Lena Schöneborn verliert beim Reiten alle EM-Chancen

Bonner Fünfkampf-Olympiasiegerin landet am Ende nur auf Platz 34 - Paula will nicht so wie Lena

Lena Schöneborn verliert beim Reiten alle EM-Chancen
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Leipzig. (bk/dpa) Nach ihrem Ritt ins Tal der Tränen flüchtete sich Lena Schöneborn in Galgenhumor. "Es gibt bestimmt viele schöne Bilder von mir und meinem Ritt. Die sagen mehr als tausend Worte", meinte die Bonner Fünfkampf-Olympiasiegerin und versuchte, das Debakel bei der Heim-EM mit Platz 34 in der Endabrechnung und dem spektakulären Sturz in ihrer Wackel-Disziplin mit einem müden Lächeln zu umspielen.

Direkt nach dem unglücklichen Auftritt im Parcours hatte die 23-Jährige ihren Emotionen noch freien Lauf gelassen und Tränen der Enttäuschung vergossen. Auf der ihr zugelosten Stute Paula hatte Schöneborn zuvor alle Medaillenchancen verspielt, als sie sich zwei Verweigerungen leistete und an Hindernis sieben sogar zu Boden stürzte.

"Ich hatte schon lange keinen so schlechten Ritt mehr", sagte die Bonnerin und erklärte: "Nach der ersten Verweigerung war der Wurm drin. Vielleicht war ich ein wenig zu zaghaft." Dem Pferd wollte sie keine Vorwürfe machen: "Es ist nur ein Tier und keine Maschine. Außerdem hatte es beim Einreiten noch gut geklappt." Doch ausgerechnet im EM-Finale, wo alle Augen und Kameras auf die strahlende Heldin von Peking gerichtet waren, passierte das Missgeschick aus der Rubrik Pleiten, Pech und Pannen.

Familie und Fans versuchten sie zu trösten, doch das fiel schwer. "Lena ist ein Kopfmensch, sie ist kritisch mit sich selbst. Sie hätte energischer reiten müssen und hat es auch probiert. Aber es ist nicht ihre Art", erklärte Bundestrainerin Kim Raisner. Auf dem tiefen Boden, der nach dem ersten Durchgang nicht gewalzt wurde, hatten alle Pferde und Reiter Schwerstarbeit zu verrichten. Nur eine Teilnehmerin blieb ohne Strafpunkte.

Durch den drittletzten Rang von Schöneborn war auch die Hoffnung auf eine Medaille für die deutsche Mannschaft geplatzt. Das Trio Schöneborn, Eva Trautmann (Darmstadt/16.) und Janine Kohlmann (Neuss/25.) landete in der Endabrechnung auf dem siebten und letzten Platz. Die EM-Titel bei den Frauen sicherten sich im Einzel die französische Weltmeisterin Amelie Caze und im Teamwettbewerb Großbritannien.

Doch nicht nur beim Reiten blieb Schöneborn hinter den Erwartungen zurück. Beim Fechten, in Peking noch Grundstein für ihren Olympiasieg, kam die Vizeweltmeisterin von 2007 lediglich auf eine Bilanz von 19:16-Siegen. Ihre Schwimm-Zeit von 2:19,28 Minuten über 200 m Freistil war zufriedenstellend. Im abschließenden Combined Event, bei dem die Disziplinen Laufen und Schießen ähnlich wie beim Biathlon miteinander kombiniert werden, wurde sie dagegen nur 24.

"Am Ende fehlte die letzte Motivation, noch einmal alles aus mir herauszuquetschen", sagte Schöneborn und gab zu: "Ich habe die optimale Technik für das Combined noch nicht gefunden." Schöneborn gilt als Kritikerin des seit Anfang des Jahres eingeführten Formats und tut sich mit der Umsetzung schwer. Bundestrainerin Kim Raisner, die 1993 als bislang letzte deutsche Fünfkämpferin EM-Gold gewann, kritisierte: "Wenn man weiß, dass es nicht so läuft, dann muss man nicht nur an den Schwächen, sondern vielleicht auch an der Einstellung arbeiten."

Dass trotz des Auftritts von Lena Schöneborn kaum EM-Stimmung in Leipzig aufkam, lag auch an Weltverbands-Präsident Klaus Schormann aus Darmstadt. Für ihn war am Samstag aus Marketinggründen die Direktübertragung des Combined im Fernsehen wichtig. Dafür standen die Athletinnen bereits um 7.30 Uhr auf der Fechtbahn - beinahe unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Gerade einmal rund 50 Trainer, Betreuer und Fans verloren sich in der Halle. Am Nachmittag waren es immerhin 1000 Zuschauer, die den Start-Ziel-Sieg von Amelie Caze verfolgten.

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