Ehemalige Landtagsabgeordnete aus Beuel Ein Leben lang für die Sozialdemokratie

Beuel · Die Familie von Gisela Gebauer-Nehring flüchtete aus Kattowitz in den Westen. Später dann zog die frühere Bonner Landtagsabgeordnete mit Johannes Rau in den Wahlkampf. Nun ist sie für ihre 60-jährige SPD-Mitgliedschaft ausgezeichnet worden.

 Verfolgt bis heute, was in ihrem Stadtbezirk vor sich geht: Die ehemalige Landtagsabgeordnete Gisela Gebauer-Nehring.

Verfolgt bis heute, was in ihrem Stadtbezirk vor sich geht: Die ehemalige Landtagsabgeordnete Gisela Gebauer-Nehring.

Foto: Sebastian Flick

Genau 60 Jahre ist es her, dass Gisela Gebauer-Nehring der Beueler SPD beigetreten ist. Im Beitrittsjahr 1962 befand sie sich gerade mitten im Studium der Geschichte, Geographie und Politikwissenschaften an der Uni Bonn. Geprägt durch das Schicksal ihrer Familie während des Zweiten Weltkrieges war Gebauer-Nehring, Jahrgang 1937, schon in jungen Jahren motiviert, sich politisch zu engagieren: Nachdem der Vater 1943 im Krieg gefallen war, flüchtete die gebürtige Breslauerin zusammen mit ihrer Mutter und ihren vier Geschwistern im Januar 1945 von Kattowitz zunächst nach Berlin.

Zu Beginn engagierte sie sich in der Gewerkschaft

Ihre ersten politischen Erfahrungen sammelte sie, als sie in Bonn der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) beitrat. Die Bildungspolitik lag ihr stets sehr am Herzen und sollte später auch einer ihrer Arbeitsschwerpunkte werden: „Das Ziel der SPD ,Schule für alle’ gefiel mir sehr gut. Das war auch mein Ziel“, sagt Gebauer-Nehring. Die Gesamtschule Beuel, an der sie unterrichtete, war eine der ersten Schulen, die Kinder mit körperlichen Einschränkungen in den Unterricht integrierte.

Ihr Mann Klaus Gebauer, den sie 1968 heiratete, arbeitete als Regierungsschuldirektor, war für die Erstellung von Lehrplänen verantwortlich und fünf Jahre nach ihr, im Jahr 1967, der SPD beigetreten.

Ehemalige Landtagsabgeordnete aus Beuel: Ein Leben lang für die Sozialdemokratie
Foto: Klaus Gebauer

Gebauer-Nehring war Landesvorsitzende in der Arbeitsgemeinschaft für Bildung und ist noch heute Mitglied im Partnerschaftskomitee Beuel-Mirecourt. In den 1990er Jahren wurde sie Landtagsabgeordnete, den Stadtrat hatte sie aber übersprungen. Von 1999 bis 2012 war sie Mitglied der Bezirksvertretung Beuel, fünf Jahre davon auch als stellvertretende Bezirksbürgermeisterin.

Aus alten Wahlkampfzeiten 1990: Gisela Gebauer-Nehring mit „Bruder Johannes“.

Aus alten Wahlkampfzeiten 1990: Gisela Gebauer-Nehring mit „Bruder Johannes“.

Foto: Klaus Gebauer

Auf die Lokalpolitik hat sie einen genauen Blick

Gebauer-Nehring verfolgt nach wie vor mit großem Interesse die Entwicklung in ihrem Stadtbezirk. Einige Entwicklungen bereiten ihr jedoch große Sorgen, allen voran der Mangel an Kitaplätzen: „Freie Träger schließen Kitas, wenn es finanziell nicht reicht. Da muss die Kommune Verantwortung übernehmen und neue Kitaplätze schaffen“, fordert die Lokalpolitikerin.

Ebenfalls sehr kritisch betrachtet sie die Entwicklung des Zentralismus in Bonn: „Viele Einrichtungen von Bibliotheken bis hin zu Meldestellen werden von Beuel in die Innenstadt verlagert. Sogar das Notfallzentrum von St. Josef wurde mit dem Bonner Gesundheitswesen zusammengelegt“. Positive Entwicklungen im Stadtbezirk Beuel gebe es aber auch: „Die Kulturszene Beuels lebt“, freut sich Gebauer-Nehring. Der Umzug des Pantheons nach Beuel, das preisgekrönte Programm des Jungen Theaters Bonn, das vielseitige Kulturangebot der Brotfabrik und zwei Kinos haben dazu beigetragen, dass Beuel sich zu einem Kulturstandort entwickelt hat, der sich zweifellos sehen lassen kann.

Intensiv verfolgt sie heute die Pläne rund um den Beueler Bahnhof: „Es gibt ja den Diskurs, ob der Beueler Bahnhof erhalten und in ein Kulturzentrum verwandelt werden soll, das fände ich sehr gut“, sagt Gebauer-Nehring. Sie selbst engagiert sich heute im Sprecherkreis der Säkularen Sozialdemokraten, an deren Videokonferenzen sie mindestens zweimal pro Woche teilnimmt. Erst vergangene Woche ist sie zusammen mit ihrem Mann zum Jahrestreffen des Bundesweiten Netzwerkes der Säkularen in der SPD nach Leipzig gereist.

Neben Gebauer-Nehring wurden während eines Festaktes am Freitagabend im Beueler Rathaussaal insgesamt 68 Mitglieder für ihr langjähriges Engagement in der Beueler SPD geehrt. Ebenfalls 60 Jahre Parteimitgliedschaft in der SPD Beuel feiern Walter Nocker und Hermann Schunck. Ulrich Kelber, ehemaliger Bundestagsabgeordneter, Angelika Esch, Vorsitzende der SPD-Fraktion im Stadtrat und Gabriel Kunze, Co-Vorsitzender der Bonner SPD, zeichneten zudem zehn, 25, 40 und 50-jährige Parteimitgliedschaften aus.

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