Stadtrat beschließt Änderungsantrag der Liberalen Doch fünf erste Klassen an der Schlossbachschule

Röttgen/Ückesdorf · Kurze Beine, kurze Wege: Der Stadtrat hat diesem Prinzip jetzt Rechnung getragen und der Bildung von fünf ersten Klassen an der Schlossbachschule zugestimmt. Seit Jahren kämpft die Grundschule mit Anmeldeüberhängen.

 Grundsaniert wurde in den vergangen Jahren die Schlossbachschule in Röttgen, die aufgrund der Neubaugebiete seit Jahren Anmeldeüberhänge zu vermelden hat. 

Grundsaniert wurde in den vergangen Jahren die Schlossbachschule in Röttgen, die aufgrund der Neubaugebiete seit Jahren Anmeldeüberhänge zu vermelden hat. 

Foto: Benjamin Westhoff

Die eigentlich dreizügige Schlossbachschule am Herzogsfreudenweg kann zum neuen Schuljahr fünf Eingangsklassen bilden. Einem entsprechenden Änderungsantrag der FDP stimmte der Stadtrat in seiner Sitzung am Donnerstagabend ohne Gegenstimmen zu. Eltern und Lehrkräfte der Schule, die  zuvor für zwei weitere Eingangsklassen gekämpft hatten, sind erleichtert.  

„Wir haben in Röttgen ein Neubaugebiet, in dem viele junge Familien wohnen“, erklärte Schulpflegschaftsvorsitzende Julia Prusseit. Seit Jahren verzeichne die Grundschule Anmeldeüberhänge, die trotz einer offiziellen Dreizügigkeit regelmäßig für vier Eingangsklassen gesorgt hätten. Sie könne deshalb nicht verstehen, warum die Räume den Schülerzahlen noch nicht angepasst worden seien. Auf die Frage, ob nicht parallel auch mehr OGS-Plätze notwendig seien, sagte die Kinderärztin: „Das ist ebenfalls schon lange Diskussionsthema bei uns.“ Jetzt ginge es vornehmlich darum, dass alle angemeldeten Kinder aus Röttgen und Ückesdorf eingeschult werden könnten.

Im Schulausschuss im Januar war noch die Rede von vier ersten Schuljahren, die aufgrund von Anmeldeüberhängen gebildet werden sollten. Acht sogenannte wohnortnahe i-Dötzchen wären allerdings bei dieser Lösung leer ausgegangen und hätten den Weg zur Waldschule auf dem Venusberg auf sich nehmen müssen (der GA berichtete). Laut aktueller Liste handelt es sich an der Röttgener Schule um 119 Anmeldungen. 112 Kinder stammen der Verwaltung zufolge aus Röttgen und dem benachbarten Ückesdorf, bei vier Zügen können aber entsprechend der Landesvorgaben nur 104 Kinder aufgenommen werden. Ab 105 Kindern müsste also eine weitere Klasse gebildet werden.

Schulkonferenz wendet sich an OB

Die Schulkonferenz der Schlossbachschule hatte sich bereits vor der Ratssitzung aufgrund dieser Anmeldesituation und der Tatsache, dass es keine weitere Grundschule in Röttgen und Ückesdorf gibt, an Oberbürgermeisterin Katja Dörner (Grüne) und Schulamtsleiter Hubert Zelmanski gewandt und beklagt, dass ihr Antrag auf eine fünfte Eingangsklasse „bedauerlicherweise“ abgelehnt worden sei.  „Wir möchten im Namen der Schulgemeinschaft der KGS Schlossbachschule freundlich bitten, die Entscheidung nochmals zu diskutieren und im Sinne der Schulkinder anders zu entscheiden“, heißt es in einem Schreiben, das dem GA vorliegt. Der Verweis auf freie Plätze an der Waldschule sei für die Schulgemeinschaft der Schlossbachschule kein tragbares Argument. Die Waldschule und auch andere Schulen in der Umgebung seien für die Kinder nur mit dem Bus oder mit dem Auto zu erreichen.

Die Eltern und Lehrer der Schule argumentieren zudem, dass das Land im Rahmen der Initiative „Kurze Beine – kurze Wege” bereits 2009 festgelegt habe, dass bei Anmeldeüberhängen Kriterien wie Geschwisterkinder, Wohnortnähe oder Besuch eines Kindergartens in der Nähe der Schule entscheidend seien. „Dies zielt darauf ab, dass Kinder kurze Schulwege, die sie eigenständig bewältigen können, zurücklegen sollten und die Möglichkeit wahren, bereits gefestigte soziale Kontakte weiter pflegen und nutzen zu können“, so die Schulkonferenz weiter. Die Mitglieder des Gremiums haben ausgerechnet: Sollten die Kinder dennoch zur Waldschule geschickt werden müssen, dann würden jede der betroffenen Familien über die Grundschulzeit von vier Jahren rund 6.500 Fahrt-Kilometer zusätzlich erbringen müssen.

Fraktionen waren überrascht

„Das war mir zur Schulausschusssitzung nicht bekannt“, erklärte Achim Schröder den Antrag seiner FDP-Fraktion. Sichtlich überrascht zeigten sich auch die Mitglieder der übrigen Fraktionen. Und weil die Schlossbachschule seit Jahren, wie mehrfach berichtet, aufgrund der Neubaugebiete dort mit Anmeldeüberhängen zu kämpfen hat, meinte Anja Lamodke (Grüne), die Politik werde sich wohl intensiver mit dem Schulstandort befassen müssen.

Schulamtsleiter Zelmanski erklärte, bis zur Schulausschusssitzung im Januar habe man sich noch „schwer damit getan“ der Schlossbachschule eine fünfte Eingangsklasse zuzugestehen. Im Einvernehmen mit der Schulaufsicht und nach erneuten Gesprächen mit der Schulkonferenz solle sie nun doch eingerichtet werden, zumal die Schule auch über entsprechende Räumlichkeiten verfüge. „Es ist keineswegs im Sinne der Stadt Bonn, Kindern weite Wege zuzumuten“, betonte Zelmanski, der wie bereits im Schulausschuss auf stetig steigende Schülerzahlen in Bonn und damit dringend erforderlichen baulichen Maßnahmen hinwies.

Während Grünen-Fraktionschef Tim Achtermeyer den Änderungsantrag der Liberalen lobte und ihnen eine „gute Oppositionsarbeit“ bescheinigte, kritisierte David Lutz (CDU) die Verwaltung. „Das alles wusste man doch anscheinend schon zur Sitzung des Schulausschusses. Ich finde es ziemlich daneben, erst heute von einer ganz anderen Situation an der Schlossbachschule zu erfahren.“  

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