Windenergie in Wachtberg Unternehmen äußert sich erstmals zu Windrädern

Wachtberg · Der Energieparkentwickler UKA plant bis zu drei Windparkanlagen zwischen Adendorf, Arzdorf, Fritzdorf und Eckendorf. Die Politik ist uneins über den Ausbau. Und es bleiben viele Fragen offen.

 Der Bereich an den Drei Linden zwischen Adendorf und Fritzdorf könnte für Windräder in Betracht kommen.

Der Bereich an den Drei Linden zwischen Adendorf und Fritzdorf könnte für Windräder in Betracht kommen.

Foto: Petra Reuter

Überrascht hatten viele Menschen in Wachtberg reagiert, als kürzlich wieder von Windrädern zwischen Adendorf, Arzdorf, Fritzdorf und Eckendorf die Rede war. Offenbar schon im Mai hatte der Energieparkentwickler UKA mit Hauptsitz in Meißen Landwirten unterschriftsreife Verträge vorgelegt, die nach erster sachkundiger Prüfung Fragen aufwarfen.

Diese Vorgehen sowie die Frage nach der Verträglichkeit von bis zu 250 Meter hohen Windrädern direkt neben einem Naturschutzgebiet hat der GA zum Teil einer Presseanfrage gemacht. Die mittlerweile vorliegende Stellungnahme des Unternehmens lässt viele Fragen unbeantwortet.

Unternehmen plant bis zu drei Anlagen

Geplant sind laut UKA bis zu drei Windenergieanlagen. Derzeit gehe das Unternehmen von einer Nennleistung von etwa sechs Megawatt je Anlage aus, so ein Sprecher. Nach Einschätzung der Meißener könnten auf der vorgesehenen Fläche solche Anlagen „im Einklang mit Mensch und Umwelt“ betrieben werden. Dazu würden im weiteren Verlauf Gutachten angefertigt. Eine Prüfung erfolge später durch zuständige Fachbehörden.

Wie es um die Geräuschkulisse der nach derzeitigem Kenntnisstand über 80 Meter messenden Rotoren bestellt ist, dazu äußerte sich das Unternehmen nicht. Ebenso wenig zu den Gesprächen mit einzelnen nicht unterschriftswilligen Landwirten, die von Mitarbeitern des Unternehmens unter Druck gesetzt worden sein sollen. Stattdessen betonte UKA mehrfach, es habe großen Zuspruch erfahren.

Auskunft zu möglichen Bodenerschütterungen gibt es nicht

Eine Auskunft zu mittlerweile bekannten, durch Windräder verursachten Bodenerschütterungen gab es ebenfalls nicht. In der Nachbarstadt Meckenheim hatte dies in einem ähnlich gelagerten Fall mit Blick auf die nahe gelegene seismologische Station Todenfeld zu klaren Aussagen vonseiten des Landeserdbebendienstes des Geologischen Dienstes NRW geführt: „Natürliche Erdbeben und Windenergieanlagen senden Signale im gleichen Frequenzband“, sagte Sebastian Busch vom dortigen Fachbereich Geophysik. Somit würden die Messungen in Todenfeld, die der Erdbebenforschung und dem Bevölkerungsschutz dienen, gestört. Laut einer Meckenheimer Bürgerinitiative gebe es jedoch einen rechtskräftig festgelegten Schutz für die Erdbebenmessstationen.

Derzeit versuche man über Abstandsregelungen, den Einfluss von Windenergieanlagen auf seismologische Stationen zu minimieren, so Busch. Geologen rieten dazu, aus diesem Grund im Umkreis von zehn Kilometern auf den Bau von Windkraftanlagen zu verzichten. Universitäre Fachleute forderten 2013 sogar einen Abstand von 17,5 Kilometern, um Störungen der Messungen mit den empfindlichen Geräten zu vermeiden. Die nun in Wachtberg geplanten Windräder stünden nach GA-Recherchen knapp innerhalb des Zehn-Kilometer-Radius.

Bislang ist die Gemeinde nicht in Gespräche involviert

Am Dienstagabend waren mögliche Windräder auch Thema im Umweltausschuss der Gemeinde Wachtberg. Es gab einen Antrag von „Unser Wachtberg“ und eine Anfrage der SPD. Beide Fraktionen forderten einen Sachstandsbericht der Verwaltung. „Es ist uns daran gelegen, sehr schnell Informationen zu bekommen, für uns als Ausschuss, aber auch für die Bürger“, sagte Ulrich Feyerabend (Unser Wachtberg). Seine Fraktion sei aber dagegen, sich jetzt schon auf Abstandsflächen festzulegen: „Damit könnten wir Fristen in Gang setzen.“ Auch einige Anwohner hatten den Weg zur Sitzung in der Schulaula gefunden.

Die Verwaltung sei bislang an keinerlei Gesprächen beteiligt worden, stellte Beigeordneter Swen Christian klar. „Wir sehen die Lage aber unproblematisch, da die Planungshoheit bei uns als Gemeinde liegt“, so der Beigeordnete. Er ließ aber auch durchblicken, dass man lieber aktiv mitgestalten wolle: Denn man sei verpflichtet, dem Bedarf an Windenergie Raum zu geben, sie also an bestimmten Stellen zuzulassen.

Bernd Düsterdieks (CDU) Gedanken gingen in ähnliche Richtung. Bevor man eine „Verspargelung der Landschaft“ habe, solle man die Sache steuern. Zugleich wies er darauf hin, dass der Ausbau der Windenergie an Land erklärter bundespolitischer Wille sei. „Und die Kommunen sollen gemäß dem neuen Erneuerbare Energien Gesetz am Ertrag teilhaben“, so Düsterdiek. Pro Jahr und pro Anlage könne eine Kommune mit 20 000 Euro rechnen. Ob man die historisch gewachsene Kulturlandschaft für schnödes Geld aufgeben wolle, werde noch zu klären sein, meinte dagegen Ulf Hausmanns (Unser Wachtberg).

Die SPD bedankte sich über Roswitha Schönwitz erst einmal für die Stellungnahme der Verwaltung. Darin hatte Christian ausgeführt, die 2017 zunächst ausgesetzte Bauleitplanung wieder aufzunehmen. Zugleich kündigte er an, Umweltausschuss und Bürger am Prozess zu beteiligen.

Die UWG hatte schon vorab per Pressemitteilung kundgetan, sie wünsche sich von der Landesregierung eine Absage an die aus Berlin vorgegebene Verringerung der Abstandsflächen von 1500 auf 1000 Meter. Letztere hatte die neuen Planungen erst ermöglichst. Zudem plädierte die UWG für eine gemeinsame Vorrangzone, die laut Mitteilung überregional zusammen mit Meckenheim, Wachtberg, Rheinbach und Grafschaft abgestimmt sein sollte.

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