Polizeiaktion in Hardtberg Große Drogen- und Alkoholkontrolle in Duisdorf

Duisdorf · Die konzertierte Aktion von Polizei und Zoll an der Rochusstraße und am Schieffelingsweg am Mittwoch lief über neun Stunden. Das Bonner THW unterstützte mit technischer Ausrüstung.

 Über viele Stunden kontrollierten Beamte am Mittwoch in Duisdorf.

Über viele Stunden kontrollierten Beamte am Mittwoch in Duisdorf.

Foto: Benjamin Westhoff

Manchem Autofahrer gefror am Mittwoch der entspannte Gesichtsausdruck. Die herausgestreckte Polizeikelle und der eindeutige Wink des Beamten, rechts raus zu fahren, ließen keinen Zweifel, dass er zu einer Kontrolle herausgefischt wurde. Einige hielten von der Situation und dem Polizeiaufgebot verunsichert sogar aus freien Stücken – waren aber gar nicht gemeint und wurden unwirsch weiterkomplimentiert: Plötzlicher Stopp im fließenden Verkehr ist immer ein Unfallrisiko.

Mit einem Großaufgebot von 60 Beamtinnen und Beamten der Bonner Polizei, dem Hauptzollamt Köln und mit Unterstützung des örtlichen Technischen Hilfswerks (THW) war am Mittwoch von 11 bis 20 Uhr auf der Rochusstraße und dem Schieffelingsweg eine gezielte Alkohol- und Drogenkontrolle angesagt. Wie Alexander Neuhaus, Leiter der Wache Duisdorf/Alfter, erläuterte, handelt es sich um einen Einsatz im Rahmen des europäischen Verkehrspolizei-Netzwerks Roadpol. Dieser Zusammenschluss hat die Aufgabe, europaweit nationale Aktionen zur Durchsetzung der Vorschriften im Straßenverkehr zu koordinieren, um die Zahl der Unfalltoten und Schwerverletzten zu reduzieren. Dazu werden regelmäßige Verkehrsüberwachungen durchgeführt. In dieser Woche liegt der Schwerpunkt auf Alkohol- und Drogenkontrollen – auch in den Nachbarländern.

Verkehr fließt für Stunden nur einspurig

Punkt 11 Uhr war an der Kreuzung Hermann-Wandersleb-Ring zur Rochusstraße ein LKW des THW als Hindernis platziert, sodass der Verkehr nur einspurig passieren konnte. „Wir müssen den Verkehr verlangsamen, damit es nicht wegen der Kontrolle auch noch zu Auffahrunfällen kommt“, erläuterte Alexander Neuhaus. Das Entscheidende aber war, dass an der forcierten Engstelle Polizeibeamte als Späher standen, die Autos und Insassen inspizierten.

Wie erkennt man aus der Entfernung, ob ein Autofahrer unter Drogen- oder Alkoholeinfluss unterwegs ist? An der Frisur lässt sich das wohl nicht ablesen. „Die Kollegen sind geschult und haben langjährige Berufserfahrung“, so Neuhaus. Ein Laie würde vielleicht auf stark gerötete Augen oder unsichere Fahrweise achten. Für die Späher kommen in der Momentaufnahme viele Faktoren zusammen, die ihm einen Eindruck vermitteln. Die Drogenszene hat Erkennungsmerkmale. Ob jedoch der junge Fahrer im teuren Sportwagen tatsächlich damit zu tun hat, kann nur eine Kontrolle zeigen. Auch ein ungewöhnlich zugemüllter Fahrzeuginnenraum ist auffällig. Polizeidirektor Andreas Piatowski, Leiter der Polizeidirektion II, betont, dass es sich bei den Kontrollen um eine „verdachtslose Prüfung“ handelt. Und: „Wir bekommen keine Provision für geschriebene Anzeigen.“

Parkplatz des Berufskolleg als Sammelstelle

Die herausgewunkenen Autos wurden auf den Parkplatz des Berufskollegs dirigiert und dort von Polizei-Teams in Empfang genommen. Teilweise herrschte auf dem Parkplatz Hochbetrieb: große Autos mit jungen Fahrern, Lieferwagen mit und ohne gültige Tüv-Plakette, ramponierte Kleinwagen. Kontrolliert wurde alles, was im Straßenverkehr zur Gefahr oder zum Problem werden kann – sogar der Verbandskasten. „Stellen Sie sich vor, Sie kommen an eine Unfallstelle und das Material im Verbandskasten ist unbrauchbar“, gab Neuhaus zu bedenken.

Auf die Ankündigung eines Drogentests reagierten die zumeist jungen Autofahrer relativ gelassen. Im ersten Schritt prüften die Beamten die Reaktion der Pupillen auf Taschenlampenlicht. Zeigte sich eine verlangsamte Reaktion, wurde der Betreffende gebeten, am Streifenwagen einen Abstrich- oder Urintest zu machen. Sollte der positiv ausfallen, müsste er zu einer Blutprobe mit zur Wache.

Bis 15.30 Uhr hatte die Bonner Polizei 182 Kontrollen durchgeführt. Die Bilanz sah laut Sprecher Michael Beyer so aus: Bei drei Autofahrern konkretisierte sich der Verdacht auf einen Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz. In einem Auto wurden Drogen gefunden. 38 Mal wurden Verwarngelder einkassiert – beispielsweise wegen des Verstoßes gegen die Gurtpflicht. 15 Autofahrer hatten sich wegen einer Ordnungswidrigkeit zu verantworten – beispielsweise Handytelefonat am Steuer. Eine Person erhielt eine Anzeige wegen Beamtenbeleidigung.

Kölner Zollfahnder kontrollieren den Lieferverkehr

Den Kölner Zollfahndern kam die Aktion in Duisdorf recht. So konnten sie in Zusammenarbeit mit der Polizei den Lieferverkehr kontrollieren. Hauptsächlich ging es um Schwarzarbeit oder illegale Beschäftigung. Wie Sprecher Jens Ahland erläuterte, nimmt die Zollfahndung beispielsweise die Einhaltung des Mindestlohns oder die Arbeitszeiten unter die Lupe. Besonders im Visier habe man Paketdienste, weil die oftmals mit Subunternehmerketten operieren würden. Den Fahrern am Ende dieser Kette würde oftmals nur ein Hungerlohn gezahlt.

Die Bilanz bis 16 Uhr: Insgesamt wurden 42 Personen von den Zollfahndern kontrolliert. Bei dreien ergaben sich Hinweise auf Verstöße. Bei einem Lebensmittelfahrer sei aufgefallen, dass er eine viel zu lange Probezeit absolviert. „Das heißt, es besteht der Verdacht auf Schwarzarbeit“, so Ahland. Gegen zwei Gerüstbauer werde wegen des Verdachts auf Scheinselbstständigkeit weiter ermittelt.

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