Das ist Rheinisch Kumm, mer mache noch ens Puttes!

Rheinland · Der GA erklärt kurz und knapp alles, was man über den rheinischen Dialekt wissen muss. Immer mit dabei eine rheinische Redensart. Diesmal: Puttes.

 Komm wir machen nochmal Puttes!

Komm wir machen nochmal Puttes!

Foto: GA-Grafik

Herbstzeit ist Kartoffelzeit. Das gibt uns Gelegenheit, ein leckeres Thema zu beleuchten, das dem sprachbegabten Rheinländer ein Anliegen sein dürfte. Denn es gibt quasi ein rheinisches Nationalgericht, das in den traditionsbewussten Haushalten ab Oktober bis in den Dezember hinein fröhliche Urständ feiert.

Wir sprechen vom „Puttes“. Man kann das in den Satz kleiden: „Kumm, mer mache noch ens Puttes!“ Bedeutet in reinem Hochdeutsch: Komm, wir machen nochmal Puttes! Aber was zum Teufel hat es mit dem Puttes auf sich. Zumal der Begriff nicht überall geläufig ist.

Teig aus geriebenen Kartoffeln

Das Wort beschreibt Teig aus geriebenen Kartoffeln, der meist in einem gusseisernen Topf gebacken wird, mit Mettwurst und Speck. Apfelmuss dazu – fertig! Man könnte jetzt sagen: Nicht besonders anspruchsvoll! Keine Herausforderung für gute Köchinnen und Köche. Aber: Es schmeckt wunderbar und ist deshalb vielerorts sehr beliebt.

Interessant nur, dass der Name dieses Gerichts von Ort zu Ort völlig unterschiedlich ist. Ja, es dürfte das Gericht sein, das die meisten Namen trägt. Hier mal ein kleiner Auszug der verschiedenen Bezeichnungen: Kesselskoche, Knall, Knällche, Döppekoche, Erpelsbrütche, Diegelsknall, Puttes (s.o.), Uhles, Kesselsknall, Armeleutegans, Döppedresser, Döppedotz, Düppelabbes, Tippezappes und Martinsknall. Letzteres, weil sich dessen Verzehr rund um den Sankt-Martins-Tag eingebürgert hat. Wie gesagt: Herbstmenü.

 AW Niederhut Backesfest Döppekocheverkauf

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Foto: Martin Gausmann

Verschiedene Namen, gleiche Zutaten

Die unterschiedlichen Namen haben wiederkehrende Bestandteile: Kessel oder Döppe bezeichnet einen Topf, Erpel sind Kartoffel. Knällche bezieht sich wohl auf die Feststellung, dass ein Topf, der mit wenig Wasser und hoher Hitze benutzt wird, im Extremfall explodieren kann. Das macht dann fiese Flecken in der Küche. Aber soweit muss es ja nicht kommen.

Wenn wir mal die Geografie befragen, können wir feststellen, dass etwa der Kesselskooche in Alfter beheimatet ist, während das gleiche Gericht in Beuel einfach Knällche heißt. In Wachtberg sagt man Knüles und in Niederkassel Puttes. Geht es besser? Denn am Ende ist alles die Variation ein und desselben. Und es ist der Beweis dafür, dass das Rheinischen von Ort zu Ort sprachlich sehr stark variieren kann.

Weitere Kolumnen sind in den Büchern “Rheinische Redensarten” und “Rheinisch für Fortgeschrittene” erschienen, Lempertz-Verlag. Haben Sie auch eine rheinische Lieblingsredensart? Dann schreiben Sie uns an: rheinisch@ga.de

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