50 Jahre Kinderklinik Asklepios Kinderpsychiatrie in Sankt Augustin soll erweitert werden

Sankt Augustin · Die Asklepios Kinderklinik Sankt Augustin feiert 50-jähriges Jubiläum. Die operative Medizin ist in der Klinik weiterhin breit aufgestellt.

Sankt Augustin: Kinderpsychiatrie soll erweitert werden
Foto: MEIKE BOESCHEMEYER

„Es war eine unruhige und herausfordernde Zeit“, beschreibt Stefanie Wied, Geschäftsführerin der Asklepios Kinderklinik das Jahr 2019, in dem eine ganze Reihe an Mitarbeitern aus dem Kinderherzzentrum zur neuen Klinik auf dem Venusberg wechselten. Kurzzeitig stand die Zukunft der gesamten Klinik auf dem Spiel. Allen Widrigkeiten zum Trotz feiert die Kinderklinik mit 206 Betten in diesem Jahr nun 50-jähriges Jubiläum. Zu den Plänen und Veränderungen für die kommende Zeit informierten am Freitag die Geschäftsführung und die leitenden Stationsärzte.

„Wir schauen in eine positive Zukunft, aber dennoch bekommen auch wir zu spüren, dass die Kindermedizin weiterhin schlecht dasteht“, so Wied. „Seit 1991 hat sich die Zahl der Kinderkrankenhausbetten in Deutschland halbiert.“ Ohne Zuschüsse und Spenden könnte sich auch die Asklepios Klinik nicht über Wasser halten. Professor Gerd Horneff, ärztlicher Direktor der allgemeinen Kinder- und Jugendmedizin, zog Bilanz zum Klinikalltag während der Pandemie: „Wir konnten es bisher vermeiden, Stationen durch Corona-Ausbrüche schließen zu müssen, worüber wir sehr froh sind.“ Auch habe es keine Übertragungsfälle von infizierten Mitarbeitern auf Patienten gegeben, und mit 32 Infektionsfälllen beim Personal liege das Krankenhaus sogar unter dem Durchschnitt in der Bevölkerung. Zudem sei mittlerweile mehr als 90 Prozent der Belegschaft geimpft. Inzwischen sei das Krankenhaus wieder im Vollbetrieb, pandemiebedingt verschobene Operationen wieder aufgeholt.

Die Räumlichkeiten und Ausstattung wurden zuletzt an mehreren Stellen modernisiert: Unter anderem wurde der Aufwachraum kinderfreundlicher ausgestattet und ein neues, modernes Computertomographie-Gerät mit niedriger Strahlenbelastung angeschafft. Besonders stolz ist Horneff auf den neugestalteten Schockraum der Klinik, Erstversorgungsstelle für schwerverletzte und traumatisierte Kinder. Zudem solle die Tagesklinik für Kinderpsychiatrie um zehn Plätze erweitert werden - während der Pandemie, so Horneff, seien schwerwiegende psychische Folgen für Kinder und Jugendliche vermehrt deutlich geworden - oft mit Essstörungen. „Wir hatten noch nie so viele stationäre Magersuchtsfälle wie in den letzten anderthalb Jahren.“ Aktuell ist die Erweiterung noch in der Bewilligungsphase.

Die Chefarztstelle für die Kinderorthopädie ist derweil immer noch unbesetzt, aktuell findet ein Auswahlprozess für den Nachfolger für den bereits 2020 in Rente gegangenen Professor Urs von Deimling statt. Der neuste Zugang im Chefärzte-Team ist Dr. Dario Zovko als Leiter der Kinderchirurgie. „Ich möchte die Durchführung minimalinvasiver OPs und die Behandlung von komplexen und schweren Fehlbildungen bei Neugeborenen vorantreiben“, so Zovko. Zudem ist er Experte für die Behandlung mit Verbrennungen und der Hand- und Fußchrirurgie. In den kommenden sechs bis zwölf Monaten werde auch hier einiges passieren.

 Von links: Isabelle Gelhausen, Claudia Kirschbaum, Dario Zovko, Stefanie Wied, Martina Messing-Jünger, Beatrix Wiebe, Gerd Horneff..

Von links: Isabelle Gelhausen, Claudia Kirschbaum, Dario Zovko, Stefanie Wied, Martina Messing-Jünger, Beatrix Wiebe, Gerd Horneff..

Foto: Thomas Heinemann/Asklepios

„Wir haben zwar kein Herzzentrum mehr, doch die operative Medizin ist in der Klinik weiterhin einzigartig“, ist Professor Martina Messing-Jünger überzeugt. Sie leitet die Kinderneurochirurgie, die auch immer wieder junge Patienten aus den Benelux-Staaten und den südlichen Nachbarländern aufnimmt. „Wir behandeln deutschlandweit die meisten Fälle von Deformitäten von Schädel und Gesicht“, berichtet sie. Auch im Bereich Neurochirurgie und Darmkrankheiten sei die Klinik führend: hier ist das einzige zertifizierte Kontinenzzentrum für Kinder angesiedelt. Das nächste Projekt auf der neurochirurgischen Station sei ein Zentrum für ganggestörte Kinder. Erstmals bietet die Klinik, zusätzlich zu den 50 Ausbildungsplätzen pro Jahr zum Kinderkrankenpfleger auch eine einjährige Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpflegeassistenten an, wie Pflegefachbereichsleiterin Claudia Kirschbaum berichtet.

Derzeit schulen sich die Klinikmitarbeiter gegenseitig in Vorbereitung auf das neue Kinder-Notfall-Trainings-Zentrum, das ab 2022 Kurse anbieten wird. Dr. Beatrix Wiebe, Leiterin der Neonatalogie und der pädiatrischen Intensivmedizin setzt das Vorhaben um: „Wir möchten eine ‚Elternschule’ für die Notfallversorgung von Kindern einrichten.“

Das Impfzentrum indes, das der Rhein-Sieg-Kreis im Gebäude des ehemaligen Herzzentrums betreibt, wird voraussichtlich wie die anderen Impfzentren in NRW zum 30. September schließen. Gerd Horneff ist derweil unzufrieden mit der Impfbereitschaft der Menschen: „Wir schmeißen jeden Tag Impfdosen weg.“

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