Das ist Rheinisch Do steiss de wie ne Ohß vürm Birch!

Rheinland · Der GA erklärt kurz und knapp alles, was man über den rheinischen Dialekt wissen muss. Immer mit dabei eine rheinische Redensart. Diesmal: Ohß vürm Birch!

 Da stehst du wie ein Ochse vor dem Berg!

Da stehst du wie ein Ochse vor dem Berg!

Foto: GA-Grafik

Das Thema rheinische Kinderspiele ist sehr lohnenswert, weil es inhaltlich über sich hinaus weist. So ist es etwa mit der Redewendung: “Do steiss de wie ne Ohß vürm Birch”. Zugegeben, dieser Satz ist auch in anderen Mundarten und inzwischen auch im Hochdeutschen angelangt. Aber man darf vermuten, dass er rein von der transportierten Mentalität her aus dem Rheinischen stammen dürfte.

Übersetzen müsste man ihn mit: Da stehst du wie ein Ochse vorm Berg! So, so! Da steht also der Ochse, dem man nicht sehr viel Klugheit und Sportlichkeit unterstellen darf, vor einem Berg und weiß nicht weiter. Weil ihm der Berg im Weg steht. Wäre er eine Bergziege, dann sähe die Situation ganz anders aus, dann würde er die Anhöhe bezwingen, aber so kann er nur stehen bleiben und warten, bis ihn jemand abholt.

Hier ist jemand überfordert

Im übertragenen Sinne bedeutet das: Hier ist jemand von etwas überfordert. Er weiß nicht, was er tun soll. Ihm fehlen die Mittel, um die Herausforderung zu bestehen. Das kann natürlich im Alltag in den verschiedensten Situationen der Fall sein. Deshalb ist der Satz auch quasi multifunktional einsetzbar. Soll heißen: Man sollte ihn stets parat haben. 

In einem Hit der Kölschrocker von Bap kommt er zu besonderen Ehren und zwar in dem Song “Wellenreiter”. Zitat: “Wat ess bloß passiert, dat du su mutlos bess, dat de dich dermaßen selver opjejovven häss. Ratlos römläufs wie ne Schatten, dä sich kleinmäät wie ne Zwerg. Dä mir vüürkütt wie ne Ohß vüürm Birch.”  Das Lied handelt von einem Mitmenschen, der selbst ohne Meinung ist und sich nur nach den anderen richtet. Ein Mitläufer, ein Angepasster, eben ein Wellenreiter. Klar, dass der selbst keine eigene Lösungsstrategien entwickeln kann.

Ein Kinderspiel für die Straße

Jenseits dieser hochkulturellen Bedeutungsebene, hat sich einst auf den rheinischen Straßen ein Kinderspiel etabliert, das ebenfalls “Ohß vürm Birch” heißt. Ein Mitspieler hält sich die Augen zu und zählt, stoppt und öffnet die Augen. Die anderen Mitspieler müssen versuchen, auf ihn zuzulaufen, ohne dass er ihre Bewegung sieht. Wer ihn als erstes berührt, hat gewonnen. Der Vorteil des Spiels ist: Man braucht keine Hilfsmittel.

Alleine die Phantasie bringt hier die Abwechslung, ebenso wie beim Springen, Laufen, Klettern und Raufen. Indianer spielen oder Räuber und Schanditz, also Räuber und Gendarm. Ein bisschen aufwendiger war schon Döppen und Ömmer spielen. Dabei wurden Mehlkugeln oder Murmeln benutzt und möglichst gezielt in eine Kuhle geworfen. Heute kaum zu glauben, wie einfach es sein kann. Damals war Internet allerdings noch ein Fremdwort.

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