieser einer geplanten Ausleihe zunächst einen Riegel vorschob – ähnlich wie bei Dietz.
„Bei beiden sehe ich keine Leihe. Stand jetzt möchte ich sie behalten, weil sie überzeugen“, sagte der 50-Jährige der „Bild“-Zeitung. Doch Huseinbasic findet sich in einem stark besetzten Mannschaftsteil wieder. „Der Junge kommt nicht, um bei dieser Konkurrenz sofort auf seiner Position von Anfang an zu spielen. Ich traue ihm die Bundesliga zu. Er muss ein guter Spieler werden – aber das muss er nicht in drei Monaten schaffen“, so der Coach.
Gleich zwei Tore steuerte Tim Lemperle im Test gegen Nijmegen bei. Und es scheint, als könne dem Kölner in seiner zweiten Bundesligasaison der Durchbruch gelingen. Das Eigengewächs machte in der Vorbereitung einen gereiften Eindruck und setzte die Entwicklung der vergangenen Jahre fort. Neben dem gesetzten Anthony Modeste dürfte sich der 20-jährige Lemperle aktuell mit Neuzugang Sargis Adamyan um den zweiten Platz im Kölner Doppelsturm streiten.
Dieser Platz dürfte für Neuzugang Steffen Tigges und Routinier Sebastian Andersson unterdessen in weite Ferne gerückt sein. Beide stehen auf der Verliererseite der diesjährigen Saisonvorbereitung – Tigges aufgrund seines Trainingsrückstandes nach einer Verletzung, Andersson aufgrund der fehlenden Perspektive. Beide müssen zusehen, wie gut sich ihre direkten Konkurrenten aktuell präsentieren. So saß Andersson im letzten Test nur auf der Tribüne. Zuvor soll Trainer Baumgart dem Angreifer mitgeteilt haben, nicht weiter mit ihm zu planen. Mit den Grasshoppers aus Zürich könnte schon ein erster Interessent gefunden sein.
Ebenfalls unsicher ist die Zukunft von Mittelfeldmann Ondrej Duda. Kurz vor dem Trainingslager in Donaueschingen meldete sich der Slowake krank. Und nachdem er bereits die erste Woche der Saisonvorbereitung aufgrund eines Sonderurlaubs verpasst hatte, fehlte Duda auch in der zweiten Woche. Die ersten vier Testspiele fanden ohne den Rechtsfuß statt, womit dieser im Kampf um die Stammelf mit großer Sicherheit erst einmal hintendran ist. Spätestens seit seinem Fehltritt am Ende der Saison, als Baumgart sich gezwungen sah, den Regisseur aus dem Kader zu streichen, gilt seine Zukunft bei den Geißböcken ohnehin als ungewiss.
Bei Sportchef Keller dürfte der technisch versierte Duda daher als Verkaufskandidat gelten. Schließlich würde ein Millionen-Transfer dem „Sanierungsauftrag“ in Köln durchaus entgegenkommen.