Kinder gestalten Bushaltestelle in Ittenbach neu Junge Künstler werden aktiv gegen Schmierereien

Ittenbach · Muss Grafitti entfernt werden, kommt das Kommunen wie Bad Honnef und Königswinter immer wieder teuer zu stehen. Erfolgversprechender ist es, eine künstlerische Gestaltung von Flächen umzusetzen - und so an den Ehrenkodex der Sprayer zu appellieren. Wie in Ittenbach, wo junge Künstler am Werk waren.

Kleine Künstler vor ihrem Werk: Kinder der Offenen Ganztagsschule haben das Wartehäuschen künstlerisch gestaltet. Das freut auch die Erwachsenen.

Kleine Künstler vor ihrem Werk: Kinder der Offenen Ganztagsschule haben das Wartehäuschen künstlerisch gestaltet. Das freut auch die Erwachsenen.

Foto: Frank Homann

Froh konnte sein, wer hier nicht allzu lange warten musste: Von oben bis unten beschmiert mit Graffiti und völlig verdreckt war das Wartehäuschen an der Bushaltestelle „Gräfenhohn“ in Ittenbach bislang wahrlich kein Ort, an dem man sich gerne aufhält. „Es sah echt übel aus“, sagt Philip Stahl, dem das Wartehäuschen schon lange ein Dorn im Auge war, wie vielen anderen Ittenbachern auch. 20 Jungen und Mädchen der Offenen Ganztagsschule Ittenbach bemalten das Wartehäuschen mit fröhlichen Motiven - auch in der Hoffnung, dass Sprayer sich deswegen künftig zurückhalten. Immerhin kostet das Entfernen von Schmierereien die Kommunen ordentlich Geld.

Entwürfe stammen von den Kindern

Als Vorsitzender der Elterninitiative Villa Kunterbunt initiierte Stahl, unterstützt vom Bürgerverein VVI Ittenbach, Mitarbeitern der Stadt und der örtlichen CDU, das Verschönerungsprojekt: „Wichtig für uns alle war, dass die Kinder möglichst ohne Vorgaben die Bushaltestelle gestalten können“, so Stahl. „Es sollte ein echtes Projekt der Kinder werden: ihre Ideen, ihre Bushaltestelle.“

Doch bevor die Kinder zur Tat schreiten konnten, musste erstmal der Profi ran – und der hatte gut zu tun: „Hundekot entfernen, gründlich reinigen, isolieren, mit Graffiti-Schutz vorbehandeln, weiß streichen“, stand auf der Liste von Malermeister Philipp Carstens. Zum Abschluss trug er auf die Malereien der Kinder noch eine Anti-Graffiti-Schicht auf, die im Fall von erneuten Verunreinigungen zumindest einmal abgewaschen werden kann.

Spenden zur Finanzierung

Auf 2500 Euro summierten sich die Kosten für das Projekt, die vollständig über Spenden von örtlichen Unternehmen und Institutionen abgedeckt werden konnten. Bereits während der Arbeiten gab es viel positive Rückmeldungen, so Stahl: „Die Leute haben sich gefreut, dass endlich etwas passiert“. Er kann sich vorstellen, weitere Projekte zu starten: „Es gibt ja noch viele Haltestellen und auch Stromkästen im Umkreis.“ Landrat Sebastian Schuster lobte das Engagement: „Zu einem attraktiven ÖPNV gehören auch vernünftige Haltestellen, die nicht nur Schutz bieten, sondern auch ein guten Gefühl vermitteln.“

Zuständig für die Beseitigung von Graffitis im öffentlichen Raum sind grundsätzlich die Kommunen. Vor allem „neuralgische Bereiche“ wie Bahnhaltestellen, Friedhöfe und Unterführungen werden immer beschmiert und müssen dann aufwändig gereinigt werden. Zwar liegen der Stadt Königswinter „aktuell keine angezeigten Schmierereien in eklatanter Größenordnung“ vor. Doch sind zuletzt erst die Außenfassade des Hallenbades und der Sporthalle West sowie das Peter-Breuer-Stadion von Sprayern heimgesucht worden.

Entfernen von Grafitti kommt Kommunen teuer zu stehen

Seit zwei Jahren ist die Verwaltung in Königswinter zu einem „deutlichen, aber weniger restriktiven Entfernen“ von Schmierereien übergegangen, sofern es sich nicht um grob beleidigende oder diffamierende Schriftzüge oder Symbolik handelt, hieß es auf Nachfrage. Zurückgegangen sind seitdem vor allem die Kosten: Kam die Stadt das Entfernen der Graffiti 2019 und 2020 noch mit rund 13.000 beziehungsweise 11.000 Euro teuer zu stehen, sind die Aufwendungen 2021 mit 7337 Euro deutlich geringer gewesen. In den ersten acht Monaten 2022 summierten sich die Kosten für Reinigungsaktionen auf bislang 4117 Euro.

Welche Effekte das weniger restriktive Vorgehen darüber hinaus habe, sei schwer zu sagen, so Stadtsprecher Florian Striewe: „Insbesondere, da Graffitis quasi in Wellen auftauchen und diese Dynamik nur schwerlich vorherzusehen ist.“ Nachhaltigere Erfahrungen habe man mit Aktionsflächen für eine wirklich künstlerische Gestaltung von Schaltkästen, Unterführungen, am Haus der Jugend in Oberpleis sowie an der Bushaltestelle Longenburg gemacht. „Entsprechende Maßnahmen sind auch für die Zukunft denkbar“, so Striewe.

Das Stichwort lautet „Ehrenkodex“: Das heißt, ein Sprayer übermalt nicht das Werk eines anderen. Daher hoffen nun auch die Ittenbacher, dass die Malkünste der Kleinen die großen Schmierfinken von erneuten Betätigungen abhalten.

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