Carlo Mense-Ausstellung im Siebengebirgsmuseum Ein Rheinischer Expressionist begeistert in Königswinter

Königswinter · Die Ausstellung „Carlo Mense - Flucht ins Paradies“ lenkt den Blick auf einen bedeutenden deutschen Maler, der dem Rheinland künstlerisch besonders zugetan war.

 Ausstellung in Königswinter: Carlo Mense ist einer der wichtigsten Vertreter des Rheinischen Expressionismus.

Ausstellung in Königswinter: Carlo Mense ist einer der wichtigsten Vertreter des Rheinischen Expressionismus.

Foto: Frank Homann

Bürgermeister Lutz Wagner brachte bei einem Rundgang in der neuen Sonderausstellung „Carlo Mense (1886-1965) - Flucht ins Paradies“ im Siebengebirgsmuseum auf den Punkt, was Kuratorin Irene Haberland und Museumsleiterin Sigrid Lange sowie zahlreiche Mitwirkende der Ausstellung auf der Vernissage empfanden: „Ich bin stolz. Diese Ausstellung in Königswinter ist etwas sehr Besonderes“.

Auch das rege Besucherinteresse zur Eröffnung spiegelte die Begeisterung darüber, dass über 100 Werke Menses in Königswinter vereint zu einer denkwürdigen Hommage an einen der wichtigsten Vertretern des Rheinischen Expressionismus zusammengefunden haben. „Die zuvorkommende Kooperation mit leih-gebenden Museen und privaten Sammlern war überwältigend“, berichtete Sigrid Lange über die Vorbereitungen zur Ausstellung. Hohe Aufmerksamkeit habe der stilistischen Vielfalt von Menses Werken bei der Zusammenstellung gegolten, um die Bandbreite des Künstlers auszuleuchten.

Suche nach dem persönlichen Stil

Visionen und die Suche nach eigenen Stilformen prägten die Schaffensperioden Menses im Lebenslauf immer wieder. Den Betrachter seiner Werke offenbart sich im Siebengebirgsmuseum eine Spurensuche durch das Geschehen jener Zeiten, die in ihrem Fortlauf und ihren politischen Ausrichtungen Künstler vor hohe Herausforderungen stellten.

Bis heute zählt Mense zu den bedeutendsten Künstlern des Rheinischen Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit. Seine Hauptwerke sind in zahlreichen deutschen Museen und auf internationalen Kunstausstellungen vertreten, indes wurde der Künstler und Mensch Carlo Mense meist wenig hervorgehoben. Wie auch im Katalog zur Ausstellung angemerkt wird, sind Menses Werke berühmter als seine Person selbst.

Mense wurde am 13. Mai 1886 in Rheine/Westfalen geboren. „Da ich in Köln am Rhein aufwuchs und bis jetzt mein Elternhaus dort war, fühle ich mich als Kölner“, schrieb Carlo Mense 1925 in einer Autobiografie. Menses Mutter vermittelte ihm die Beziehung zur Kunst. Über sie fand er seinen Weg in die Düsseldorfer Akademie. Eine enge Freundschaft verband Mense mit August Macke (1887-1914), der ihm riet, nach Berlin zu Lovis Corinth (1858 bis 1925), deutscher Maler, zu gehen.

Die Nazis entfernten Werke als „entartet“

Es folgten Reisen nach Holland, England und Italien. 1925 wird Mense Professor der Breslauer Kunstakademie, er wird Mitglied des Deutschen Künstlerbundes. 1936 ließ sich Mense in Köln nieder, er konzentrierte sich auf rheinische Landschaftsdarstellungen, die dem Geschmack nationalsozialistischer Kunstvorstellungen entsprach. Dennoch wurden 1937 rund 30 seiner Werke als „entartet“ aus Museen entfernt und beschlagnahmt. Indes bleiben es die Rheinlandschaften, die sich durch Menses künstlerisches Schaffen wie eine Vision als „diesseitiges Paradies“ manifestieren. Die „Flucht ins Paradies“ wird für den Künstler zum Refugium. Das im Siebengebirgsmuseum ausgestellte Gemälde „Mädchen im Grünen“ (1928) offenbart tiefsten Ausdruck. Jedoch die Katastrophen des Zweiten Weltkrieges fanden zunächst auf Menses Bildern kaum Widerhall. Allenfalls das Spätwerk „Rückkehr ins Paradies (1946) öffnet Betrachtungsmomente in seine Empfindungswelt dazu. Mense lebte bis zu seinem Tod in Bad Honnef. Er ist auf dem Alten Friedhof in Rhöndorf beerdigt.

Die Ausstellung „Flucht ins Paradies- Carlo Mense (1886-1965) ist im Siebengebirgsmuseum, Kellerstraße 16 in Königswinter noch bis zum 15. Oktober 2023 zu sehen. Öffnungszeiten Dienstag bis Freitag 14 bis 17 Uhr, Samstag 14 bis 18 Uhr, Sonn- und Feiertage 11 bis 18 Uhr.

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