Temperaturanstieg im Rhein-Sieg-Kreis So ist die Wahnbachtalsperre auf Starkregen vorbereitet

Siegburg · Die Fachleute an der Wahnbachtalsperre haben Strategien entwickelt, um die klimatischen Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Der General-Anzeiger erklärt, wie das in der Praxis funktionieren soll.

Die Wahnbachtalsperre liefert seit 60 Jahren frisches Trinkwasser für die Region.

Die Wahnbachtalsperre liefert seit 60 Jahren frisches Trinkwasser für die Region.

Foto: Wahnbachtalsperrenverband

Die Trinkwasserversorgung aus Talsperren unterliegt vielen Umwelteinflüssen, die sich auf die Menge und Qualität des Wassers auswirken. Dabei können in Zukunft Starkregen und höhere Temperaturen eine größere Rolle spielen.

Starkregen

Bei Starkregen sei es in erster Linie wichtig, einen Hochwasserschutzraum vorzuhalten und bei entsprechenden Pegelständen Wasser aus der Talsperre abzuleiten, sagt Gabriele Packroff, Forschungskoordinatorin beim Wahnbachtalsperrenverband (WTV). „Die Kollegen werten die Wettervorhersagen sehr sorgfältig aus. Wenn große Niederschlagsmengen angekündigt sind, lassen sie vorsorglich Wasser ab“, so Packroff. Starkregen habe aber auch Auswirkungen auf das Wassermanagement. „Wenn in Zukunft die Ufer überschwemmt werden, können durch Erosion Stoffe ins Wasser gelangen, die wir normalerweise zurückhalten können“ so die Expertin.

Dank des sogenannten Multi-Barrieren-Systems sei die Qualität des Trinkwassers aber selbst dann nicht gefährdet. Das System umfasst Kontrollen des Einzugsgebietes und der Zuläufe ebenso wie die Voraufbereitung und den Abbau von Stoffen im Stausee durch Filter. Die Expertinnen und Experten überwachen genau, an welchen Stellen in der Talsperre das Wasser welchen Nährstoffgehalt hat. So können sie das Rohwasser für die Aufbereitung dort entnehmen, wo es am nährstoffärmsten ist. Auch die Aufbereitung des Trinkwassers, die Überwachung des Verteilnetzes und die der Wasserqualität sind Teil des Multi-Barrieren-Systems.

„Vor dem Hintergrund des Klimawandels ist es unter anderem wichtig, dass der Phosphorgehalt des Wassers möglichst gering bleibt“, sagt Packroff. Denn Phosphor ist ein essenzieller Nährstoff für Algen. Die Wahnbachtalsperre verfügt als einzige Talsperre bundesweit über eine Phosphoreliminierungsanlage (PEA). Bei kleineren Hochwässern etwa dient das Vorbecken der Talsperre als Speicher, um das Wasser aufzufangen und es in der PEA zu reinigen, bevor es in das Hauptbecken geleitet wird.

Höhere Temperaturen

Das trägt unter anderem zum niedrigen Nährstoffgehalt des Wassers in der Talsperre bei. „Deshalb sind bei uns auch längere Schichtungsphasen kein Problem“, sagt die Forschungskoordinatorin. Im Winter habe das Wasser überall die gleiche Temperatur. Wenn im Frühjahr die Temperaturen ansteigen, bildet sich die Schichtung aus. „Das heißt, oben ist warmes Oberflächenwasser, dann kommt eine Übergangsschicht – die sogenannte Sprungschicht – und dann kommt das kalte Tiefenwasser“, so Packroff. In frühen Jahren begann die Schichtphase im Mai, mittlerweile starte sie schon im April.

„Diese Schichtung ist irgendwann so stabil, dass es im Prinzip keinen Austausch mehr zwischen oben und unten gibt.“ Das bedeute, dass in dem Wasserkörper unten, in dem das kalte Tiefenwasser konserviert ist, kein Sauerstoffeintrag mehr stattfinde. Dann müssten alle Vorgänge aus dem vorhandenen Sauerstoffvorrat zehren. „Wenn sich diese Schichtungsphase aufgrund der steigenden Temperatur weiter verlängert, könnte das Einfluss auf die Wasserqualität haben und daher mehr Aufwand für die Aufbereitung bedeuten.“

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