Troisdorfer Kanute gewinnt EM-Gold

Früherer Wildwasser-Weltmeister wird Europameister auf der Flachbahn - Deutsche Kanuten holen 20 Medaillen

  Der zweitplatzierte Schwede Anders Gustafsson (links)  gratuliert Max Hoff zum Sieg über 1000 Meter.

Der zweitplatzierte Schwede Anders Gustafsson (links) gratuliert Max Hoff zum Sieg über 1000 Meter.

Foto: dpa

Brandenburg/Bonn. Seine große Leidenschaft ist das Paddeln durch das tosende Nass, der Titel in der Königsdisziplin bei der EM auf flachem Wasser in Brandenburg entschädigte aber für den Verzicht: Einerkajakfahrer Max Hoff, Wildwasser-Weltmeister von 2006, hielt nach dem 1000-m-Rennen auf dem Beetzsee stolz das Gold in den Händen.

Erstmals seit Lutz Liwowski aus Essen vor acht Jahren jubelte ein deutscher Kanute auf dieser Strecke über den EM-Triumph. "Im Internet schaue ich die Tage immer bei der Wildwasser-EM rein, da blutet schon das Herz. Aber Gold um den Hals entschädigt mich", sagte Hoff, der in Troisdorf geboren wurde, in Lohmar aufgewachsen ist und seine ersten Paddelversuche beim Siegburger TV gemacht hat. Heute startet der 25-jährige Biologiestudent für Blau-Weiß Köln.

Für den ehemaligen Wildwasser-Welt- und Europameister selbst war es das erste Gold in der neuen Sportart - und das gleich in der Königsdisziplin. "Ein Titel im K1 zählt schon besonders. Das ist schon Wahnsinn"", sagte Hoff nach einem "sauanstrengenden" Rennen. Vor zwei Jahren hatte er die Sparte gewechselt, weil er sich einen Traum erfüllen wollte. "Ich wollte mal zu Olympia, und da hatte ich keine andere Wahl, als etwas anderes zu machen", begründete der Student den Wechsel.

In Peking wurde er Fünfter, in London dürfte es gerne etwas mehr sein. Nach dem Bootsumstieg vor zwei Jahren sei er nun bei den Rennsportkanuten in der Weltspitze angelangt, lobte Bundestrainer Reiner Kießler den "kompletten Athleten". Dabei hatte er beinahe das längere Rennsportpaddel vorzeitig wieder in die Ecke gestellt und wäre auf die wilden Flüsse zurückgekehrt. Denn bei der Heim-WM vor zwei Jahren in Duisburg wurde er in dem Kajak, das er anfangs ein bisschen "kippelig" fand und in dem ihm der "ökonomische Streckenschlag" fehlte, nur Zehnter.

"Und bei den Kanuten ist man als Zehnter schon schlecht. Jeder hatte eine Medaille, nur man selbst nicht", erinnerte sich Hoff ungern. Doch er "rappelte sich auf" und zeigte die Eigenschaft, die man im Einer ganz besonders braucht. "Eine psychische und mentale Stärke, und man muss von sich überzeugt sein. Und da lernt er immer weiter hinzu", lobte der langjährige Canadier-Einer-Seriensieger Carsten Dittmer.

Im Vorfeld der EM zeigte Hoff auch Teamgeist. Eigentlich war er auch für die 500-m-Strecke qualifiziert. Er schätzte seine Chancen aber als gering ein, gewährte Athen-Olympiasieger Ronald Rauhe ein Entscheidungsrennen um den Startplatz und musste diesen dann nach einer Niederlage auch abtreten. Hoff: "Das war kein Problem für mich."

Insgesamt haben die deutschen Kanuten beim ersten internationalen Titelkampf nach den Olympischen Spielen in Peking zu Hause ihre Spitzenstellung behauptet und 20 Medaillen erpaddelt. Die verjüngte deutsche Flotte um die viermalige Olympiasiegerin Katrin Wagner-Augustin gewann auf dem Beetzsee in Brandenburg sechsmal Gold, neunmal Silber und fünfmal Bronze - das reichte zu Platz eins vor Dauerrivalen Ungarn.

Die verjüngte deutsche Flotte meisterte damit auch nach dem Rücktritt von Andreas Dittmer den ersten Schritt im neuen olympischen Zyklus für London 2012 und nimmt mit Volldampf Kurs auf die WM vom 13. bis 16. August in Kanada. "Ich bin sehr zufrieden mit dem Ausgang. Die Medaillen sind hier reichlich geflossen, aber die WM ist der Höhepunkt. Bis dahin müssen wir eine Schippe drauflegen", sagte Chef-Bundestrainer Reiner Kießler, für den Platz eins in der Nationenwertung das Sahnehäubchen war. ga/dpa

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