Herzensgrüße aus der Kälte Bonner Schwestern veröffentlichen Kriegsbriefe als Buch

Bonn · Zwei Schwestern haben die Kriegsbriefe ihres Vaters in einem lesenswerten Buch zusammengefasst. Das 275 Seiten starke Buch haben die beiden auch um den historischen Kontext ergänzt.

 Herta Kaumann-Harsch (im Bild) und ihre Schwester Gudrun Kaumann-Munoz haben die Kriegsbriefe ihres Vaters Heinrich Kaumann editiert und dabei in den historischen Kontext gestellt.

Herta Kaumann-Harsch (im Bild) und ihre Schwester Gudrun Kaumann-Munoz haben die Kriegsbriefe ihres Vaters Heinrich Kaumann editiert und dabei in den historischen Kontext gestellt.

Foto: Privat

Dass aus den beiden Mädchen auf dem Foto neben der fröhlichen Frau im zweireihigen Wollmantel und dem jungen Mann in Wehrmachtsuniform einmal Buchautorinnen werden sollten, war zum Zeitpunkt der Entstehung des Bildes nicht zu ahnen. 76 Jahre später haben es Gudrun Kaumann-Munoz und Herta Kaumann-Harsch gewagt und das Coronajahr zur Umsetzung eines bemerkenswerten Projekts genutzt. Das Foto zeigt sie und ihre Eltern während eines Heimaturlaubs des Vaters im Jahr 1944. Aus den Feldpostbriefen, die Heinrich Kaumann und seine Frau Hildegard in den Jahren zwischen 1943 und 1945 wechselten, haben die beiden Schwestern ein Buch entstehen lassen, das in mehrerlei Hinsicht bemerkenswert ist.

Denn es ist nicht nur eine Edition von Briefen, die die Autorinnen im tannengrün gehaltenen DIN-A-4-Einband zusammengetragen haben. Ergänzt haben sie auf den 275 zumeist eng bedruckten Seiten die Ergebnisse akribischer und ausführlicher Eigenrecherche – zumeist im Internet. Auf diese Weise stellen sie die zahlreichen Briefe, von denen der Soldat mehrere pro Woche nach Hause schickte, in den historischen Kontext von Kriegsverlauf, Weltgeschehen, Heimatfront und anderen erläuternden Ergänzungen. Entstanden ist auf diese Weise ein Geschichtsbuch der besonderen Art.

1945 in amerikanischer Gefangenschaft

„Die Luftpost ist herrlich schnell“, schreibt Heinrich Kaumann am 23. Juni 1944 seiner Frau, die er in seinen Briefen aufgrund einer Marotte ihrer Mutter stets mit dem originellen Kosenamen „Peter“ anspricht. In den Briefen mischen sich vermeintlich banale Alltagsdinge mit großbürgerlich geprägten Gedanken über Literatur und Kunst, umklammert stets vom Blick auf die militärische Großwetterlage. „Seit einigen Tagen bin ich wieder in Sorge um Euch, da der Wehrmachtsbericht von Angriffen starker Bomberverbände auf Berlin berichtet….“. Kaumann war seit Mai 1942 in der Sommeroffensive eingesetzt, deren Ziel die Einnahme der Ölfelder von Baku war. Als Beamter der Heeresverwaltung war er verantwortlich für die Versorgung einer Gebirgsdivision.

So erlebte er schließlich den Rückzug vom Kaukasus über Krim, Ukraine, Rumänien, Ungarn und Slowakei und kam 1945 in amerikanische Gefangenschaft. Sein letzter Vorgesetzter im Krieg, Gerhard Loosch, holte ihn 1951 an das „Amt Blank“, die Vorläuferbehörde des Bundesverteidigungsministeriums, wo er zum Schluss die Abteilung Liegenschaften und Bauen leitete. Heinrich Kaumann starb 1989 in Bonn.

Herta Kaumann-Harsch und Gudrun Kaumann-Munoz: Heinrich Kaumann. Kriegsbriefe 1943 – 1945 an seine Frau. Books on Demand, 274 Seiten. ISBN 21500986, 32,99 Euro.

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