Drei Bürgeranträge Mehlemer wehren sich gegen Bebauung der Schlosshöfe

Mehlem · Mehlemer Bürger kritisieren die geplante Bebauung der Schlosshöfe. Auf dem Areal der ehemaligen jugoslawischen Botschaft soll unter anderem ein Supermarkt entstehen. Mit drei Bürgeranträgen wollen sich die Mehlemer Gehör verschaffen.

 Das Gelände der ehemaligen jugoslawischen Botschaft in Mehlem.

Das Gelände der ehemaligen jugoslawischen Botschaft in Mehlem.

Foto: Axel Vogel/AXEL VOGEL

In Mehlem wächst der Widerstand gegen das Wohnareal Schlosshöfe, das auf dem Gelände der ehemaligen jugoslawischen Botschaft entstehen soll. Rund 150 Mehlemer haben sich zu einer Bürgerinitiative zusammengeschlossen, die sich gegen die Bebauung an der Schlossallee ausspricht. Eine Gruppe von Anliegern, die mit der Initiative in Kontakt steht, kritisiert Umfang und Art der Pläne ebenfalls. Um sich Gehör zu verschaffen, haben die Mehlemer insgesamt drei Bürgeranträge gestellt, mit denen sich die Bezirksvertretung in ihrer letzten Sitzung vor der Kommunalwahl am 25. August beschäftigen wird.

Im Kern geht es darum, „dass der Siegerentwurf in Größe, Ausbreitung und Gesamterscheinung reduziert wird“, so die Mitgründer der Bürgerinitiative, die namentlich nicht genannt werden möchten. Darüber hinaus stelle sich die Frage, ob „man in Mehlem überhaupt einen Vollsortimenter braucht und falls ja, ob er dort an der richtigen Stelle ist“.

Dieser Meinung sind auch Kay Frederik Weltersbach, Werner Fiebig und rund 70 weitere Anlieger aus dem Nibelungenviertel. „Wir haben in Mehlem etablierte Handwerker, Geschäfte und Dienstleister“, sagt Fiebig. Auch einen Lebensmittelhändler gebe es bereits, der die Nachfrage – auch die der Neubürger – abdecken könne. Denn: Einkaufsmöglichkeiten in Berkum, Lannesdorf und künftig in Niederbachem zögen außerdem Kaufkraft aus Mehlem ab. „Wenn schon weiterer Einzelhandel geschaffen wird: Warum am Rand und nicht in der Mitte?“ So werde das Ortszentrum geschwächt, Leerstände drohen.

Situation erneut beleuchten

Trotz aller Argumente: Man wolle nichts ausschließen, betonen Weltersbach und Fiebig. „Wir möchten nur die Situation noch einmal beleuchten, bevor Fakten geschaffen werden.“ Deshalb soll erneut diskutiert werden – über die Gebäudehöhen, die Dichte, die Verkehrslenkung und den Betrieb des Komplexes, so Weltersbach und Fiebig. Weitere Punkte, die ihnen am Herzen liegen, sind der Erhalt des kulturellen Zentrums rund um die Villa Friede sowie die Vermeidung städtebaulicher Angsträume.

Die Diskussion sollen die drei Bürgeranträge, in denen auch weitere Anliegen thematisiert werden, erneut anstoßen. Darin wird zum einen die Überarbeitung des Einzelhandelskonzepts gefordert. Dieses sei seit März 2012 nicht mehr modernisiert worden, Veränderungen der Bevölkerungsstruktur und Wandel im Mehlemer Zentrum aber machten eine Prüfung, Aktualisierung und Ergänzung notwendig, „bevor der Bebauungsplan ‚Schlossallee’ erstellt wird“, so die Argumentation.

In einem zweiten Antrag fordern die Mehlemer, dass sowohl die Grünanlage als auch die Bäume auf dem Baugrundstück, rund um die Villa Friede sowie entlang der Schlossallee erhalten bleiben. Das gesamte Areal sei eine wichtige Kaltluftschneise, die es zu erhalten gelte, und diene dem Hochwasserschutz. „Wir sind für die Bebauung, aber in einer umweltverträglichen Weise“, betonen die Anlieger.

Dritter Bürgerantrag will Öffnung der Utestraße vermeiden

Der dritte Bürgerantrag beschäftigt sich mit der Utestraße. Diese ist im südlichen Abschnitt eine Sackgasse, eine Mauer trennt die Grundstücke vom Areal der ehemaligen jugoslawischen Botschaft. Geplant sei, so die Anlieger, diese für Fußgänger und Radfahrer, eventuell sogar für Autofahrer zu öffnen. Was die Gestalt der Utestraße komplett verändern würde. „Ziel dieses Antrags ist es, diese Öffnung zu vermeiden.“

In der Wettbewerbsauslobung sei ein Fuß- und Radweg zwischen Utestraße und Schlossallee gefordert worden, so die Stadt. Dem sei der Siegerentwurf nachgekommen. Denn, so die Verwaltung: Diese Verbindung sei schon im Bebauungsplan festgeschrieben worden, habe aber wegen der Nutzung des Areals durch die jugoslawische Botschaft nicht realisiert werden können. Der Weg, der nicht für Autos freigegeben werde, bedeute einen Mehrwert für den Ort.

Und was ist mit den Bäumen? Es werde nicht möglich sein, alle zu erhalten, teilt Kristina Buchmiller vom städtischen Presseamt mit. Sollten satzungsgeschützte Bäume weichen müssen, werde nachgepflanzt. Generell „wird versucht, den Eingriff möglichst zu minimieren“. Nicht betroffen seien die Bäume entlang der Schlossallee, auch der öffentliche Park an der Mainzer Straße ist nach Angabe der Stadt „nicht Teil des Plangebietes und wird erhalten bleiben“.

Mit Blick auf den Einzelhandel habe Mehlem den Vorteil, dass es in Zentrumsnähe die Möglichkeit gebe, weiteren Handel zu installieren. „Zur Stärkung der Attraktivität des Mehlemer Zentrums, insbesondere hinsichtlich der Nahversorgung, wird ein Vollsortimenter benötigt“, so Buchmiller. Dies diene der wohnortnahen Kaufkraftbindung.

Die Sitzung der Bezirksvertretung beginnt am Dienstag, 25. August, um 17 Uhr im Gustav-Stresemann-Institut, Langer Grabenweg 68.

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