Ermittlungen in Köln Polizisten wegen Verdachts der Körperverletzung suspendiert

Update | Köln · Mehrere Beamte der Kölner Polizei sind vom Dienst suspendiert worden. Sie sollen bei einem Einsatz übermäßig Gewalt angewendet und einen Mann verletzt haben. Mittlerweile ist der Mann verstorben. Gegen einige Beamte gibt es aber noch weitere Vorwürfe.

 Das Polizeipräsidium in Köln.

Das Polizeipräsidium in Köln.

Foto: dpa

Nach dem Tod eines 59-Jährigen wird gegen mehrere Beamte der Polizei in Köln wegen des Verdachts der Körperverletzung im Amt ermittelt. Sie werden verdächtigt, im vergangenen April bei einem Einsatz wegen einer Unfallflucht „übermäßig Gewalt“ gegen den Mann angewendet und ihn verletzt zu haben, teilten die Staatsanwaltschaft Köln, das Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten der Polizei NRW (LAFP NRW) und die Bonner Polizei am Montag mit. Die Beamten im Alter von 24 bis 40 Jahren seien vorläufig vom Dienst suspendiert.

Bei dem Einsatz soll es sich um eine Unfallflucht im Kölner Stadtteil Bickendorf gehandelt haben. Der 59-Jährige sei anschließend in ein Krankenhaus gebracht worden, das er nach ambulanter Behandlung noch am selben Tag verlassen habe. Im Juni 2021 allerdings sei er – nach einem dann zweiwöchigen stationären Aufenthalt in einer Klinik – gestorben. Ob der Tod des italienischen Staatsangehörigen im Zusammenhang mit dem Geschehen bei dem Polizeieinsatz stehe, werde nun von der Bonner Polizei geprüft. Aus Neutralitätsgründen ermittelt die Bonner und nicht die Kölner Polizei.

„Der später Verstorbene war nicht Beschuldigter im Verfahren wegen unerlaubten Entfernens vom Unfallort, sondern ein Angehöriger“, erläuterte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Offenbar habe er sich in den polizeilichen Einsatz eingemischt. „Was sich dann konkret abgespielt hat, ist Gegenstand der noch andauernden Ermittlungen.“ Noch nicht abschließend geklärt sei etwa, ob der 59-Jährige Widerstand geleistet habe. Dass es den Vorfall im April gegeben hatte, sei von Angehörigen nach dem Tod des Mannes gemeldet worden. Daraufhin sei die Leiche obduziert worden.

Weitere Verdachtsmomente gegen Kölner Polizisten

Im Zuge der Ermittlungen tauchten dann weitere Verdachtsmomente jenseits des konkreten Falls auf. Unter anderem wurden nach Angaben der Staatsanwaltschaft Handys ausgewertet. Gegen einige Polizisten bestehe nun zudem der Verdacht, sich mit anderen Beamten in privaten Chats über dienstliche Vorgänge ausgetauscht zu haben, die strafrechtlich relevant sein könnten.

Dabei gehe es unter anderem um eine mögliche Verabredung zur Anwendung von Gewalt, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Beamte sollen sich zum Beispiel zu gemeinsamen Diensten verabredet haben, „um eventuellen Widerstandshandlungen potentieller Beschuldiger mit übermäßiger Gewalt zu begegnen“. Ob es auch tatsächlich dazu kam, wird nun ebenfalls überprüft.

Zur genauen Zahl der Polizisten, gegen die ermittelt wird, wurden zunächst keine Angaben gemacht. Es sind nach Angaben der Staatsanwaltschaft alles Männer. Konkrete Hinweise auf ein möglicherweise ausländerfeindliches Motiv lägen in dem Fall bislang nicht vor, sagte der Sprecher.

Das Polizeipräsidium Köln hatte im Sommer bereits Disziplinarverfahren gegen die Männer eingeleitet. Aufgrund der Schwere der Vorwürfe hat das LAFP diese vor Kurzem übernommen, teilte ein Sprecher auf GA-Anfrage mit. Wegen der strafrechtlichen Ermittlungen seien die Disziplinarverfahren ausgesetzt. Sind die strafrechtlichen Ermittlungen abgeschlossen, werden die Verfahren wieder aufgenommen. Die Beamten seien vom LAFP gemeinsam mit dem Polizeipräsidium Köln „vorläufig des Dienstes enthoben“ worden. Das bedeutet, dass sie mindestens so lange suspendiert bleiben, bis die strafrechtlichen Ermittlungen und die Disziplinarverfahren abgeschlossen sind, erklärte der Sprecher.

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(ga/dpa)
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