Katholische Reformbewegung Bonner Stadtdechant Picken verlässt Synodalen Weg

Bonn · Auf kritischer Distanz zur Reformbewegung der katholischen Kirche in Deutschland war er schon länger: Jetzt legt Wolfgang Picken sein Mandat nieder. Er wirft den Akteuren fehlende Offenheit, mangelnde Kritikfähigkeit und ein „Zweiklassensystem“ vor.

 Wolfgang Picken während eines GA-Interviews.

Wolfgang Picken während eines GA-Interviews.

Foto: Benjamin Westhoff

Stadtdechant Wolfgang Picken legt sein Mandat für den Reformprozess Synodaler Weg nieder. Das teilte das katholische Stadtdechanat am Sonntag schriftlich mit. Picken vertrat bislang den Priesterrat des Erzbistums Köln in der Vollversammlung des Synodalen Weges und ist gewähltes Mitglied im Forum „Macht und Gewaltenteilung“.

„Es braucht in der katholischen Kirche Reformen und Veränderungen“, schrieb Picken. Er könne jedoch weder die „fehlende Offenheit“ der Debatten weiter mittragen noch „zahlreiche Reformvorschläge, die die Einheit mit der Weltkirche zu leichtfertig aufgeben“.

Im Synodalen Weg beraten Bischöfe, Laienvertreter, Theologen, Priester und Ordensleute seit 2019 über die Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland. Picken berichtete, er habe schriftliche „Interventionen“ formuliert und mit Anderen aus der Vollversammlung einen Text für das Forum „Macht und Gewaltenteilung“ vorgelegt. Diese seien in den Gremien aber nicht diskutiert worden. „Man musste über weite Strecken den Eindruck gewinnen, dass die Zielsetzungen des ‚Synodalen Weges‘ vorher festgelegt worden waren“, so der Stadtdechant.

Stadtdechant bemängelt „aggressive Rhetorik“

Picken sprach von einem Zweiklassensystem unter den Delegierten. Wer nicht der Bischofskonferenz oder dem Zentralkomitee der Deutschen Katholiken angehöre, könne nicht ins Präsidium des Synodalen Weges oder die Leitung eines Forums gewählt werden.

Der Geistliche warf den Akteuren vor, auf Kritik von außen nicht konstruktiv zu reagieren. Man habe Einwände mit „zuweilen aggressiver Rhetorik“ abgewehrt. Selbst die jüngste Intervention des Vatikans, die drei Kardinäle im Auftrag des Papstes verfasst hatten, sei weitgehend übergangen worden, erklärte der Stadtdechant.

Auch Papst Franziskus selbst, von Beginn an skeptisch, hatte den Synodalen Weg vor wenigen Wochen scharf kritisiert. Der Reformprozess sei „keine Synode, kein echter synodaler Weg“, sagte er einer Nachrichtenagentur. „Es ist nur dem Namen nach ein synodaler Weg; keiner, an dem das Volk Gottes als Ganzes beteiligt ist, sondern einer, der von einer Elite veranstaltet wird.“

Die Abkopplung des Synodalen Weges von seinen Kritikern und dem Papst gefährde die Einheit mit der Weltkirche, schrieb Picken am Sonntag in seiner Mitteilung. „Es sind diese unbeirrbare Sturheit und Rücksichtslosigkeit, mit der ein eigener Deutscher Weg verfolgt wird, die mich dazu bewegen, mein Mandat niederzulegen“, unterstrich der Stadtdechant.

Was sagen die Katholiken in Bonn zu dem Schritt von Picken? Die Hintergründe lesen Sie in diesem Artikel.

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