Adolf-Quad-Straße Geteiltes Echo bei städtischer Info-Veranstaltung

Vilich-Müldorf · Seit einem Ratsbeschluss im Jahr 2016 steht fest, dass die kleine Adolf-Quad-Straße in Vilich-Müldorf erneuert und dabei die Parksituation neu konzipiert wird. Ein Umstand, der bei den Anwohnern für ein geteiltes Echo sorgt.

 Die Adolf-Quad-Straße hatte schon oft Straßenschäden und musste repariert werden. Nun soll eine Mischfläche den Bereich erneuern.

Die Adolf-Quad-Straße hatte schon oft Straßenschäden und musste repariert werden. Nun soll eine Mischfläche den Bereich erneuern.

Foto: Jakub Drogowski

Zeitweise herrschte dicke Luft in Raum A 036 der Integrierten Gesamtschule Bonn-Beuel. Zwar waren lediglich etwa 15 der von den bevorstehenden Maßnahmen betroffene Anwohner zugegen. Die Anwesenden brachten ihre Sorgen und Anliegen jedoch deutlich zum Ausdruck. Ausrufe wie „Wer plant den so etwas?“, „Wo sollen die Autos hin?“, „Glauben Sie, an ein Parkverbot hält sich jemand?“ oder einfach nur „Das ist doch alles Quatsch!“ dominierten zu Beginn die Diskussionskultur, ehe sich die Veranstaltung im Laufe des frühen Abends beruhigte.

Bezirksingenieurin Aysen Tarhan wurde bei ihrer Vorstellung der geplanten Straßenbaumaßnahmen mehrmals unterbrochen. „Zurzeit haben wir in Ihrer Straße Tempo 30, in Zukunft soll diese als verkehrsberuhigt ausgeschildert werden. Folglich müssten die Stellplätze ausgewiesen werden“, so Tarhan. „Sobald der noch nötige Grunderwerb eingeleitet wurde, möchten wir im nächsten Jahr mit den Baumaßnahmen beginnen.“

Die aktuellen Planungen der Mitarbeiterin des Tiefbauamtes sehen eine Anzahl von insgesamt acht KFZ-Stellplätzen vor, im Gegensatz zu den derzeit frei wählbaren Parkmöglichkeiten im Bereich zwischen Burbank- und Mühlenbachstraße. „Die Stellplätze sind dann alternierend, sodass der Verkehr verlangsamt wird“, fuhr die Ingenieurin fort.

Der gesamte Bereich soll neu gepflastert werden. Lediglich das Ende zur Burbankstraße soll weiterhin asphaltiert bleiben, um die Rechts-vor-links-Regel aufrechtzuerhalten. Eine Rinne in der Straßenmitte soll den Regenabfluss gewährleisten. An den Stellen ohne Stellfläche, sei bei einem Querschnitt von 8,5 Metern genügend Platz für zwei sich passierende Autos.

Vorschlag Einbahnstraße

„Dadurch wird die Straße ja erst zur Rennstrecke“, befürchtete ein Anwohner. So entfiele die bremsende Wirkung des Gegenverkehrs, bei der man sich durch die Lückensuche in der Kette der parkenden Fahrzeuge gegenseitig Platz mache. „Die Erfahrung andernorts zeigt, dass solche Mischflächen gut zur Beruhigung des Verkehrs geeignet sind. Nachdem sich die Menschen schnell daran gewöhnt haben und gegenseitig auf sich achten, sind positive Effekte deutlich erkennbar“, versuchte Tiefbauamtsingenieur Sebastian Böhm zu beschwichtigen.

Mischflächen sind verkehrsberuhigte Zonen, in denen Fußgänger, dem KFZ bevorrechtigt, den Straßenraum nutzen und begehen können. Dies wird oftmals durch den Verzicht von Bordsteinen und den Gebrauch von Pollern oder Pflanzenflächen durchgesetzt. Den Vorschlag eines weiteren Anwohners, das Areal in eine Einbahnstraße umzuwandeln, wurde von den Verantwortlichen mitaufgenommen. „Wir nehmen es gerne als Anregung in die weitere Planung mit auf. Bislang wurde nichts final entschieden“, bemerkte Tarhan. „Durch eine Einbahnstraße haben sie aber umso mehr das Problem des Schnellfahrens, wenn man weiß, es kommt einem keiner entgegen“, kritisierte jedoch der Sachgebietsleiter für Grundsatzfragen und Beiträge Ingo Alda.

Letzterer war es auch, der den Anwesenden die gute Nachricht von den beitragsfreien Straßenbaumaßnahmen brachte. „Nach jetzigem Stand fördert das Land Nordrhein-Westfalen 100 Prozent der Kosten bis zum Jahr 2026. Wir haben die Bauzeit mit etwa 6 Monaten veranschlagt. Es ist also genug Zeit“, so Alda.

Größere Fahrzeuge

Ohne die Fördermittel würde die Beitragsbelastung bei zwischen 25 und 37 Euro pro Quadratmeter liegen. „Das wäre eine ganze Menge“, war aus dem Publikum zu hören. Einige zeigten sich skeptisch, ob die Baumaßnahmen daher rechtzeitig vor Ende des Förderzeitraumes beendet würden, inklusive der Grundverlegung etwaiger neuer Glasfaserkabel durch Netzbetreiber. „Wieso muss die Straße überhaupt neu gebaut werden und dann auch noch ohne Parkplätze?“, rief eine seit Jahrzehnten in der Straße lebende Bürgerin.

Viele der Wortführer der Diskussion, die unzufrieden mit den bevorstehenden Baumaßnahmen waren, gaben an „seit 40“, „50“ und in einem Fall auch „seit über 60 Jahren“ in der Adolf-Quad-Straße zu leben. „So wie es jetzt ist, war es immer gut und nie ist etwas auf der Straße passiert“, rief die Alteingesessene, während eine dreifache Mutter das Projekt begrüßte. „Dann muss ich mir weniger Sorgen machen, wenn meine Kinder draußen spielen“, so die Mutter. „Kinder gehören nicht auf die Straße“,“ folgte die lapidare Antwort eines Nachbarn.

„Die Straße musste in den vergangenen Jahren immer wieder repariert werden, daher die Maßnahme. Moderne Fahrzeuge sind viel größer als noch vor einigen Jahren. Das ist bei der Planung ein Problem“, erklärte Aysen Tarhan. „Die Politik hat so entschieden“, fügte Alda hinzu. „Heutzutage werden sie keinen politischen Beschluss mehr erleben, zugunsten von mehr Parkplätzen. Das ist einfach so.“

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