ADFC-Fahrradklimatest 2020 in Niederkassel Radfahrer wünschen sich noch mehr Verbesserung

Niederkassel · In der Stadt Niederkassel gibt es trotz bereits positiver Ansätze, in Bezug zum Fahrradklima noch viel Potenzial nach oben. Aber die Verwaltung will investieren. Ein Dienstrad soll auf den Weg gebracht werden.

 Hauptstraße / Ecke Niessengasse: eine gefährliche Kreuzung für Radfahrer. Sie dürfen nicht in die Hauptstraße gegen den Einbahnstraßenverkehr einbiegen, weil es zu eng und zu schmal ist, so der Mobilitätsmanager. Viele tun es trotzdem.

Hauptstraße / Ecke Niessengasse: eine gefährliche Kreuzung für Radfahrer. Sie dürfen nicht in die Hauptstraße gegen den Einbahnstraßenverkehr einbiegen, weil es zu eng und zu schmal ist, so der Mobilitätsmanager. Viele tun es trotzdem.

Foto: Hans-Werner Klinkhammels

Der Fahrradboom in Niederkassel halte an, steige in Zeiten von Corona sogar. Das Fahrrad sei nicht nur Trendthema 2020, sondern auch 2021. Mit diesen knappen Worten umreißt Peter Lorscheid, Sprecher der ADFC-Ortsgruppe Niederkassel, die Situation rund um das Fahrrad.

In diesem Kontext hat die Stadt Niederkassel nun gemeinsam mit dem ADFC – Allgemeiner Deutscher Fahrrad Club – die Ergebnisse des Fahrradklimatests 2020 vorgestellt. 137 Befragte haben in der Stadt teilgenommen, mehr als in den Jahren zuvor. Das ist zwar noch immer nicht repräsentativ, diesen Anspruch hat die bundesweite Online-Befragung aber nicht. Es geht um Meinungen und Informationen, um Hinweise auf Verbesserungsvorschläge. Bundesweit nahmen übrigens knapp 230.000 Menschen an der Befragung teil. Der GA berichtete bereits über die Auswertung für den gesamten Rhein-Sieg-Kreis.

Niederkassel erhält Bewertung von 3,87

Das Fahrradklima in  Niederkassel bewegt sich in der Bewertung im oberen Drittel. Die Durchschnittsbewertung liegt bei 3,87 nach Schulnoten. Nur Meckenheim kann eine zwei vor dem Komma vorweisen, weil dort vor rund 50 Jahren bereits autofreie Radwege gebaut wurden. Niederkassel hingegen verweilt auf gleichbleibendem Niveau seit 2016. Mit Ausschlägen nach oben und nach unten. So wird beispielsweise, wie bereits in Sankt Augustin und Siegburg, die Erreichbarkeit des Stadtzentrums, die Wegweisung und das zügige Fahren mit Zweier-Noten bedacht, während schlechte Ampelschaltungen, Führung an Baustellen, Radweg-Falschparker-Kontrollen oder auch die Fahrradmitnahme im ÖPNV Vierer-Noten akzeptieren müssen.

„Oft ist aber die Stadt nicht Herr der Ampelschaltung, sondern Straßen.NRW“, erläutert Lorscheid und Dr. Arndt Lagemann, Mobilitätsmanager der Stadt, weist vor allem auf die die positive Bewertung des öffentlichen Leihsystems hin. Hier mache sich die Einführung des RSVG-Rades bereits bemerkbar, obwohl das Leihsystem ja während des Befragungszeitraums gerade erst eingeführt worden sei. „Die RSVG-Räder stehen kreisweit zur Verfügung, Teilnehmerzahlen am Leihsystem wird es erst im Sommer geben“, so Lagemann. Dazu Melanie Matyschok, RSVG-Sprecherin: „Aus Pandemiegründen können wir noch keine Zahlen veröffentlichen, da sie unrealistisch wären“.

Stadt investiert eine Million Euro

In Zeiten von Corona werde aber Radfahren immer wichtiger, so heißt es. Konkrete Verbesserungen werden aber von den Befragten vermisst, „wie beispielsweise die Fahrrad-Pop-up-Läden in Berlin“, so Lorscheid. Zwar glaubt man auch in Niederkassel noch nicht so recht daran, dass die Politiker für sich das Radfahren entdeckt haben, doch hier hält der Beigeordnete Stephan Smith dagegen: „Für den Doppelhaushalt 2021/2022 haben wir eine Million Euro für Fahrradwege und Lückenschlüsse in Ost-West-Richtung eingeplant – so viel wie nie zuvor.“ Und Lagemann ergänzt: „Wir wollen in der Verwaltung bald ein Dienstradmodell installieren und rechnen damit, dass wir als erste Stadt im Rhein-Sieg-Kreis das Dienstfahrrad anbieten können.“

In diesem Zusammenhang hofft Lorscheid auf den Ausbau des Radwegnetzes, etwa entlang der Bahnstrecke, wo zurzeit noch Wiesenwege vorherrschen. Die Kennzeichnung sei dann ebenfalls ein Thema, damit es weniger Konflikte mit Kraftfahrzeugen gebe.

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