Symbole für den Strukturwandel
25 Jahre Sankt Augustin: Fachhochschule Bonn/Rhein-Sieg und Kinderherzzentrum stehen für den Ausgleich
Sie boomt, die Fachhochschule Bonn/Rhein-Sieg, und tut es der Region gleich. Das 515 Millionen Mark teure Lieblingskind aus dem Ausgleichtopf schickt seit drei Jahren bereits die Absolventen auf den Arbeitsmarkt und zieht mehr und mehr Studenten an.
Nach wenigen Jahren in Sankt Augustin wurde angebaut. Auf dem Campus entstand ein neues Gebäude, damit 200 zusätzliche Studienplätze für Informatik-Studenten eingerichtet werden konnten. Pardon: Computersciences heißt der Studiengang, und die Abschlüsse nennen sich Bachelor und Master.
Die meisten der Sankt Augustiner Studenten kommen aus der Region und wollen Informatik studieren. Doch die FH hat auch noch zahlreiche andere interessante Studiengänge in Sankt Augustin im Angebot: Elektrotechnik, Maschinenbau/Mechatronik, Technikjournalismus und Wirtschaft.
Die gute Zusammenarbeit der FH mit der hiesigen Wirtschaft dokumentiert der kooperative Studiengang Maschinenbau/Mechatronik, der gemeinsam mit der Industrie- und Handelskammer (IHK) konzipiert wurde.
Die Studenten werden zum Facharbeiter IHK und Diplom-Ingenieur FH ausgebildet. 20 Partnerfirmen stehen dafür zur Verfügung. Darüber hinaus kann am Standort Rheinbach Biologie, Chemie und Werkstofftechnik studiert werden.
Die Unternehmen im größeren Umkreis der FH haben ihre Chancen für sich erkannt, bieten Praktikumsplätze und Jobs an. Praxis wird an der FH denn auch groß geschrieben. Ein Semester lang sind die Studenten draußen in der freien Wirtschaft. Nicht selten erhalten sie danach das Angebot, nach dem Studium dort, wo sie das Praktikum absolviert haben, ihren ersten Job anzunehmen.
Es ist das eingetroffen, was sich Politik und Wirtschaft von der FH versprochen haben. Der Transfer von wissenschaftlicher Forschung in die praktische Anwendung findet statt. Die FH ist ein Zugpferd für die Wissenschaftsregion Bonn/Rhein-Sieg, mit dem sich trefflich werben lässt. Das verdeutlichen auch die vielen Kooperationen mit den Unternehmen in der Region, dem Fraunhofer-Institut in Birlinghoven und der Deutschen Telekom in Bonn.
Das zweite bedeutsame Ausgleichsprojekt im Sankt Augustiner Zentrum ist in Betrieb: das Kinderherzzentrum. Eine einmalige Einrichtung in Deutschland, die für rund 45 Millionen Mark an die Kinderklinik angebaut worden ist. Ein großes Gemeinschaftswerk, an dem viele Menschen mitgewirkt haben.
In knapp drei Jahren entstand eines der modernsten Kinderherzzentren der Welt, in dem Chirurgen jedes Jahr rund 700 Herzoperationen an Kindern mit angeborenem Herzfehler durchführen können. Das Geld stellten der Bund aus dem Ausgleichstopf, das Land, die Johanniter und die Fördergemeinschaft Deutsches Kinderherzzentrum zu gleichen Teilen zur Verfügung.
Einen außerordentlich großen Beitrag hat die Fördergemeinschaft geleistet. 50 000 Menschen spendeten binnen elf Jahren 18 Millionen Mark für Hightech auf drei Ebenen, die todkranken Kindern ein weitgehend normales Leben verschafft.
Das Zentrum verfügt über eine Herzzchirurgie mit 25 Betten, dazu eine Intensivstation mit 18 Betten sowie eine Kinderkardiologie mit zwölf Betten plus kardiologischer Ambulanz. Herzstücke sind die beiden OP, ausgestattet mit der modernsten Technik, die derzeit zu bekommen ist.
Jedes Jahr kommen in Deutschland etwa 7 000 Kinder mit angeborenem Herzfehler zur Welt. Etwa 4 500 müssen mit Herz-Lungen-Maschine operiert werden. Das heißt: Ihr Herz steht für mehr als eine Stunde still. Rund 95 Prozent dieser Kinder können nach einer Operation ein ganz normales Leben führen.
Auch das Konzept des Kinderherzzentrums ist einmalig in Deutschland. Alle Einbett-Zimmer sind als Mutter-Kind-Zimmer angelegt und kurze Wege gewährleisten schnelles Handeln.