Hörspiel-Krimi Zwei Kripobeamte ermitteln verdeckt in Bonner Abtei

Beuel · Zwei Beueler haben ihren zweiten amüsanten Hörspiel-Krimi produziert. Die fiktiven Polizisten Bachmann und Beksiński sind im Bonn der 1980er-Jahre dem „Melissengeist“ auf der Spur.

 Michael Rieck (links) und Stephan Kern verleihen dem Ermittler-Duo Beksiński und Bachmann ihre Stimmen.

Michael Rieck (links) und Stephan Kern verleihen dem Ermittler-Duo Beksiński und Bachmann ihre Stimmen.

Foto: Benjamin Westhoff

Bonn, irgendwann Anfang der 1980er-Jahre. Hauptstadt-Dschungel und Provinz-Theater. Kriminaloberkommissar Ralph Bachmann und Kriminalobermeister Gregor Beksiński sind dem geheimnisvollen „Melissengeist“ auf der Spur. Unter diesem Namen bedroht ein unbekannter Erpresser die Mönche des Klosters Sankt Josef. Gibt es eine Verbindung zwischen der klösterlichen Schnapsbrennerei und den aggressiven Übernahme-Angeboten eines Bonner Eierlikör-Herstellers? Die beiden Kripo-Beamten beschließen, die Mönchskutten überzustreifen und verdeckt in der unheimlichen Abtei zu ermitteln.

So ließe sich das Szenario dieses amüsant-nostalgischen Hörspielkrimis beschreiben, ohne zu viel zu verraten. Ab diesem Freitag (28. Mai) ist von der noch jungen Hörspielserie „Bachmann & Beksiński“ die zweite Folge mit dem ominösen Titel „Melissengeist“ auf diversen Online-Plattformen abrufbar.

Kreativen Köpfe leihen den Ermittlern ihre Stimme

Die Sprecher der beiden fiktiven Kriminalbeamten sind zugleich die kreativen Köpfe und Macher der Hörspiele. Der Beueler Michael Rieck (41), Projektmanager Marketing bei der Telekom, verfasst die Drehbücher und erweckt mit seiner Stimme Gregor Beksiński zum Leben. Wie ist er in Sachen Hörspiele sozialisiert worden? „Als ich als Kind etwas älter war und mir meine eigene Hörspielwelt erschlossen habe, kamen die 'Masters of the Universe'. Kann man immer noch gut hören, alle Folgen sind extrem gelungen. Und Peter Pasetti als Skeletor war unter den Stimmen die Nummer eins.“

Die Figur des Ralph Bachmann wird akustisch lebendig durch Stephan Kern (46), freier Hörfunkjournalist und bei „Bachmann & Beksiński“ für die Sprach- und Tonaufnahmen sowie den Schnitt zuständig – die Regie teilen sich die beiden Hörspielfans auf. Kern war in seiner Jugend „absoluter Drei-Fragezeichen-Fan“ und sammelte auch die Kassetten der Hörspielserie „Jan Tenner“. Kern: „Ich bin grundsätzlich ein großer Fan von Geschichten. Und wenn die gut erzählt sind, ist es ein Genuss.“ Als Diplomatenkind lebte er auch in Stockholm, Paris und London – und hatte seine deutschen Hörspielkassetten stets im Koffer dabei. „Für mich haben Hörspiele deshalb immer auch Heimatgefühl und Vertrautheit bedeutet.“

Absage des WDR führt zu eigenem Projekt

Für die beiden Freunde, die seit 2018 zusammen den Podcast „Zart und bitter“ betreiben, war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis sie ihr erstes eigenes Hörspiel entwickeln würden. Weil der Westdeutsche Rundfunk Riecks Anregung, einen „Tatort“ im Bonn der 80er-Jahre zu produzieren, höflich abschmetterte, sagte sich der 41-Jährige: „Dann müssen wir das eben selber machen.“ Und: „Wir wussten, dass unser Hörspiel einfach in den 80ern spielen muss. Dieses Jahrzehnt kommt immer mal wieder in Wellen hoch, weil sich viele Menschen liebevoll daran erinnern.“ Also schrieb Rieck die Story für das erste „Bachmann & Beksiński“-Kriminalhörspiel. Die insgesamt elf Rollen der ersten Folge „Papageno“, die Mitte Januar veröffentlicht wurde, übernahmen Verwandte, Freunde, Kollegen und Bekannte. In jenem Erstling geht es um den Mörder eines Dirigenten der Bonner Oper, der sich von Musical-Motiven inspirieren lässt. Als charismatischer Erzähler mit Kaminfeuer-Timbre fungiert in beiden Folgen Kerns 82-jähriger Vater.

Amateurproduktion auf Profiniveau

Zwar handelt es sich bei den nostalgischen Bonn-Krimis um Amateurproduktionen, aber die ersten beiden Folgen klingen trotzdem nach Arbeit von Profis. Die großartige Titelmusik sowie weitere Instrumentalmusik und Soundeffekte stammen von Stefan Tempel, der auch für Mischung und Mastering zuständig ist. Michael Rieck quartierte sich für sein Skript zum „Melissengeist“ für fünf Tage in einem Aachener Kloster ein, um sich in die richtige Stimmung zu versetzen. Und für die Geräuschkulisse der fiktiven Bonner Abtei griff Stephan Kern auf eine eigene Radioreportage zurück, die er vor ein paar Jahren im Kloster von Maria Laach aufgenommen hatte – inklusive sakralen Gesängen und Glockengeläut.

Die Hörspiele leben nicht nur von den ebenso bizarren wie humorvollen Fällen, sondern nicht zuletzt von dem originellen Ermittler-Duo. Der polnischstämmige, impulsive Gregor Beksiński verdingte sich vor seiner Polizeilaufbahn als Kirmesboxer auf Pützchens Markt, während Ralph Bachmann aus dem Bildungsbürgertum stammt und bei der Kripo als Streber und Überflieger angesehen wird. Ein Duo, von dem hoffentlich noch viel zu hören sein wird.

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