Demo in der Bonner Innenstadt Fridays for Future bildet Menschenkette auf dem Münsterplatz

Bonn · Teilnehmer von Fridays for Future haben sich am Freitagvormittag erneut zu einem Protest in der Innenstadt von Bonn versammelt. Auf dem Münsterplatz bildeten sie mithilfe eines Seils eine Menschenkette.

 Die Teilnehmer bilden eine Menschenkette.

Die Teilnehmer bilden eine Menschenkette.

Foto: Jakub Drogowski

Für ihre ersten öffentlichen Aktion seit Ausbruch der Corona-Pandemie hatte sich der Bonner Ableger der „Fridays for Future“-Bewegung eine neue Protestform einfallen lassen. Quer über den Münsterplatz bis weit hinein in die Remigiusstraße spannten die etwa hundert Demonstranten am Freitagmittag ein langes Seil, welches sie in ordnungsgemäßem Abstand zueinander festhielten.

„Auch auf kommunaler Ebene kann man sehr viel erreichen“, erklärte Initiatorin Franzi Bassenge. Die Politikstudentin, seit Beginn der Bewegung in Bonn dabei, kritisiert ausdrücklich den nach der Erklärung des Klimanotstandes im Mai vorgestellten Maßnahmenkatalog der Stadtverwaltung. Dieser beschreibt, wie die Stadt bis 2035 klimaneutral werden will. „Die Maßnahmen gehen nicht weit genug“, so die Demonstrantin. „Die Stadt will in den kommenden Jahren 7705 Tonnen CO2 einsparen. Dabei werden im Stadtgebiet über zwei Millionen Tonnen pro Jahr produziert. Da kann von ‚klimaneutral‘ keine Rede sein.“

Auch für die anderen Teilnehmer gehen die klimaschutzrelevanten Entscheidungen der Stadt nicht weit genug. „Ich war dabei als im Stadtrat der Klimanotstand ausgerufen wurde“, äußerte sich ein junger Mann. „Seitdem ist nichts passiert. In der gleichen Sitzung noch wurden alle Gelder für Klimaprojekte abgelehnt.“ Eine weitere Teilnehmerin will auch mit Blick auf die kommenden Kommunalwahlen auf die Anliegen von Fridays for Future aufmerksam machen. „Ich bin hier weil die Bewegung nicht aussterben darf. Manche Leute sind der Meinung, durch Corona sei der Klimawandel abgeschwächt, aber es darf jetzt kein ‚Weiter-so‘ geben.“

Keinen Druck auf Wähler ausüben

Für die Protestierer spiele es dabei keine gewichtige Rolle, welche Parteien den Sieg davon tragen werden. „Wir wollen keinen Druck auf die Wähler ausüben, sondern auf die Regierenden. Der Klimawandel ist keine Parteifrage, es ist eine Frage der Wissenschaft“, sagte Franzi Bassenge.

Immer wieder animierte sie die diszipliniert den Abstand wahrenden Teilnehmer mit ihrem Megafon zu Sprechchören. Viele von ihnen begegnen einer befürchteten Klimakatastrophe mit Selbstironie und Galgenhumor. Etwa wenn sie auf ihren Schildern das Klimapaket 2035 als „Satire“ bezeichnen. Oder wie Teilnehmerin Ella, die mit ihrem Plakat „Klimawandel tötet Katzenbabys“ ihrem „Gefühl der Ohnmacht“ humoristisch Ausdruck verleihen wollte. Der gelegentlich geäußerte Meinung von so manchem Kritikern, die Bewegung sei mehr Party-Event als echter Protest, begegnete Franzi Bassenge selbstbewusst: „Darf politischer Ausdruck keinen Spaß machen? Es ist doch eh alles schlimm genug.“

Neben vielen jungen Leuten nahmen auch Mitglieder der Unterstützerbewegung „Parents for Future-NRW“ an der Demonstration teil. Um 12.40 Uhr wurde die Veranstaltung nach einer erfolgreichen La-Ola-Welle aller Teilnehmer entlang des Seiles aufgelöst. Der nächste Protestzug ist für den 28. August geplant. Natürlich ein Freitag.

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