Theater ohne Barrieren Im GOP gibt es Montag einen Aktionstag für Inklusion

Bonn · An Pfingstmontag gibt es im GOP-Varieté-Theater in Bonn einen Aktionstag für Inklusion. Was genau ist geplant?

 Ihr Ziel ist der barrierefreie Theatergenuss: (von links) Sandor Krönert, Annette Standop, Florian Engel, Marion Frohn und Christoph Nawrat.

Ihr Ziel ist der barrierefreie Theatergenuss: (von links) Sandor Krönert, Annette Standop, Florian Engel, Marion Frohn und Christoph Nawrat.

Foto: GOP/AnnaKarina Ruether

„Wo, wenn nicht im Varieté?“, fragt Florian Engel. Er ist Direktor des GOP, des Bonner Varieté-Theaters. Hier darf jeder sein, wie er ist. Und jeder soll wirklich jeder heißen. An anderen Orten gehe es beim Stichwort Inklusion um Aspekte wie Religion, Sexualität, Herkunft. „Aber das ist hier schon selbstverständlich“, sagt er und auf das bunt durchmischte Ensemble des GOP. Noch nicht selbstverständlich dagegen sei die umfassende Barrierefreiheit für Menschen mit Einschränkungen. Das soll sich ändern.

Auftakt dafür bildet der Aktionstag des GOP am Pfingstmontag. Hier wird die Nachmittagsshow von „Playback“ in Gebärdensprache gedolmetscht. Hinterher soll es außerdem eine Befragung der Zuschauer und gemeinsamen Tanz im Foyer geben. Engel und sein Team wissen, dass sie nicht auf einmal alles richtig machen können. Aber sie wollen mit den Veränderungen nicht warten, bis alles perfekt ausgeklügelt ist. Sie wollen nicht aus Angst, Fehler zu machen, gar nichts tun. Stattdessen wollen sie gemeinsam lernen, es zu verbessern und ein stückweit inklusiver zu gestalten. Hilfe bekommen sie von der Behinderten-Gemeinschaft Bonn und Förderung von der Aktion Mensch und dem Programm „#1BarriereWeniger“.

Indem aus verschiedenen Perspektiven auf die Situation geblickt wird, sollen möglichst viele Barrieren weggeräumt werden. Und deshalb schauen bei diesem Projekt Menschen mit und ohne Behinderung darauf, wie es ist und wie es sein sollte. Annette Standop, Fraktionsvorsitzende der Bonner Grünen, beschreibt Inklusion so: „Es muss egal sein, ob du neben jemandem mit Behinderung sitzt, ob diese Person da überhaupt sitzen kann. Es geht darum, alles für alle zu denken.“ Und auch mit allen. Sie selbst als Rollstuhlfahrerin weiß zu gut um die Barrieren des täglichen Lebens. Und auch im GOP ist noch viel zu tun. Die Rampe, die es gab, um in das Restaurant „Leander“ des GOP zu gelangen, war beispielsweise schlicht zu steil. Um solche Dinge zu ändern, sitzen hier alle zusammen, dafür wird gemeinsam gedacht und geplant. Engel notiert sich als nächstes „Türen in den Bädern“, die seien sehr schwer.

Alle wissen, es ist nicht mit einem Fingerschnips oder einem Aktionstag getan. Aber das ist ein Anfang. Ziel ist es, in Zukunft immer wieder Aktionstage für die einzelnen Shows des Varietés zu haben und im Austausch miteinander zu bleiben. Taktile Leitsysteme und Programmhefte in leichter Sprache sollen dauerhaft Barrieren minimieren.

Menschen mit Behinderung und einem ‚B‘ im Ausweis erhalten neben freiem Eintritt für die Begleitperson an diesem Tag zudem 30 Prozent Rabatt auf den Ticketpreis.Tickets: www.variete.de/bonn

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