Kot an Fenstern und Fassade Tauben am Rathaus in Sankt Augustin werden zum Problem

Sankt Augustin · Nachdem die Vergrämungsanlage offenbar defekt ist, erobern Felsentauben das Sankt Augustiner Rathaus. Auch das Futterangebot für die Stadttiere scheint gut zu sein. Die Stadt prüft, wie man das Problem in den Griff bekommen könnte.

 Die stark gestiegene Zahl an Tauben im Stadtzentrum und eine offenbar defekte Vergrämungsanlage sorgen am Rathaus im Moment für unschöne Spuren an Fassade und Fenstern.

Die stark gestiegene Zahl an Tauben im Stadtzentrum und eine offenbar defekte Vergrämungsanlage sorgen am Rathaus im Moment für unschöne Spuren an Fassade und Fenstern.

Foto: Thomas Heinemann

Am Rathaus machen sich die Tauben breit. Sie sitzen meist den ganzen Tag behäbig herum, hören weder auf Rufe noch reagieren sie auf laute Geräusche. Dafür machen sie viel Dreck und Arbeit. An Fenster, auf Simsen und Vordächern häuft sich der Taubenkot. „Das ist einfach nur noch widerlich“, so eine Mitarbeiterin der Stadtverwaltung im Gespräch mit dem GA. Es gebe für die Tauben „keine natürlichen Feinde, sie vermehren sich durchgehend und die Stadt hat keine Lösung“, so ein anderer Mitarbeiter. Die Vergrämungsanlage, die mit kleinen Stromstößen die Tauben vertreiben soll, sei seit Monaten defekt.

Beide Mitarbeitenden werfen der Stadt Untätigkeit vor. Die Stadt bestätigt auf GA-Nachfrage, dass die Tauben zum Problem geworden sind: „Die Population der sogenannten Felsentauben im Sankt Augustiner Stadtzentrum hat wahrnehmbar zugenommen. Insbesondere die Verschmutzung der Ratshausfassade stellt ein massives Problem dar.“ Nach wie vor handele es sich bei der Taubenpopulation im Stadtzentrum um einen Schwarm. Einen Schwarm, dem es im Zentrum offenbar gut geht: Mehrfach wurde eine Frau dabei beobachtet, wie sie mit Einkaufstüten voller Taubenfutter im Umfeld des Parkhauses an der Rathausallee die Stadttauben versorgte. Spuren des Futters auf dem Boden sowie die täglich dort wartenden Tiere sind unübersehbar.

Geburtenkontrolle durch Taubenschläge

Das Füttern der Tauben ist, anders als in vielen anderen Städten, in Sankt Augustin nicht verboten. Wer etwa in München oder Köln beim Taubenfüttern erwischt wird, muss in den beiden Kommunen zwischen 35 und 1.000 Euro Strafe zahlen. Weil aber die Kölner Stadttauben im März-Lockdown des Jahres 2020 zu verhungern drohten, erteilte die Stadt Köln insgesamt 25 Tierschützern eine Sondererlaubnis, die Tauben auf der Domplatte und an anderen „Taubenhotspots“ tierschutzgerecht aufzupäppeln.

Bei den Tierschutzorganisationen und Kommunen sind sich Experten seit Jahren uneins, ob ein Fütterungsverbot eine Taubenpopulation reduzieren oder sogar erweitern kann, da der Dauerhunger den Selbsterhaltungs- und Vermehrungstrieb der Tiere fördere. Viele Kommunen ergänzen ihre Fütterungsverbote daher durch den Betrieb von betreuten Taubenschlägen oder Taubenwagen, die in Tierschutzkreisen auch als „friedliche Geburtenkontrolle“ bezeichnet werden. Als Leuchtturmprojekt gilt hierbei das „Augsburger Modell“: Nach Beschwerden aus Bürgerschaft und Politik stoppte die Stadt Augsburg im Jahr 1995 den Abschuss der Tiere und richtete betreute Taubenschläge ein, in denen die Eier der nistenden Tauben durch Attrappen ausgetauscht werden.

Ähnliche betreute Niststellen gibt es auch in Düsseldorf, Gladbeck, Siegen, Koblenz, Neuwied und seit diesem Jahr ebenfalls in Bad Honnef. Welche Maßnahmen die Stadt Sankt Augustin derzeit betreibt, um den Taubenbestand zu regulieren, beantwortet Stadtsprecherin Carolin Trost nicht und kündigt Prüfungen an: „Um den Taubenbestand im Zentrum zu steuern, wird die Stadtverwaltung insbesondere die Funktionsfähigkeit der Vergrämungsanlage sicherstellen.“ Dazu solle geprüft werden, ob ein Fütterungsverbot und ein Taubenwagen oder Taubenhaus möglich seien.

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