Rathaussanierung in Siegburg Persönlichkeiten aus Siegburg sollen am Rathaus Stadtgeschichte erzählen

Siegburg · Das Siegburger Rathaus soll durch Kunst aufgewertet werden. Künstler Udo Zembok entwirft eine Fensterfront mit Porträts bekannter Persönlichkeiten – unter anderem von Fußball-Weltmeister Wolfgang Overath.

 Der Vorentwurf des Künstlers Udo Zembok zeigt, wie der Bilderfries am Siegburger Rathaus aussehen könnte.

Der Vorentwurf des Künstlers Udo Zembok zeigt, wie der Bilderfries am Siegburger Rathaus aussehen könnte.

Foto: Udo Zembok

Die Idee kommt von Peter Busmann. Der Architekt, der in den 1960er Jahren die Siegburger mit seinem Entwurf für das neue Rathaus überzeugt hat, begleitet aktuell auch die Sanierung des Verwaltungssitzes. Als Urheber muss er eingebunden werden. Während der Planungen hat der inzwischen 89-Jährige den Wunsch geäußert, das von ihm entworfene Gebäude im Zuge der aktuellen Arbeiten durch Kulturelemente aufzuwerten. Unter anderem schlug er eine künstlerische Gestaltung der zwischen Nogenter Platz und Friedensplatz gelegenen Fensterfront vor. Die Politik ist seinem Vorschlag gefolgt. Der in der Folge beauftragte Künstler stellte jetzt im Bau- und Sanierungsausschuss den ersten Vorentwurf seines „Siegburger Bilderfrieses“ zur Diskussion.

„Es geht darum, durch die Kunstwerke im hinter der Übereckverglasung gelegenen Bürgerzentrum eine Privatsphäre zu schaffen, zugleich aber auch eine künstlerische Aussage zu machen“, fasste Udo Zembok seinen Auftrag zusammen. Letztere sieht er im direkten Bezug zur Stadt Siegburg und ihrer Geschichte. Er selbst habe auch eine persönliche Beziehung zu Siegburg, sagte Zembok: „Ich habe hier in den 70er Jahren mein erstes Auto angemeldet.“ Damals sei er Student an der Alanus-Hochschule in Alfter gewesen, sagte der Künstler, der aus Südfrankreich in die Kreisstadt angereist war. In den vergangenen Wochen hat er sich nun auf einer anderen Ebene intensiv mit der Stadt und ihrer Geschichte auseinandergesetzt und sich dafür auch mit Bürgermeister Stefan Rosemann, Stadtarchivar Jan Gerull und weiteren Siegburgern ausgetauscht.

Sein daraus resultierender Vorschlag: Über großformatige Porträts bekannter Siegburger und Siegburgerinnen möchte Zembok eine bildliche Brücke zur Stadtgeschichte schlagen, von der Vergangenheit bis in die Gegenwart. Der Künstler stellt sich so etwas wie einen dynamischen Zeitenstrom vor, in dem Bilder wichtiger Siegburger einander begegnen und in den Dialog treten. In schwarzen und grauen Konturen gefasst tauchen sie auf der Fensterfront auf und werden mit jedem Schritt, den man sich von ihnen entfernt, sichtbarer.

Im unteren Bereich sollen die Fenster deckend sein, sodass man durch sie weder hinein noch hinaus blicken kann. Nach oben hin verliert sich die Farbe in Zemboks Entwurf zunehmend bis hin zu den transparenten Oberlichtern. „Die Farbgebung ist noch nicht definitiv“, sagte er zu seinem Vorschlag eines warmen Orangetons.

Optische Überlagerung von zwei Bildebenen

„Die keramischen Farben werden ins Glas eingebrannt“, erklärte Jan Peters von der Glasmalerei Peters aus Paderborn, mit der Zembok seinen Fries umsetzt. Dabei sei die technische Verarbeitung identisch mit den architektonischen Anforderungen an die restlichen Scheiben. Das gelte für die Wärmeschutzbeschichtung wie auch für arbeitsschutzrechtliche Vorgaben. Der Fachmann spricht von einer Dreifachverglasung, auf der die Kunstwerke sowohl innen wie außen eingearbeitet werden. Durch die optische Überlagerung der beiden Bildebenen und das horizontale Linienraster entstehe ein kinetischer Effekt, der dem gesamten Werk einen dynamischen Charakter gebe.

Während Zembok die zum Friedensplatz hin gelegenen Scheiben für Persönlichkeiten aus dem 11. bis 19. Jahrhundert reserviert hat, soll die Fensterfront am Nogenter Platz Menschen aus dem 20. und 21. Jahrhundert gehören. Vorschläge, wer die Persönlichkeiten sein könnten, die er in minimalistischer, grafischer Weise auf die Scheiben setzen möchte, hat er auch gemacht: Die reichen von Stadtgründer Anno II. über die als Hexe verurteilte Kundgen Meurer, Komponist Engelbert Humperdinck, Autorin Ruth Rehmann oder Charlotte Bertram, den Siegburgern als Lottchen bekannt, bis hin zu Fußball-Weltmeister Wolfgang Overath und Markthändler Ferdi Büchel.

Bürger können Vorschläge einreichen

„Diese Liste ist nicht definitiv“, sagte der Künstler auf Nachfrage aus der Politik. Bei weiteren Vorschlägen sei aber zu berücksichtigen, welches Bildmaterial der Person zur Verfügung stehe, ergänzte er. „Einzelne, weitere Menschen lassen sich noch einbauen“, sagte auch Bürgermeister Stefan Rosemann. Wer das sein könnte, darüber sollen die Siegburger mitentscheiden können.

Das Prozedere dazu beschließt der Haupt-, Finanz- und Beschwerdeausschuss in der kommenden Woche. Die Verwaltung schlägt vor, dass bis Dienstag, 28. Februar, über das digitale Beteiligungstool Consul oder direkt im Bürgerservice Vorschläge eingereicht werden können. Bis zur Ratssitzung am Donnerstag, 2. März, prüft die Verwaltung dann die Vorschläge und legt dem Gremium eine Liste zur Freigabe vor. Die Abstimmungsphase soll dann bis Mittwoch, 15. März, laufen, damit der Bau- und Sanierungsausschuss in seiner nächsten Sitzung am Dienstag, 21. März, entscheiden kann.

Aktuell erhält das Rathaus wieder eine Fassade und damit auch nach und nach Fenster. Deswegen warb Martin Roth, der das Projekt Rathaussanierung leitet, mit Blick auf den Zeitplan im Ausschuss für eine schnelle Einigung. Bis zu zwölf Wochen könne es dauern, den Bilderfries zu produzieren, erklärte Jan Peters auf Nachfrage. Der Einbau ginge dann relativ schnell. An der Ecke Friedensplatz/Nogenter Platz könne man, so Roth, die Zeit bis zur Vollendung des gläsernen Kunstwerks temporär mit Platzhaltern überbrücken.

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