Hilfe für eine bedrohte Art Haben Sie Zorro gesehen?

Troisdorf · Der Gartenschläfer ist vom Aussterben bedroht. Der BUND will den kleinen Nager mit einem Projekt schützen.

 Der Gartenschläfer ist vom Aussterben bedroht.

Der Gartenschläfer ist vom Aussterben bedroht.

Foto: Martina Peters

Hören Sie das? Ein Fiepen, das klingt wie eine wütende Elster? „Nur etwas sympathischer“, sagt Peter Fischer aus Spich. Ab Mai hört er es regelmäßig in seinem Garten. In dieser Zeit buhlen nämlich die männlichen Gartenschläfer mit diesen Tönen um die Gunst der Weibchen. Die Nagetiere sind vom Aussterben bedroht und weitgehend unbekannt. Sie sehen aus wie Mäuse, haben im Gesicht aber eine markante, schwarze Färbung um die Augen, die aussieht wie eine Maske. Das hat ihnen auch ihren Spitznamen eingebracht: Zorro.

Die schwarze Maske um die Augen hat ihm den Namen Zorro beschert

Bei Fischer und seiner Frau Martina Peters leben die seltenen Nager im Garten. Ihr Haus liegt direkt an den Spicher Seen. In dem Natur- und Wasserschutzgebiet gibt es noch viele naturbelassene Hecken und viele Insekten – Versteckmöglichkeiten und Futter für die Gartenschläfer.

Hier können sie noch leben, überwintern und sich fortpflanzen. „Im Rhein-Sieg-Kreis ist das aber die einzige bestätige Gartenschläfer-Population“, sagt Christine Thiel-Bender vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). Aus Sankt Augustin-Menden gebe es noch eine Meldung – diese sei jedoch unbestätigt. Thiel-Bender ist Teil des Projekts „Spurensuche Gartenschläfer“, das seit 2018 existiert und online eine Meldestelle für Sichtungen des Nagetiers eingerichtet hat. „Gerechnet haben wir mit bis zu 300 Meldungen im Jahr.

Nach drei Jahren sind es jetzt schon 6200 Meldungen, wovon 65 Prozent auch belegbar sind“, sagt Thiel-Bender. In den ersten drei Jahren lag der Fokus des Projekts auf dem Sammeln von Daten. Gemeinsam mit der Universität Gießen und dem Senckenberginstitut für Genetik hat der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) mit diesen Informationen jetzt eine Strategie für den aktiven Schutz der Gartenschläfer entwickelt, die in den nächsten drei Jahren umgesetzt wird. Sechs Millionen Euro kostet das Projekt.

Bei Fischer und Peters vor der Haustür wird es jetzt umgesetzt: Mit Hammer und Akkuschrauber bringt Fischer ein Informationsschild an. „Hier kommen viele Radfahrer und Spaziergänger vorbei“, sagt Peters. „Jeder, der überhaupt mal vom Gartenschläfer gehört hat, ist ein Gewinn für den Artenschutz.“ Auch sie habe durch die Kampagne von den Nagern erfahren, „Unser Kater hat dann eines Tages einen toten Gartenschläfer mit nach Hause gebracht. Da habe ich realisiert: Das ist ja gar keine Maus“, sagt sie. In den vergangenen zwei Jahren habe der Kater fünf tote Tiere angeschleppt. Aber auch diese seien wichtig für die Forschung.„Leider können wir nicht genau bestimmen, weshalb der Gartenschläfer ausstirbt“, sagt Bender-Thiel.

Durch das Insektensterben hat der Gartenschläfer weniger Nahrung

Es gebe aber einige Anhaltspunkte, wahrscheinlich sei es eine Kombination all dieser Faktoren. „Durch das Insektensterben hat er weniger Nahrung, die Tiere fressen oft Rattengift und durch die menschlichen Eingriffe in die natürlichen Hecken können sie sich nicht mehr verstecken.“ Seit Jahren gehe so die Population zurück. In sechs Bundesländern gab es die Nagetiere. Baden-Württemberg und Sachsen seien aber bereits leer. Übrig bleiben noch Rheinland-Pfalz, Niedersachsen, Hessen und Nordrhein-Westfalen.„Jeder kann etwas dafür tun, den Tieren die Chance zu geben, zu überleben“, sagt Thiel-Bender. Die Möglichkeiten seien relativ einfach: Nistkästen aufstellen, Regentonnen abdecken, Versteckmöglichkeiten erhalten oder neu schaffen.

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