Großprojekt in Dottendorf Wohnungsbau auf ehemaligem Miesen-Gelände rückt näher

Dottendorf · Keine Wohnbebauung wegen eines Reserve-Heizkraftwerkes auf einer der letzten großen Freiflächen in Bonn: Das wollen einige Lokalpolitiker nicht akzeptieren. Was bedeutet das für das Großprojekt in Dottendorf?

 Das Heizkraftwerk Süd verhindert bisher Wohnbebauung auf dem ehemaligen Miesen-Gelände.

Das Heizkraftwerk Süd verhindert bisher Wohnbebauung auf dem ehemaligen Miesen-Gelände.

Foto: Meike Böschemeyer

Für einen bisher umstrittenen Teilbereich des Großprojekts „urban dot“ in Dottendorf soll neben Gewerbe auch Wohnungsbau möglich sein. Nach Angaben des planungspolitischen Sprechers der SPD, Gabriel Kunze, wurde das entsprechende Vorgehen mit dem Investor abgestimmt. Damit Wohnungen auch wirklich gebaut werden, dürfen allerdings keine Immissionsschutzgründe durch das benachbarte Heizkraftwerk Süd mehr dagegen sprechen.

2019 hatte der Stadtrat die Bebauung der Fläche zwischen Wasserland, Heizkraftwerk, Südfriedhof und Bahntrasse beschlossen, die der Stadt und privaten Investoren gehört. Nach der ursprünglichen Beschlussvorlage der Verwaltung sollten südlich der Dottendorfer Straße Wohnungen, Appartements für Studierende, eine Kita und ein Discounter entstehen.

Das ehemalige Miesen-Gelände im Norden sollte wegen zu hoher Lärmemissionswerte des Heizkraftwerkes nach einem Gutachten mit Büros statt Wohnungen bebaut werden. Das wollten einige Lokalpolitiker so nicht hinnehmen. Der Ausschuss für Wohnen, Planung und Bauen und die Bezirksvertretung Bonn beschlossen Ende 2022 entsprechende Änderungen.

Die Grafik zeigt das Plangebiet des Projekts „urban dot“ in Dottendorf.

Die Grafik zeigt das Plangebiet des Projekts „urban dot“ in Dottendorf.

Foto: Sabrina Stamp

Die Verwaltung müsse sich an den Rahmenplan, im Bundesviertel den Wohnanteil zu erhöhen halten, erklärt Rolf Beu, Grünen-Fraktionsvorsitzender in der Bezirksvertretung: „Die Koalition in der zuständigen Bezirksvertretung Bonn fand deshalb die ihr im Vorjahr unterbreitete Vorlage für den nördlich der Dottendorfer Straße gelegenen Bereich, die keine einzige Wohnung vorsah, für überarbeitungsnotwendig.“

Heizkraftwerk nur zeitweise in Betrieb

Das Heizkraftwerk, das mit Erdgas betrieben wird, dient als Reservekraftwerk, ist also nur zeitweise in Betrieb. Laut Beu muss geklärt werden, „was für die Einhaltung der Grenzwerte technisch notwendig wäre und wie hoch die damit verbundenen Kosten sind“. Die kritischen Immissionen kämen nur ein bis zwei Mal im Jahr vor, sagt SPD-Politiker Kunze. Außerdem müssten die Stadtwerke die Zukunft des Heizkraftwerkes im Zuge von klimapolitischen Veränderungen noch klären.

Der Antrag der Ratskoalition sieht mehrere Anpassungen vor. Auf dem ehemaligen Miesen-Gelände und dem ehemaligen Lubig-Geländes sollen demnach sowohl Wohnen als auch Gewerbe möglich sein. Beide Nutzungen sollen gutachterlich untersucht werden.

Städtebaulicher Vertrag mit Investor

Bis zur Aufstellung des Bebauungsplans soll ein städtebaulicher Vertrag mit dem Investor geschlossen werden, der damit verpflichtet wird, in beiden Bauten an der Christian-Miesen-Straße Wohnen zu realisieren, wenn sich herausstellt, dass keine Immissionsschutzgründe dagegen stehen. Außerdem soll mindestens für diese beiden Gebäude eine „langfristige Umnutzungsmöglichkeit zu Wohnen planerisch und baulich vorgesehen“ werden. „Das ist schwierig, weil Wohngebäude zum Beispiel andere Anforderungen an Rohrleitungen haben als Bürogebäude, aber wir haben nur noch wenige Flächen, wo wir bauen können“, sagt Kunze. Die Fläche solle nicht für ausschließlich Bürogebäude verschwendet werden.

Auch eine Verlegung des Aldi-Standorts auf das nördliche Miesen-Gelände soll geprüft werden. CDU-Bezirksverordneter Arno Hospes findet einige Ideen des Antrags wie die Mischnutzung von Wohnen und Gewerbe zwar sinnvoll, findet aber, dass andere Punkte wie die Standortprüfung des Aldi-Marktes das Projekt „unnötig aufhalten“.

Die Verwaltung wird nach eigenen Angaben nun „die erforderlichen Prüfschritte einleiten“. Unabhängig davon soll die frühzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung stattfinden, die die Bezirksvertretung beschließen muss. Wann ein Bebauungsplan erstellt werden kann, ist nach Angaben der Stadt noch offen.

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