Urteil in Bonn Falscher Polizist zu Bewährungsstrafe verurteilt

Bonn · Ein 29-jähriger Düsseldorfer wurde vor dem Bonner Amtsgericht wegen Bandenbetrugs verurteilt. Die Polizei hatte ihn ihrerseits mit einem Trick überführt.

 Immer wieder werden Senioren Opfer falscher Polizisten. In Bonn konnte ein Trickbetrug nun verhindert werden.

Immer wieder werden Senioren Opfer falscher Polizisten. In Bonn konnte ein Trickbetrug nun verhindert werden.

Foto: Bodo Marks/dpa-tmn

„Kannst du nicht für mich nach Bonn fahren und bei einer Freundin was abholen?“, sei er von einem Freund gefragt worden. Das habe er schlecht ablehnen können, zumal er für die Kurierfahrt per Taxi 250 Euro erhalten sollte. Eine Aussage, die den Richtern eines Schöffengerichtes am Bonner Amtsgericht allerdings ein wenig zu einfach klang und der sie daher keinen Glauben schenkten. Nach einer mehrstündigen Verhandlung war das Gericht vielmehr fest davon überzeugt, dass der 29-jährige Düsseldorfer Teil einer Bande sogenannter „Falscher Polizisten“ war, und so wurde der Mann schließlich wegen bandenmäßigen Betrugs zu einer anderthalbjährigen Bewährungsstrafe verurteilt.

Als der Angeklagte am 1. Oktober vergangenen Jahres vor dem schmucken Häuschen einer 77-jährigen Seniorin in Ippendorf ankam, steuerte er zielsicher auf den kleinen Holzzaun zu, der den Vorgarten von der Straße abgrenzt. In einer Ecke rechts des Eingangs hatte die Hausherrin nämlich kurz zuvor eine Tüte mit Altpapier deponiert. Das konnte der Düsseldorfer aber nicht ahnen – vielmehr sei er nach Überzeugung des Gerichts davon ausgegangen, dass sich in der Tüte 17.630 Euro in bar befunden hätten. Die hätte die alte Dame nach den Anweisungen einer aus der Türkei heraus operierenden Betrügerbande nämlich eigentlich dort hineinlegen sollen.

Polizei hatte den Angeklagten schon länger auf dem Kieker

Schon zweimal zuvor war die Rentnerin auf Anrufe hereingefallen, bei denen sich die Bandenmitglieder als Polizisten ausgegeben hatten. Um Ihre Wertsachen vor Kriminellen zu schützen, solle sie diese vor dem Haus deponieren, so lautete jeweils die Anweisung. Dort würden sie dann von einem Kollegen abgeholt. Offenbar hatte die echte Polizei den Angeklagten aber schon länger auf dem Kieker: So konnte die Ippendorferin rechtzeitig vor dem dritten Beutezug gewarnt und das Geld durch Altpapier ausgetauscht werden.

Im Geflecht der international agierenden „Polizistentrick-Banden“ stellen die Abholer das letzte Glied in der Kette dar. Sie müssen für einen relativ geringen Anteil an der Beute das größte Risiko tragen. Die im Jargon „Keiler“ genannten Anrufer, die die Opfer mit extremem psychologischen Einfühlungsvermögen austricksen, werden hingegen so gut wie nie gefasst. Dass der Düsseldorfer mit einer Bewährungsstrafe so günstig davonkam, hat er neben seiner bislang weißen Weste auch der Tatsache zu verdanken, dass er für die beiden ersten, erfolgreichen Betrugsfälle ein Alibi hatte. Sie waren in dem Verfahren gar nicht erst zur Anklage gekommen.

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