Wankender Warenhaus-Riese Bonner Kaufhof-Gebäude vor dem Verkauf?

Bonn · Wie das Wirtschaftsmagazin Capital berichtet, will der Signa-Konzern die Kaufhof-Immobilie am Münsterplatz veräußern. Vor einem Jahr hatte die Warenhauskette ihre Karstadt-Filiale in Bonn geschlossen.

Das Kaufhofgebäude am Bonner Münsterplatz.

Das Kaufhofgebäude am Bonner Münsterplatz.

Foto: Ulla Thiede/dpa

Das Kaufhof-Gebäude am Münsterplatz steht offenbar vor dem Verkauf. Das berichtete am Mittwoch das Wirtschaftsmagazin Capital, das sich auf Informationen aus Finanzkreisen beruft. Demzufolge sucht der Signa-Konzern als Eigentümer des angeschlagenen Warenhaus-Riesen nach Käufern für ein Paket von zehn Gebäuden, die Signa-Tochter Prime bislang an Galeria Karstadt Kaufhof vermietet. Dabei gehe es neben Bonn unter anderen um Standorte in anderen mittelgroßen deutschen Städten wie Hannover, Aachen und Mainz.

Seit der Komplettübernahme von Kaufhof 2019 hatte Signa bereits einen Teil der bundesweit 131 Kaufhof-Häuser verscherbelt. Das Unternehmen erlitt seit Ausbruch der Corona-Pandemie schwere Einbußen. Nach eigenen Angaben gingen allein durch die Lockdown-Schließungen mindestens 1,8 Milliarden Euro an Umsatz verloren. Die Warenhauskette musste 2020 ein Schutzschirmverfahren einleiten und mit einem Staatskredit von 460 Millionen Euro gestützt werden. Nach Medienberichten verhandelt sie mit dem Bund über einen weiteren Kredit.

Der Wert der Bonner Immobilie am Münsterplatz wird laut Capital firmenintern auf 140 Millionen Euro taxiert. Eine Anfrage des Magazins zu den Verkaufsplänen sei von der Signa-Holding nicht beantwortet worden, heißt es weiter.

Handelskonzern künftig nur noch unter der Marke „Galeria“

Warenhaus-Chef Miguel Müllenbach hatte im Juli eine Neuaufstellung des Handelskonzerns angekündigt, der künftig nur noch unter der Marke Galeria auftritt. Künftig soll es demnach drei Typen von Warenhäusern geben: „Weltstadthaus“, „regionaler Magnet“ und „lokales Forum“. Bis zu 60 der 131 Häuser sollen nach dieser Ankündigung komplett umgebaut werden, der Rest teilweise. Dabei will der Konzern Verkaufsflächen zu Gunsten von Serviceangeboten reduzieren. Müllenbach kündigte für das neue Konzept bundesweit Investitionen von rund 600 Millionen Euro an.

Insider des Bonner Einzelhandels glauben nicht, dass mit einem möglichen Verkauf der Immobilie das operative Geschäft am Münsterplatz eingestellt wird. Denn das laufe noch vergleichsweise gut. Ein Immobilienfachmann sagte, es komme öfter vor, dass solche Immobilien weiter verkauft würden, das Warenhaus aber weiter betrieben werde. Er sei aber skeptisch, ob ein Verkauf in diesen Zeiten überhaupt gelingen könne. In Bonn sind nach früheren Angaben des Unternehmens rund 150 Mitarbeiter beschäftigt. Hinzu kommen weitere in den untervermieteten Bereichen wie im Dinea-Restaurant im obersten Stock oder nebenan im Sportcheck.

Die traditionsreiche Karstadt-Filiale in Bonn hatte der Konzern im vergangenen Herbst geschlossen. Der Gebäude-Eigentümer, die Aachener Grundvermögen, hatte der Warenhauskette zwar einen deutlichen Mietnachlass angeboten – doch das verhinderte die Schließung nicht. Die Kapitalverwaltungsgesellschaft der katholischen Kirche hatte das Gebäude an der Poststraße im Jahr 2012 für 26,5 Millionen vom Highstreet-Konsortium gekauft und mit einer Vertragslaufzeit bis 2026 an Karstadt vermietet. Das 4846 Quadratmeter Grundstück gehört der Stadt Bonn, die einen Erbpachtvertrag mit den Hauseigentümern abgeschlossen hat. Auch die Kommune war 2020 bereit, geringere Erbpachtzahlungen zu aktzeptieren, um eine Mietsenkung für Karstadt zu ermöglichen. Doch es nützte alles nichts. Jetzt will Peek & Cloppenburg im nächsten Jahr in das Gebäude einziehen. Der Umbau für das Erdgeschoss und die ersten beiden Etagen ist angelaufen.

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