Es fehlt an Personal und Budget Neubaupläne für Jugendfarm in Pützchen ruhen weiterhin

Pützchen · Seit Jahrzehnten ist das Vereinshaus der Jugendfarm in Pützchen sanierungsbedürftig. Besonders die Toiletten sind marode. Der Plan der Stadt, das Gebäude abzureißen und neu zu bauen, steht schon lange. Woran hakt es?

 Zwei Mädchen waschen sich in der Toilette der Jugendfarm in Pützchen die Hände. Das Haus ist schon lange sanierungsbedürftig.

Zwei Mädchen waschen sich in der Toilette der Jugendfarm in Pützchen die Hände. Das Haus ist schon lange sanierungsbedürftig.

Foto: Benjamin Westhoff

Stolz präsentiert Madlen Reinhardt ihr kleines Beet auf der Jugendfarm in Pützchen. Die Viertklässlerin hat Kartoffeln und Kräuter gepflanzt. Ihre Schwester Juliana (9) übt lieber ein paar Vorwärtsrollen auf dem Turnreck nebenan. Fast jeden Nachmittag verbringen die beiden auf dem großen Spielgelände – zusammen mit 80 bis 100 weiteren Kindern. Einige bauliche Mängel der Anlage schmälern den Freizeitspaß allerdings. Vor allem mit dem maroden Zustand der Sanitäranlagen sind Kinder, Jugendliche und Betreuer unzufrieden.

„Das Klo ist oft verstopft und dann müssen wir auf die Jungs-Toilette“, sagt Julina Schubert. „Manchmal gehen wir dann auch auf die Mitarbeiter-Klos.“ Ihre Freundinnen Liyam Bakr (9) und Aida Rinke (9) stimmen zu. „Ich finde schlecht, dass wir nur ein Mädchen-Klo haben. Aber das von den Jungs ist auch dreckig und läuft nicht richtig ab“, berichtet Bakr. Den Eindruck kann auch Jonathan Bache bestätigen: „Die Toiletten sind ziemlich klein und nicht gut in Schuss.“ Der Neunjährige wünscht sich, dass die WC-Räume saniert werden, aber auch, „dass die Kinder die Klos ordentlicher behandeln“. „Es wäre auch schön, wenn man die Wände sauber machen und streichen könnte“, ergänzt Madlen Reinhardt (10).

Seit drei Jahrzehnten betreibt die Jugendfarm als freier Träger der Kinder- und Jugendhilfe das Vereinshaus auf dem Holzlarer Weg, ein städtisches Gebäude, dessen Ausstattung seit Jahrzehnten äußerst dürftig ist. „Eine Sanierung ist seitens der Stadt erforderlich, da das Gebäude in einem ziemlich schlechten Grundzustand ist“, sagt Vorstandsvorsitzender Stephan Dülberg. Eine veraltete Küche und sanierungsbedürftige Toiletten seien inzwischen kaum zumutbar für die Kinder und Jugendlichen, die die Jugendfarm täglich besuchen. „Als ich vor 25 Jahren als Praktikantin hier war, sahen die WCs auch schon so aus“, berichtet Sarah Brandt, die heute als pädagogische Mitarbeiterin auf der Jugendfarm tätig ist. Besonders die Rohre und die Elektrik müssten dringend erneuert werden.

Nach Angaben der Bonner Stadtverwaltung lohnt sich die Investition in eine Sanierung wegen der langen Nutzungsdauer des Gebäudes nicht mehr, berichtet Dülberg. Daher gebe es seit mehr als 15 Jahren seitens der Stadt die Idee, das Gebäude abzureißen und ein neues Vereinshaus zu bauen.

Neubau scheitert an Budget, Zuständigkeiten und Personalmangel

Auf einen Zeitplan für Abriss und Neubau wartet die Jugendfarm seit Jahren vergeblich. Zwar sei vor zehn Jahren ein Raumbedarfsplan erstellt worden, „die Umsetzung ist allerdings am Budget gescheitert“, erklärt Dülberg. Das habe bei rund 1,4 Millionen Euro gelegen. „Alleine für die Planungs- und Abrisskosten waren 300.000 Euro vorgesehen.“ Beim errechneten Bedarf hätte das vorgeschlagene Budget nicht ausgereicht, sagt der Vorstandsvorsitzende. Auch sei die Summe bei der Planung nach über einem Jahrzehnt nicht angepasst worden, zumal die Preise für ein solches Vorhaben inzwischen signifikant teurer geworden seien. Aktuell ruht das Projekt daher weiterhin.

„Der Prozess müsste neu angestoßen werden“, sagt Dülberg. Das scheitere allerdings derzeit vor allem an mangelnden Ressourcen und wechselnden Zuständigkeiten im Städtischen Gebäudemanagement (SGB) sowie im Jugendamt. „Aufgrund der personellen Engpässe beim SGB steht noch nicht fest, wann der Abriss und Neubau der Jugendfarm geplant ist“, teilt Lea Hoffmann aus dem Presseamt der Stadt dazu mit.

Abriss und Neubau sollte über Verein erfolgen

Im letzten Jahr habe es die Überlegung gegeben, die Maßnahme im Auftrag der Stadt unmittelbar durch die Jugendfarm als Träger ausführen zu lassen, sagt Hoffmann. „Diesbezügliche Überlegungen wurden seitens des Trägers allerdings wieder verworfen“, erklärt die Sprecherin.

Grund für die Absage sei das für den Verein unzureichende Budget gewesen, sagt Vorstandsvorsitzender Dülberg. „Weil nicht klar wurde, ob das Budget angepasst wird, habe ich das Vorhaben abgelehnt“, sagt er. Aktuell bekäme der Verein keine neuen Informationen zum geplanten Abriss und Neubau der Jugendfarm, was Dülberg bedauert: „Der Wille ist immer da, aber es scheitert oft an den Zuständigkeiten.“

Er habe zudem vor einigen Jahren gefordert, einen neuen Raumbedarfsplan zu erstellen. „Mit dem zu geringen Budget wären wir nämlich auf hohe Spenden angewiesen, die wir nicht akquirieren könnten“, sagt der Vorsitzende. Solange es keine konkreten Pläne gibt, nutzt der Verein das sanierungsbedürftige Gebäude weiter für sein Angebot. „Wir als Träger sagen: Lieber nutzen wir das veraltete Gebäude weiter bis es einen passenden Neubauplan gibt, als dass es abgerissen wird, ohne dass ein Neubau erfolgt“, erklärt Dülberg.

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