Museum auf Burg Wissem legt Katalog vor Tiefer Blick in Troisdorfs Stadtgeschichte

TROISORF · Mit der Gründung der Alaunhütte in Spich, der Niederlassung der Glockengießerei Claren und einem Eisenbahnanschluss begann der wirtschaftliche Aufstieg Troisdorfs. Ein neuer Katalog erzählt, was im Museum für Stadt- und Industriegeschichte zu sehen ist.

 Vorstellung des neuen Musit-Katalogs „Geschichte(n) einer Stadt“: Norbert Königshausen (v.l.), Horst Wende, Pauline Liesen und Petra Recklies-Dahlmann.

Vorstellung des neuen Musit-Katalogs „Geschichte(n) einer Stadt“: Norbert Königshausen (v.l.), Horst Wende, Pauline Liesen und Petra Recklies-Dahlmann.

Foto: Nadine Quadt

Am Anfang stand die Idee einer Broschüre, die die Besucher durch die Ausstellung im Museum für Stadt- und Industriegeschichte Troisdorf (Musit) auf Burg Wissem begleitet. Doch mit den Jahren und aufwendigen Recherchen ist die kleine Broschüre zu einem dicken Buch herangewachsen. Das vertieft auf rund 180 Seiten das, was die Exponate im Neubau der Burg­anlage erzählen. Museumsleiterin Pauline Liesen präsentierte das druckfrische Werk mit dem Titel „Geschichte(n) einer Stadt“ jetzt gemeinsam mit dem Troisdorfer Beigeordnerten Horst Wende, Historikerin Petra Recklies-Dahlmann und Norbert Königshausen vom Heimat- und Geschichtsverein.

„Ursprünglich haben wir gedacht, dass wir die Texte aus dem Museum in eine Broschüreform bringen“, sagt Liesen. Seit der Musit-Eröffnung 2012 haben sie und Recklies-Dahlmann, die das Fischereimuseum Bergheim leitet, sich mit der Idee beschäftigt, die Dauerausstellung zu dokumentieren. 2018 ist das Projekt dann konkret geworden. „Wir haben uns entschlossen, die Stadtgeschichte, die sich im Museum findet, weiterzuerzählen“, sagt Recklies-Dahlmann. Auf Grundlage der die Dauerausstellung flankierenden Texte hat sie neue Artikel zu den verschiedenen Themenschwerpunkten recherchiert, verfasst und mit viel Bildmaterial versehen. „Die Grundstruktur des Musit spiegelt sich auch im Buch wider“, so Liesen. Der Katalog gehe allerdings mehr in die Tiefe und damit ein Vielfaches über das hinaus, was im Museum zu sehen sei.

Spannend findet der Beigeordnete Wende das, was zwischen den Buchdeckeln zusammengefasst ist. „Das ist gelebte Heimatgeschichte“, sagt er. Die setzt analog zum Musit mit dem Beginn des 19. Jahrhunderts an. „Das ist die Zeit, in der Troisdorf anfängt, sich zu der heutigen Stadt zu entwickeln“, erklärt Liesen. Zu einem Industrie- und Gewerbestandort, einer Stadt der Kunststoffindustrie, zukunftsweisender Erfindungen und ideenreicher Unternehmer – und in der heute die meisten Menschen im Rhein-Sieg-Kreis leben.

Von Spielzeug bis Schwarzpulver

Den Grundstein dafür legten Anfang des 19. Jahrhunderts die Gründung der Alaunhütte in Spich, die Niederlassung der Glockengießerei Claren und der Bau der Eisenhütte „Friedrich-Wilhelms-Hütte“. Sie brachten Troisdorf einen Eisenbahnanschluss, ein Stationsgebäude, neue Wohnsiedlungen, soziale Einrichtungen und mit ihren Arbeitern neue Einwohner.

Ob Kunststoffe, Schwarzpulver, Kaffee oder Spielzeug, in Troisdorf wurde und wird viel produziert. Parallel entwickelte sich die heutige Infrastruktur, Krankenhäuser wurden gebaut und das kulturelle Leben gestaltete sich. All diese Facetten zeichnet Reclies-Dahlmann detailliert nach. Auch Sonderausstellungen des Musit haben ihren Weg in den Katalog gefunden. So widmet sich die Historikern auch der besonderen Geschichte der Gastarbeiter, die ab den 1960er-Jahren in die Troisdorfer Unternehmen kamen. „Wir haben auch neuere Entwicklungen aufgegriffen, die sich im Musit nicht finden“, sagt Recklies-Dahlmann etwa mit Blick auf den Bau der Stadthalle.

15.000 Euro vom Heimat- und Geschichtsverein

Möglich gemacht hat das Projekt eine Spende des Heimat- und Geschichtsvereins Trosidorf (HGT). Mit 15 000 Euro aus seiner Stiftung hat er das Buch finanziert. „Ohne diese Unterstützung sähe der Katalog nicht so aus“, sagt Wende und dankt den Verantwortlichen. Mit seinem Wissen habe auch der Kunststoffverein zum Gelingen des Projektes beigetragen, ergänzt Liesen. „Und nicht zuletzt haben uns die Troisdorfer Unternehmen bei der Arbeit unterstützt“, so die Museumsleiterin. Sie hätten Texte unter fachlichen Aspekten Korrektur gelesen und das Musit vor allem bei der Bildrecherche unterstützt, berichtet die Museumsleiterin weiter.

Die Idee vom kurzen Museumsführer haben Liesen und Recklies-Dahlmann im Übrigen noch immer nicht verworfen. „Es wird sicherlich irgendwann auch einmal eine Broschüre mit 20 bis 30 Seiten geben“, sagt Liesen. Zunächst aber zeigt sie sich froh, die ausführliche Variante in Händen halten zu können: „Sie bietet sehr viel mehr, als man beim Museumsbesuch erleben kann.“

Die „Geschichte(n) einer Stadt sind in einer Auflage von 1000 Stück erschienen. Das Buch kostet 19,90 Euro und ist momentan bei der Troisdorfer Buchhandlung Kirschner nach Vorbestellung unter ☏ 0 22 41/4 80 90 erhältlich. Mehr Informationen gibt es auch per E-Mail an museum@troisdorf.de.

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