Lieder voll Sehnsucht und Glück Tina Wedel aus Bad Godesberg macht Heimatlieder zu Youtube-Hits

Bad Godesberg · Tina Wedel arbeitet in einem Godesberger Altenheim und ist eine Größe der deutsch-russischen Liederszene. Ihre Videos auf Youtube werden millionenfach geklickt.

 Die Lieder von Tina Wedel werden auf Youtube millionenfach geklickt. Sie singt auch auf Plautdietsch.

Die Lieder von Tina Wedel werden auf Youtube millionenfach geklickt. Sie singt auch auf Plautdietsch.

Foto: Ebba Hagenberg-Miliu

Eigentlich hatte die Sängerin Tina Wedel zu ihrem 70. Geburtstag ein richtig schönes, großes Konzert geplant. Doch die Pandemie kam dazwischen. Dafür hat die Heiderhoferin nun vor erinnerter Urlaubskulisse mit Freunden mehrere stimmungsvolle Jubiläumsvideos gedreht. In der Erinnerung lässt die Hobbyfilmerin Palmen im Wind wedeln, aber auch die Bäche ihrer kirgisischen Heimat plätschern. Sie begrüßt im getupften Sommerkleid – auf Russisch. Und hebt dann auch auf Deutsch mit einem Potpourri der Lieder an, die sie seit Jahren in der hiesigen deutsch-russischen Szene bekannt gemacht haben. Von glücklichen Tagen der Liebe handeln die Lieder, vor allem aber von der Sehnsucht nach der Heimat. „Komm, wir gehen in Gedanken durch unser’n Heimatort, denn in meinen Träumen bin ich öfters da“, singt diese warme Frauenstimme zu selbst oder von Freunden komponierten und getexteten Titeln. Damit ist sie schon bundesweit aufgetreten und in Videos vielfach angeklickt worden.

1993 nach Bonn gereist

Dazu singt sie bisweilen auch in „Plautdietsch“, also dem Niederdeutsch der Deutschen aus Kirgisien, Sibirien, Orenburg und der Ukraine. Und Mahnendes wie „Bitte komm von dem Weg nicht ab“, dem Weg des Glaubens zu Gott. Denn nur seine Hände hielten diese zerbrechliche Welt zusammen, so heißt es im Liedtext. Wedel ist in einer vierköpfigen Familie in einem deutschen Ort in Kirgisien aufgewachsen. Der christliche Glaube ist den Menschen hier enorm wichtig. Von der Mutter lernt die kleine Katharina einen reichen Liederschatz kennen. Und das wird sich bis heute nicht ändern: Tina Wedel singt ihn von ganzem Herzen mit voller Inbrunst. Im Brotberuf wird sie in Kirgisien Diplom-Elektroingenieurin und arbeitet schließlich in Moskau im Energieministerium. Nebenbei steht sie in Konzerten als Sängerin auf der Bühne. Bis sie 1993 mit ihrer Tochter Olesja nach Deutschland ausreist und in Bonn neu startet. Und zwar mit Hilfe einer Umschulung als Beschäftigungstherapeutin.

Arbeit in der Altenpflege

Über viele Jahre sei sie schon in der Altenpflege im evangelischen Haus auf dem Heiderhof tätig, erzählt sie. Ergotherapie und Gedächtnistraining sind ihr täglich Brot. „Mir macht es aber auch heute noch besonderen Spaß, mit den Bewohnern und den Gästen der Tagespflege zu singen.“ Sie liebe halt das Schöne und versuche, diese Schönheit den Menschen zu zeigen, ihnen musikalisch Freude zu bereiten, hat Wedel selbst ihre Motivation, optimistische Lieder zu komponieren und vorzutragen, der Bonner Schriftstellerin Agnes Gossen-Giesbrecht beschrieben. Sie wolle zum Frieden, zu Toleranz und gegenseitigem Verständnis beitragen. „Ich möchte aber auch, dass die einheimischen Deutschen durch meine Lieder lernen, uns besser zu verstehen“, fügt sie hinzu.

Die ebenfalls als Deutsche in der damaligen Sowjetunion aufgewachsene Gossen-Giesbrecht, die Tina Wedel seit Jahren in der deutsch-russischen Kulturszene in NRW fördert und begleitet, lobt jedenfalls Wedels enorme integrative Kraft. Auf den Online-Portalen „Odnoklassniki“ und Youtube rufe bis zu einer Million Besucher ihre Songs ab, erzählt Gossen-Giesbrecht. „Und wenn Tinas Lebensweg auch nicht nur auf Rosen gebettet war, so ist ihre eigene Integration und die ihrer Familie in Deutschland doch sehr gelungen.“ Tina Wedel selbst dürfte dieses Lob sehr freuen. Denn sie wird nicht müde, für ihre deutschen, russischen und kirgisischen Fans von ihrer Lebensfreude und ihren Träumen von der Heimat zu singen.

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