46-Jähriger in Haft SEK-Einsatz am Kameha Grand Hotel: Polizei stellt Schusswaffen sicher

Update | Beuel · Nach den vorläufigen Festnahmen von drei Verdächtigen im Hotel Kameha Grand in Bonn hat die Bonner Polizei mehrere großkalibrige Waffen sichergestellt. Gegen einen 46-Jährigen erließ ein Richter Haftbefehl.

Bonn: SEK-Einsatz am Hotel Kameha Grand - Fotos
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SEK-Einsatz am Hotel Kameha Grand in Bonn

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Foto: Axel Vogel

Die Lage war unübersichtlich, als die Polizei mit einem Spezialeinsatzkommando (SEK) am Samstag das Luxushotel Kameha Grand in Beuel stürmte. Drei Männer wurden festgenommen. Wie die Polizei am Montag mitteilt, wurden mehrere großkalibrige Waffen sichergestellt. Gegen einen 46-Jährigen erließ ein Richter Haftbefehl. Er befindet sich seit Sonntagnachmittag in Untersuchungshaft.

Bei den Festnahmen führten zwei der Männer scharfe Pistolen mit sich. In einem von mehreren Hotelzimmern, die von den Verdächtigen vermutlich seit mehreren Tagen genutzt wurden, stellten die Ermittler drei weitere großkalibrige Handfeuerwaffen, eine Maschinenpistole sowie eine große Menge Bargeld sicher. Außerdem wurde ein Pkw der Verdächtigen sichergestellt.

Anrufer schildert Bedrohung

Gegen 13 Uhr war am Samstag laut Polizeisprecher Frank Piontek ein Notruf bei der Bonner Polizei eingegangen, wonach ein 42 Jahre alter Mann, der sich zu diesem Zeitpunkt in dem Hotel aufhielt, bedroht worden sein sollte. Da nicht ausgeschlossen werden konnte, dass die Beteiligten bewaffnet waren, schickte die Leitstelle daraufhin mehrere Streifenwagen sowie Spezialeinsatzkräfte zum Bonner Bogen.

Nach GA-Informationen spielte sich der SEK-Einsatz am Samstag in einem hinteren Bereich der weiträumigen Hotellobby ab. Gegen 15.30 Uhr, als das Areal rund um die Joseph-Schumpeter-Allee großräumig abgesperrt war, nahmen die mit Maschinenpistolen bewaffneten Einsatzkräfte im Hotel zwei Männer fest, darunter der 42-Jährige. Dabei setzten die Beamten einen Taser ein. Einer der beiden Verdächtigen wurde laut Piontek bei der Festnahme leicht verletzt.

„Die von dem 42-jährigen Anrufer geschilderte Bedrohung hat nach jetzigem Kenntnisstand in der Realität nicht stattgefunden“, schreibt die Polizei Bonn am Montag in einer Mitteilung.

Dritter Mann wurde später festgenommen

Erst gegen 16.15 Uhr wurden die beiden Männer nacheinander von Beamten aus dem Hotel und zu Polizeiwagen geführt. Anschließend wurden sie ins nur 500 Meter entfernte Polizeipräsidium gebracht, wo man sie vernahm. Bei den weiteren Ermittlungen rückte dann ein weiterer Mann in den Fokus der Polizei, der möglicherweise ebenfalls an den Vorgängen in dem Hotel beteiligt gewesen sein könnte. „Auch diesen Mann haben wir dann vorläufig festgenommen“, sagte Piontek.

Die Ermittlungen der Polizei ergaben, dass es sich bei den weiteren beiden Festgenommenen im Alter von jeweils 46 Jahren um Freunde des 42-jährigen Anrufers handelt. Mit ihnen soll er sich seit mehreren Tagen in dem Hotel aufgehalten haben.

Unmittelbar nach der Festnahme der drei Männer begannen Spezialeinsatzkräften der Polizei NRW mit der Spurensicherung und mit der Durchsuchung an den Aufenthalts- und Wohnorten in Bonn und Köln der Männer. Die Untersuchungen dauerten bis zum Sonntagnachmittag an.

Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Bonn erließ ein Ermittlungsrichter am Sonntagnachmittag Haftbefehl wegen Verstößen gegen das Waffen- und Kriegswaffenkontrollgesetz gegen einen der beiden 46-Jährigen. Die übrigen Tatverdächtigen konnten am Sonntag das Präsidium wieder verlassen. Die Ermittlungen gegen sie und zu den Hintergründen dauern weiter an.

Hotel-Team brachte nach dem Schreck noch eine Gala über die Bühne

Noch ganz unter dem Eindruck der Ereignisse stand am Sonntag Andreas Graeber-Stuch, General-Manager des Kameha Grand Hotels: „Wir wünschen uns natürlich andere Dinge“, erzählte er. Zumal ausgerechnet am Samstagabend auch noch eine große Spendengala mit 470 Gästen in seinem Haus gastierte. Veranstalter sei die Reiner Meutsch Stiftung Fly & Help gewesen, die den Bau von Schulen in Entwicklungsländern fördert. Der Westerwälder Busunternehmer Meutsch hatte 1989 mit seinem Geschäftspartner Klaus Scheyer den Reisedirektanbieter Berge & Meer übernommen und diesen dann deutschlandweit zu einem der führenden Unternehmen aufgebaut. „Diese Gala inklusive eines Vier-Gänge-Menüs konnten wir dank unseres großartigen Teams und einer ausgesprochen guten Zusammenarbeit mit der Bonner Polizei problemlos über die Bühne bringen“, so Andreas Graeber-Stuch.

Das Hotel musste nicht evakuiert werden. Hotelgäste wurden jedoch bis zum Abrücken der letzten Polizeikräfte durch einen Nebeneingang des Gebäudes herein- beziehungsweise herausgeleitet.

Es habe stets einen „guten Informationsaustausch“ mit den Einsatzkräften gegeben, so Graeber-Stuch. „Dafür bin ich sehr dankbar gewesen. Meine Mitarbeiter und ich haben uns die ganze Zeit komplett gut und sicher aufgehoben gefühlt.“ Er war nach eigner Aussage auch gegen 14 Uhr von der Polizei über die Absperrmaßnahmen informiert worden, ebenso über den Zugriff des SEK und das Ende der Absperrungen zwischen 15.30 und 16 Uhr.

Anschließend hätten sich seine Mitarbeiter – ungeachtet der im Hotel andauernden Ermittlungsmaßnahmen und der Spurensuche – auch wieder dem Alltagsgeschäft widmen können, etwa dem Einchecken der Gäste. Auch um deren stetige Information habe man sich dann intensiv gekümmert. Unterm Strich sagt Graeber-Stuch: „Es war eine absolut kontrollierte Situation und zu keinem Zeitpunkt gab es bei uns ein Unsicherheitsgefühl.“

Auch er rätselt über die Hintergründe. „Vor dem Zwischenfall gab es keinerlei Auffälligkeiten im Hotelbetrieb, die Hinweise auf eine sich anspannende Situation gegeben hätten.“ Zum Zeitpunkt des Einsatzes hätten sich mehrere hundert Menschen im Hotel befunden.

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