Aufwendige Recherche Bonner macht Entdeckungsreise in die Vergangenheit

Duisdorf · Manfred Fietz arbeitet an einer Chronik für den Ortsfestausschuss Duisdorf. 100 Stunden hat er sich dafür schon durch Unterlagen gewühlt und im Stadtarchiv verbracht. Dabei entdeckt er immer wieder Kurioses.

 Manfred Fietz arbeitet für eine Chronik des Duisdorfer Ortsfestausschusses aktuell viele alte Unterlagen durch.

Manfred Fietz arbeitet für eine Chronik des Duisdorfer Ortsfestausschusses aktuell viele alte Unterlagen durch.

Foto: Benjamin Westhoff

Manfred Fietz liest derzeit viel. Allerdings blättert er weder in Krimis, Biografien oder Reiseführern. Nein, er durchforstet stundenlang vergilbte Unterlagen, alte Festschriften und Sitzungsprotokolle längst vergangener Zeit. Rund 100 Stunden hat er in den letzten Monaten bereits damit verbracht und versucht, die Duisdorfer Vereinsgeschichte Stück für Stück zu erforschen. Eine Arbeit, die viel Disziplin erfordert. „Man muss aufpassen, dass man sich nicht ablenken lässt und in eine ganz andere Richtung abdriftet“, schmunzelt er. „Es gibt so vieles, was man entdecken kann, wenn man erst einmal anfängt zu recherchieren.“

Aber Fietz lässt sein Ziel nicht aus den Augen und konzentriert sich auf das Wesentliche. Vor Jahren hat der Duisdorfer beschlossen, dass er sich um eine Chronik für den Ortsfestausschuss Duisdorf kümmern wird, sobald er in den Ruhestand geht.

Dieses Versprechen löst er nun ein: Seinen Schreibtisch bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht hat der 65-Jährige mittlerweile geräumt, nun hat er die Zeit, die Duisdorfer Vereinsgeschichte zu dokumentieren. Dass dieses Projekt jedoch so viel Ausdauer verlangt, hätte er zu Beginn der Recherchen nicht gedacht. „Wir wissen, dass der Ortsfestausschuss 1926 gegründet wurde“, erzählt er. „Aber wir wissen weder an welchem Tag noch in welchem Monat.“

Dokumente aus der Anfangszeit fehlen

So fehlen ihm bisher Belege für die Vereinstätigkeit von 1926 bis in die 1950er Jahre komplett. „Ich bin im Ort geboren und meine Mutter stammt aus Duisdorf. Ich hatte Onkel und Tanten hier, die viel zu erzählen hatten. Doch Dokumente aus den Anfängen des Ortsfestausschusses fehlen komplett“, berichtet er. Selbst die vielen Stunden, die er mittlerweile im Bonner Stadtarchiv verbracht hat, führten ihn bisher kaum weiter. „Aber ich gebe nicht auf und werde mich dort noch mehrmals durch die Dokumente arbeiten“, verspricht er.

So weiß er bisher nicht, wer die Gründungsväter waren und welche Vereine beteiligt waren. Dabei hatte Duisdorf in den 1920er Jahren ein sehr aktives Ortsleben. Es gab allein drei verschiedene Festsäle, in denen immer etwas los war. Keinerlei Informationen hat er zudem über die Zeit der Nazidiktatur. „Das ist bis jetzt ein vollkommen leeres Blatt“, sagt Fietz.

Aufgeben kommt für den 65-Jährigen jedoch nicht infrage. Mehr als 100 Stunden hat er schon investiert. Bis die Chronik fertig ist, wird er jedoch rund 250 Stunden in das Projekt gesteckt haben, schätzt er.

Für Manfred Fietz ist das ein Herzensprojekt. „Ja, diese Arbeit ist mir sehr wichtig. Ich bin in Duisdorf aufgewachsen und hier fest verwurzelt. Ich lebe gerne in Duisdorf und möchte dazu beitragen, dass die Geschichte des Ortes dokumentiert wird.“ Zudem ist er selbst Mitglied in verschiedenen Vereinen.

38 Seiten der Chronik sind schon fertig

Bisher hat der frühere Verwaltungsangestellte bereits 38 Seiten der Chronik fertig. Am Ende, so schätzt er, wird die Broschüre 120 bis 150 Seiten stark sein. „Es gibt also noch viel zu tun“, lässt er sich nicht entmutigen. Die Arbeit wird noch mindestens ein Jahr in Anspruch nehmen. „Spätestens zum 100-jährigen Bestehen werde ich fertig sein“, lacht der 65-Jährige.

Die Bezirksverwaltungsstelle Hardtberg hat ihm für sein Vorhaben alte Pressechroniken zur Verfügung gestellt. „Es ist unglaublich, wenn man durch die Bücher blättert“, sagt Fietz. So entdeckte er beispielweise, dass vor rund 35 Jahren die Männer, die den Seniorennachmittag besuchten, eine Zigarre geschenkt bekamen. „Die Frauen, die an dem Fest nicht teilnehmen konnten, wurden von Mitgliedern der Katholischen Jugend zu Hause besucht und erhielten ein Paket Kaffee“, lacht Fietz. Daran kann er sich sogar noch selbst erinnern. „Ich gehörte damals zu denen, die die Damen besuchten“, schmunzelt er. Legendär waren auch die Karnevalsdiscos in der Turnhalle. „Daran erinnert sich wohl jeder, der im Ort aufgewachsen ist.“

Auch wenn er hofft, dass er im Stadtarchiv noch einige Hinweise aus dem Gründungsjahr des Ortsausschusses findet, so vertraut er darauf, dass ihm vielleicht Alteingesessene einige Hinweise geben oder Anekdoten erzählen können. „Alte Fotos wären ebenfalls sehr hilfreich“, wünscht er sich. Vor allem Aufnahmen von den früheren Kirmesfesten interessieren ihn. Oder Bilder der verschiedenen Vereinsfahnen. Mehrmals hat er sich bereits mit dem Enkel von Toni Mai getroffen. „Er ist wie ich von der Geschichte des Orts begeistert. Er hat mir versprochen, dass er mir bei der Recherche helfen will.“

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