Spielbilanz von der Relegation überstrahlt Eine durchwachsene Saison für den 1. FC Köln

Bonn · Am Ende überstrahlt das 5:1 über Kiel die gesamte Spielzeit. Der 1. FC Köln hat mit Offensivfußball die Klasse gehalten. Nur leider täuscht das Finale über den durchwachsenen Saisonverlauf hinweg.

Die Saisonbilanz des 1. FC Köln
Foto: dpa/Carmen Jaspersen

Es brauchte ausgerechnet das Rückspiel der Relegation um eine unterm Strich erstligaunwürdige Saison doch noch zu einem Happy-End zu führen. Es waren sogar nur 13 Minuten, die zu einer Art Kollektiv-Amnesie bei zahlreichen Kölner Fans führen dürften. "Et hät noch immer joot jejange" ist das Motto mit dem Köln am Tag nach dem gewonnenen Abstiegskampf aufgewacht ist. Fast schon absurd, dass ausgerechnet ein Offensivspektakel mit einem überragenden Sebastian Andersson die verkorkste Spielzeit des 1. FC Köln zu einem aus Kölner Sicht positiven Ende gebracht hat.

Diese 13 Minuten im Kieler Holstein-Stadion zerstörten das Bild, das der FC sich so mühsam über die komplette Saison aufgebaut hatte. Drei mustergültige Angriffe, drei mustergültige Tore, zwei von einem Stürmer. Jenem Mannschaftsteil, den Köln in dieser Saison so schmerzlich vermisst hat. Das 5:1 in Kiel verkehrt geradezu grotesk den Kölner Saisonverlauf. Denn wenn der FC eins in dieser Saison nicht getan hat, dann Offensiv-Feuerwerke abgerissen.

Beim 1. FC Köln herrscht Sturmflaute

Im Gegenteil, beim FC herrschte in dieser Saison eine geradezu beängstigende Sturmflaute. Bis zum Relegationsspiel in Kiel brachte es der etatmäßige Kölner Angriff auf insgesamt drei Treffer, alle von Sebastian Andersson, einen per Strafstoß. Im August nahm das Unheil bereits seinen Lauf. Nachdem Simon Terodde Köln Richtung Hamburg verlassen hatte, ruhten die Hoffnungen auf Jhon Cordoba. Als der Kolumbianer in der ersten Pokalrunde gegen die VSG Altglienicke nur auf der Tribüne saß und sich anschließend überraschend emotional von seinen Teamkollegen verabschiedete, war klar, Cordoba würde den verein zeitnah verlassen. Es folgte der Wechsel zur Hertha. Ein wirtschaftlich nachvollziehbarer Transfer. Cordoba hatte noch einen Vertrag bis 2021, Berlin war bereit, die erhoffte Ablsöe von rund 15 Millionen Euro zu bezahlen. Sportlich ein Abgang, der nicht kompensiert werden konnte.

Zwar verpflichtete der FC mit Sebastian Andersson einen Zielstürmer, der Schwede konnte aber an seine Leistungen bei Union Berlin nicht anknüpfen und verletzte sich im Training bereits nach einem Drittel der Spielzeit. Mit Tolu Arokodare wurde zudem ein Back-up nach Köln gelotst, über dessen Bundesliga-Tauglichkeit diskutiert werden darf. Ansonsten vertraute der FC weiterhin auf Anthony Modeste. Ein weiterer Fehler. Ob mögliche Spannungen mit Ex-Trainer Markus Gisdol oder Trainingsrückstand nach Verletzungen – der einstige Publikumsliebling war wieder einmal ein Schatten seiner selbst.

Die FC-Bilder einer durchwachsenen Saison
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Überhaupt machten Sportdirektor Horst Heldt und FC-Trainer Markus Gisdol in Sachen Kaderplanung keine besonders gute Figur. Denn auch Dimitrios Limnios erwies sich als vollkommener Fehlgriff. Mit Marius Wolf und Ondrej Duda wurden immerhin zwei Verstärkungen geholt, die allerdings nicht konstant auf hohem Niveau spielten. Im Winter verpassten die Kaderplaner die Chance, an den richtigen Stellschrauben nachzubessern. Statt eines dringend benötigten Zielstürmers, verpflichteten die Kölner Verantwortliche mit Max Meyer einen weiteren Mittelfeldakteur sowie mit Emmanuel Dennis einen Offensivspieler, der nicht in das Kölner Spielsystem passte. Ein wirtschaftlich überschaubares Risiko, sportlich aber eine fragwürdige Entscheidung.

Der FC spielt einen Großteil der Saison quasi ohne Sturm

Der FC spielte daher einen Großteil der Saison praktisch ohne Angriff. Die Einsätze von Jonas Hector und Ondrej Duda als Sturmspitze waren ein Offenbarungseid für die etatmäßigen Angreifer auf der Bank oder Tribüne. Markus Gisdol setzte daher auf die Marschroute Zerstören statt Spielen. Dem 51-Jährigen blieb keine andere Wahl, als auf eine stabile Defensive zu setzen. Durchaus ein probates Mittel gegen die Top-Teams der Liga, wie die Überraschungserfolge über die Borussen aus Dortmund und Mönchengladbach zeigten. Gegen die Teams auf Augenhöhe ganz offensichtlich der falsche Weg. Neben Niederlagen gegen die direkte Konkurrenz unterlag der FC im Pokal auch Zweitligist Jahn Regensburg. In der Liga fand sich der FC die gesamte Saison über im unteren Tabellendrittel und damit in akuter Abstiegsgefahr wieder.

Gisdols Entlassung war nur eine Frage der Zeit. Einer erstaunlich langen Zeit. Der Trainer rettete sich von Endspiel zu Endspiel, trotz weiterer Niederlagen. Auch deswegen musste auch Heldt nach dem letzten Saisonspiel den FC verlassen. Neben dem Platz schrieb Köln ohnehin einige negative Schlagzeilen wie die vermeintliche Verpflichtung von Fritz Esser als neuem Mediendirektor und die „Spacken“-Affäre um Dominick Drexler. Die sportliche Wende leutete schließlich Friedhelm Funkel ein. Vier Siege und ein Unentschieden verbuchte der 67-Jährige in acht Spielen mit dem FC. Der größte Erfolg gelang dem FC ausgerechnet im Rückspiel der Relegation. Bei jenem Offensivspektakel, das das Saisonbild auf den Kopf stellt.

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