2400 Menschen evakuiert Fünf-Zentner-Bombe in Bonn-Vilich erfolgreich entschärft
Update | Bonn · In Bonn-Vilich ist am späten Montagabend eine Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg erfolgreich entschärft worden. Vorher mussten rund 2400 Menschen aus dem betroffenen Gebiet evakuiert werden.
Nach dem Fund einer Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg am Montagmorgen an der Ausbaustrecke der S13 in Bonn-Vilich ist diese in den Abendstunden entschärft worden. Etwas später als geplant, weil einige der betroffenen Personen bei der Evakuierung zunächst nicht auffindbar waren, gaben die Kampfmittelbeseitiger schließlich um 22.25 Uhr Entwarnung: Stefan Höreth und Christoph Wassenberg hatten die Bombe nach etwa einer Stunde entschärft. Für gewöhnlich sind die erfahrenen Experten schneller – diesmal machte ihnen jedoch der Zünder Probleme.
Denn beim Absturz war das 250-Kilo-Ungetüm zwar nicht detoniert, aber deutlich beschädigt worden. Die verbogene und verrostete Zündvorrichtung musste das Duo behutsam herausdrehen, während der Sprengstoff über ihnen in der Grubenwand steckte. Das Areal kannten sie jedenfalls schon: Auch beim vergangenen Bombenfund in Geislar, nur etwa 500 Meter entfernt, waren sie im Einsatz – und möglicherweise nicht zum letzten Mal. Zuvor hatte der Stadtordnungsdienst am Montag rund 2400 betroffene Menschen evakuiert.
Wie die Stadt Bonn mitteilte, konnten diese sich bis zum Ende der Maßnahmen in der Gesamtschule Bonn-Beuel Ost aufhalten. Dorthin wurden sie mit Shuttlebussen der Stadtwerke Bonn gebracht. Der Kampfmittelbeseitigungsdienst der Bezirksregierung Düsseldorf, das Ordnungsamt und die Feuerwehr waren vor Ort. Ein anliegender Bauhaus-Markt wurde gesperrt. Auch das Einkaufszentrum an der B56 mit Supermarkt und Drogeriemarkt waren von der Evakuierung betroffen.
Nach Informationen an der Fundstelle handelte es sich um eine amerikanische 250 Kilo-Fliegerbombe, die an einer Spundwand der Baugrube lag Die Stadt Bonn hatte zunächst von einer Zehn-Zentner-Bombe gesprochen. Eine Zone von 400 Metern rund um die Fundstelle war als Evakuierungsradius bestimmt worden. Demnach waren unter anderem Teile der Schevastestraße, des Nonnenpfads und der Gerhardstraße betroffen.
Gesamtschule Beuel als Aufenthaltsquartier
Ruhig und besonnen gestaltete sich unterdessen die Situation an der Turnhalle der Beueler Gesamtschule, die knapp 40 Rettungskräfte in kaum zwei Stunden als Aufenthaltsquartier hergerichtet hatten, wo sie den Anwohnern aus dem Evakuierungsgebiet Verpflegung und Getränke anboten. „Offenbar sind viele Personen aus dem Evakuierungsradius doch eher bei Verwandten und Angehörigen untergekommen, andere sind vermutlich noch am Arbeitsplatz“, erklärt sich Feuerwehr-Sprecher Heiko Basten den zunächst überschaubaren Zulauf. Kleine Kinder waren kaum unter den Wartenden.
Nach Angaben der Stadt hielten sich rund 140 Menschen in der Sporthalle auf. Hier zeigte sich, was eine Evakuierung unter Corona-Bedingungen bedeutet – Registrierung und Platzzuweisung inklusive. Weil auch zwei Patienten mit Corona-Infektion und 13 Personen in Quarantäne unter den Anliegern waren, erhielten sie eine Sonderbetreuung: „Sie warten in separaten Krankenwagen und werden mit ihnen auch wieder nach Hause gebracht“, erklärte Christoph Bartz, Zugführer der Bevölkerungsschutzeinheit, die Vorgehensweise während der Maßnahmen.
Mehrere Anwohner, etwa Rolf Stock aus der Schnorrenbergstraße, berichteten, am Nachmittag eher zufällig von der Bombenentschärfung erfahren zu haben. Nachbarn, die Warn-App Nina und die lokale Medienberichterstattung im Internet seien die wesentlichen Quellen gewesen. Später allerdings seien die Durchsagen von Feuerwehr und Ordnungsamt dann nicht mehr zu überhören gewesen. „Es ist alles sehr geordnet abgelaufen. Allerdings waren wir froh, die Nina-App zu haben“, sagte Ernst Stieler aus der Schevastestraße.
Er und Petra Benninghoff-Lühl hatten es sich kurzerhand im eigenen Wohnmobil auf dem Parkplatz der Schule bequem gemacht. Hinsichtlich des Bombenfundes neben der Eisenbahnstrecke ist Stieler mit Blick auf die dortigen Angriffe im Zweiten Weltkrieg sicher: „Da wird man noch mehr finden.“
Strecke der Bahnlinie 66 zwischenzeitlich getrennt
Die Bahnstrecke zwischen Bonn-Beuel und Sankt Augustin-Menden wurde während der gesamten Räum- und Entschärfungsaktion an einige Haltestellen gesperrt. Auch die Buslinie 603 fuhr in Vilich eine Umleitung. Pendler und Reisende hatten die Möglichkeit, über den eingesetzten Schienenersatzverkehr der SWB die blockierten Haltestellen anzufahren. Nachdem die Kampfmittelbeseitiger grünes Licht gegeben hatten, teilten die Stadtwerke mit, den Bahnbetrieb auf der Linie 66 ab 22.30 Uhr wieder vollständig aufzunehmen.
Im Regionalverkehr der Deutschen Bahn waren die Linien des RE27 und des RE8 auf der Strecke Troisdorf/Beuel durch die Entschärfung betroffen. Als Ersatzverkehr wurden zwischenzeitlich auch hier Busse eingesetzt.
Am Bonner Hauptbahnhof wird derzeit parallel eine Fußgängerbrücke eingesetzt. Daher ist auch der Bahnverkehr am Hauptbahnhof eingeschränkt. Aufgrund der Teilsperrung kommt es besonders im Fernverkehr zu Verspätungen.
Bereits im Februar 2019 war bei den Ausbauarbeiten der S13 in Vilich Müldorf eine Weltkriegsbombe gefunden worden. Damals hatte die Entschärfung erst einige Stunden nach dem Fund beginnen können.