Proficlubs im 1300-Seelen-Ort Hier wohnen und trainieren die FC-Spieler im Trainingslager

Donaueschingen · Bereits zum vierten Mal ist der FC zum Trainingslager zu Gast in Donaueschingen. Die Geißböcke trainieren beim SV Aasen, einem Bezirksligisten, der dem Abstieg nur knapp entgangen ist.

1. FC Köln: Hier wohnen und trainieren die FC-Profis im Trainingslager​
Foto: Herbert Bucco

Es wirkt fast so, als sei eine ganze Gemeinde auf den Beinen. Gewerbeschau in Aasen. Rund 30 Unternehmen stellen am Sonntag knapp 40 Berufe vor. Ein Großteil der Einwohner des 1300-Seelen-Ortes ist auf den Beinen. Nicht nur im Gewerbegebiet. Denn nur wenige Hundert Meter weiter stehen ebenfalls zahlreiche Menschen nah beieinander. Der 1. FC Köln ist zu Gast in Aasen. Bereits zum vierten Mal bereitet sich der FC in Donaueschingen auf dem Vereinsgelände des SV Aasen auf die bevorstehende Spielzeit vor. Dieser Startschuss erfolgt ebenfalls am Sonntag. In dem kleinen Örtchen soll einmal mehr der Grundstein für eine erfolgreiche Saison gelegt werden. „Das, was wir im letzten Jahr hatten, scheint sich in diesem Jahr zu wiederholen“, sagte FC-Trainer Steffen Baumgart am Sonntag nach der ersten Einheit. Der SV Aasen spielt in der Bezirksliga, ist dem Abstieg nur knapp entgangen.

Der Rasenplatz inmitten der zahlreichen Felder ist auch in der Sommerpause bis auf den Millimeter gemäht. 20 sollen es im vergangenen Jahr gewesen sein. Zumindest als der FC Barcelona vorbeigeschaut und exakt diese Länge verlangt hat. Obwohl Aasen gerade einmal rund 1300 Einwohner zählt, die erste Mannschaft des SV „nur“ Bezirksliga spielt, scheint das Vereinsgelände der Königsklasse zu entsprechen. Einige Profimannschaften haben hier bereits trainiert. Der VfB Stuttgart macht 2006 den Anfang, der FC ist seit 2019 Dauergast. Im vergangenen Jahr war der große FC Barcelona unmittelbar nach den Geißböcken zu Gast, in diesem Jahr folgt der FC Brentford aus der Premier League den Kölnern. Der Kabinentrakt wirkt eher rustikal, die Anfahrt vorbei an Storchennestern und Traktoren ländlich, fernab des Profi-Glamours. Und doch fühlen sich die Geißböcke beim SV wohl. „Wir freuen uns auf die Tage. Wir haben dort die besten Bedingungen, um sieben Tage hart zu arbeiten“, hatte Baumgart vor der Abreise gesagt.

Öschberghof drohte zum Millionengrab zu werden

Bilder vom FC-Trainingslager
21 Bilder

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Und auch die 1300 Einwohner wissen, was sie am FC haben. „Die Mannschaft ist sehr sympathisch, sehr nahbar auch für die Zuschauer und Fans, die dann wohl auch ohne Einschränkungen die Trainingseinheiten in dieser Juli-Woche besuchen können", so Rainer Hall, Vereinsvorsitzender des SV gegenüber dem „Schwarzwälder Boten“. Der FC Barcelona etwa verbarrikadierte sich im Vorjahr: keine Selfies, keine Autogramme. Der FC zeigt sich viel publikumsnäher. Spieler wie Benno Schmitz schreiben nach der Einheit am Sonntag bereitwillig Autogramme, es werden Fotos mit den Spielern gemacht.

Das Vereinsgelände ist aber nur die halbe Wahrheit. Denn bei der Wahl des Vorbereitungsortes spielt für die Profiteams auch die Unterkunft eine große Rolle. Und das Luxus-Ressort „Der Öschberghof“ scheint die Ansprüche der Kölner zu erfüllen. 1976 ließ Aldi-Gründer Karl Albrecht das Golf-Ressort errichten. Zwischenzeitlich drohte das Luxushotel zum Millionengrab zu werden. Baumängel in der Umbauphase setzten die Besitzer vor einigen Jahren unter Druck.

Mittlerweile ist „Der Öschberghof“ bei den Profiteams überaus beliebt. Nicht nur bei den Fußballspielern. Der Golfstar und FC-Fan Martin Kaymer ist ebenfalls oft zu Gast. Und irgendwie auch Angestellter. Das Ressort bietet auf dem eigenen Golfplatz Trainingseinheiten mit der ehemaligen Nummer eins der Welt an. Nun hat der FC einen Flügel des Luxushotels bezogen. Auch, weil es zahlreiche Fitness-Möglichkeiten für die Profis in- und outdoor gibt. Das lässt sich der FC dem Vernehmen nach auch einiges kosten. Ein Sponsoring soll es wohl nicht geben. „Wir haben die Kölner liebgewonnen. Wir freuen uns auf eine sympathische, bodenständige Mannschaft, der man auch gerne beim Training zuguckt. Wir sind mit dem SV Aasen in der Lage, dem FC die bestmöglichen Rahmenbedingungen zu verschaffen. Wir freuen uns auf den FC“, sagte Rainer Schwarz, der Pressesprecher des Öschberghofs dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Bis zum kommenden Sonntag sind die Kölner noch vor Ort. Dann reist der FC zurück nach Köln. Am Öschberghof öffnen sich dann die Türen für Brentford. Die 1300-Seelen-Gemeinde wird also weiterhin auf den Beinen sein.

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