Linie 66 Wie geht es mit der Haltestelle Oberkassel-Mitte weiter?

Oberkassel · Damit die Haltestelle Oberkassel-Mitte erhalten werden kann, muss sie barrierefrei ausgebaut werden. Zu teuer, findet die Verwaltung. Stattdessen soll die Haltestelle eingestellt werden. Die Beueler Fraktion gibt sich damit nicht zufrieden.

Mit dem Kinderwagen ist es für Julia Heineccius schwer, in die Linie 66 einzusteigen. Sollte der barrierefreie Ausbau der Haltestelle nicht erfolgen, steigt sie auf das Auto um.

Mit dem Kinderwagen ist es für Julia Heineccius schwer, in die Linie 66 einzusteigen. Sollte der barrierefreie Ausbau der Haltestelle nicht erfolgen, steigt sie auf das Auto um.

Foto: Sebastian Flick

Julia Heineccius muss regelmäßig mit der Stadtbahn von Oberkassel nach Siegburg fahren. Dafür würde sie gern die Linie 66 von der Haltestelle Oberkassel-Mitte aus nehmen. „Der Einstieg ist mit Kinderwagen nahezu unmöglich. Da steige ich lieber aufs Auto um“, sagt sie. Nur ein barrierefreier Ausbau der Haltestelle könnte sie überzeugen, weiterhin mit der Bahn zu fahren. Doch die Stadt hat andere Pläne: Die Haltestelle Oberkassel-Mitte soll nicht umgebaut werden, sondern gänzlich entfallen, während Oberkassel-Nord und Oberkassel-Süd barrierefrei werden.

Die Nachricht führte bei vielen Anwohnern zu einem Aufschrei. Die Beueler CDU hatte daraufhin zusammen mit weiteren Fraktionen bei der Verwaltung eine Große Anfrage zum Sachstand eingereicht und lies prüfen, ob die Haltestelle tatsächlich geschlossen werden muss. Darin heißt es: „Die beabsichtigte Schließung der Haltestelle Oberkassel-Mitte ist von besonderer Bedeutung für die Bürgerinnen und Bürger, die unmittelbar und mittelbar an dieser Haltestelle wohnen beziehungsweise arbeiten.“ Von der Schließung betroffen wären demnach auch die umliegenden Geschäfte, Cafés und Restaurants in der Königswinterer Straße.

In der Antwort der Verwaltung heißt es zur Erklärung der Pläne der Stadt, dass für einen barrierefreien Ausbau der Haltestelle Mischbahnsteige erforderlich seien, die jeweils aus einem Tiefbahnsteig (Länge: mindestens 30 Meter) und einem Hochbahnsteig (Länge: mindestens 60 Meter) bestehen, da die Haltestelle von Niederflur-Straßenbahnen der Linie 62 und Hochflur-Stadtbahnen der Linie 66 gemeinsam angefahren wird.

„Dadurch würden zukünftig jede der drei Haltestellen Bahnsteige von mehr als 100 Meter Länge aufweisen und die Abstände zwischen den Bahnsteigen benachbarter Haltestellen geringer als momentan ausfallen“, so die Verwaltung. Es ergebe sich ein Abstand zwischen den Haltestellen Oberkassel-Nord und Oberkassel-Mitte von circa 300 Metern, und zwischen Oberkassel-Mitte und Oberkassel-Süd von 250 Metern – zu gering für Verwaltung und Stadtwerke. „Die Stadtwerke sagen, dann wären die Abstände zu den nächsten Haltestellen zu kurz. Das stimmt aber so nicht. Die Entfernung wird nicht kleiner, der Bahnsteig wird nur länger“, argumentiert Stadträtin Fenja Wittneven-Welter (SPD) für den Ausbau.

Hohe Ausbau- und Betriebskosten

Ein weiterer Knackpunkt sind die Kosten: die Umbaukosten pro Haltestelle beinhalten Gelder in Höhe von mindestens zwei Millionen Euro. Diese könnten jedoch zu 90 Prozent gefördert werden. „Im Idealfall würden der Stadt 200.000 Euro Ausbaukosten pro Haltestelle entstehen. Nicht förderfähig sind jedoch die Planungskosten, die mit jeweils 20 Prozent, das heißt mindestens 400.000 Euro, angesetzt werden“, so die Verwaltung. Aufgrund der anhaltenden Inflation rechne man jedoch mit höheren Ausgaben, und nach Fertigstellung des Ausbaus kämen zum anderen jährliche Betriebskosten in Höhe von 40.000 Euro pro Haltestelle hinzu.

Eine Alternative könnte darin bestehen, dass nur die Linie 62 barrierefrei hält – eine Option, die die Stadtwerke prüfen lassen wollten: Um die Haltestelle Oberkassel-Mitte lediglich für die Straßenbahn zu erhalten, müssten nach Aussage der Technischen Aufsichtsbehörde einige Aspekte erfüllt werden. Dazu gehöre der barrierefreie Ausbau der Haltestelle für den Straßenbahnverkehr und die Verankerung der Nichtbedienung der Haltestelle durch die Linie 66 im Nahverkehrsplan. „Eine Beibehaltung der Haltestelle im Bestand bei alleiniger Bedienung der Linie 62 und Durchfahrt der Linie 66 ist somit nicht möglich“, urteilte die Verwaltung.

Der Bürgerinitiative Oberkassel spricht dagegen: „Langfristig lässt sich die Haltestelle nur retten, wenn sie barrierefrei ausgebaut wird“, sagt Michaela Glose-Wüstemeyer. Auch die Bezirksverordnete Heidi Froese-Jauch (CDU) zeigt Unverständnis, was eine mögliche Schließung der stark frequentierten Haltestelle betrifft. „Wir sind der Ansicht, dass beide Bahnen, die Linie 62 und die Linie 66 weiterhin hier halten müssen“, sagt sie.

Eine Fahrgast-Zählung, die ergeben hatte, dass in Oberkassel-Mitte zu wenige Personen ein- und aussteigen, wird von der Politik kritisch betrachtet: „Die Zählung erfolgte in Corona-Zeiten. Da war der Sportplatz gesperrt und es hatte kein Trainingsbetrieb stattgefunden“, stellte der Bezirksverordnete Dominique Löbad (FDP) fest.

Bei der kommenden Sitzung der Bezirksvertretung Beuel am Mittwoch werden die Politiker erneut beraten und abstimmen. Entscheiden wird jedoch letztlich der Stadtrat.

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