“Der Marktwert ist immer relativ“ Warum Nizza für den FC mehr Kür als Pflicht ist

Köln · Für den 1. FC Köln und seine Fans beginnt die Gruppenphase der Conference League. Und das ausgerechnet in Nizza. Die Vorfreude auf das Spiel ist auch bei den Kölner Verantwortlichen groß, der Fokus liegt aber weiterhin eindeutig auf der Liga.

1. FC Köln: Warum Nizza für den FC mehr Kür als Pflicht ist​
Foto: dpa/Marton Monus

32 Grad, ein paar Schleierwolken, das türkise Wasser an der französischen Riviera: Nizza, viel angenehmer könnte für die Fans des 1. FC Köln die Tour durch Europa wohl nicht beginnen. Der 4:2-Erfolg über den VfL Wolfsburg am Samstag ist noch nicht vergessen, da machten sich die ersten der rund 8000 erwarteten FC-Fans auf die Reise an die Cote d'Azur. Dort treffen die Geißböcke in ihrem ersten Gruppenspiel der Conference League am Donnerstagabend auf OGC Nizza (18.45 Uhr, RTL+). Während das Auswärtsspiel im spätsommerlichen Nizza für die Kölner Anhänger wohl das Saison-Highlight neben der Auswärtspartie bei Partizan Belgrad sein dürfte, wollen die Verantwortlichen des FC das eigentliche Saisonziel auf keinen Fall aus den Augen verlieren. “Unsere Priorität ist nach wie vor das Erreichen der 40 Punkte in der Bundesliga“, sagte Thomas Kessler, Leiter der Lizenzspielabteilung. “Es ist aber noch ein langer Weg bis zu dem Ziel.“

Mit dem Erfolg über Wolfsburg sind die Geißböcke dem Ziel aber wieder einen kleinen Schritt näher gekommen und das frühzeitig. Neun Punkte aus fünf Spielen, der FC ist sogar besser in die Spielzeit gestartet als noch im Vorjahr, als er acht Zähler im gleichen Zeitraum verbuchte. Und das, obwohl die Geißböcke mit Salih Özcan und Anthony Modeste zwei wichtige Leistungsträger verloren haben und mit der ungewohnten Doppelbelastung Europapokal umgehen müssen. Der Umgang kann nach den erfolgreichen Ligastart aber deutlich entspannter angegangen werden. Mit dem Erreichen der Gruppenphase haben die Kölner schon jetzt ungeplante Einnahmen generiert, die Sorge vor einem ähnlichen Europa-Debakel wie 2018, als der FC sang- und klanglos abgestiegen war, liegt in ganz weiter Ferne.

Und so herrscht auch beim Club dann doch große Vorfreude auf das Abenteuer in Frankreich. „Es ist natürlich das absolute Highlight in Nizza zu starten. Es hätte schlechter losgehen können“, sagt Kessler. „Ich glaube, dass sich viele Fans und alle, die es mit dem Verein gut meinen, sehr auf dieses Spiel freuen.“ Dabei erwartet die Kölner alles andere als eine leichte Aufgabe zum Gruppenbeginn. Zwar sind die Franzosen überraschend schwach in die neue Spielzeit gestartet, belegen aktuell nur den 16. Tabellenplatz der Ligue1, doch alleine der Marktwert des Kaders liegt bei rund 220 Millionen Euro. „Marktwert ist immer relativ. Es gibt immer irgendwelche Menschen an einem Schreibtisch, die Spieler bewerten. Für uns geht es um die sportliche Bewertung“, sagte Kessler.

So bewerten wir die FC-Spieler gegen Nizza
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Foto: dpa/Marius Becker

FC erwartet eine Art Heimspiel

Dennoch ist die individuelle Klasse bei Nizza groß. Zuletzt rüstete der französische Erstligist noch einmal mit dem ehemaligen englischen Nationalspieler Ross Barkley auf. Dafür hat das französische Toptalent Amine Guoiri den Verein noch verlassen. OGC-Coach Lucien Favre steht bereits mächtig unter Druck. Auch deswegen ist für Nizza ein Erfolg in der Conference League wichtig. “Auf dem Papier ist es sicherlich der stärkste Gegner der Gruppenphase. Aber auch da muss man vorsichtig sein. In der Bundesliga landen Mannschaften mit einem hohen Kaderwert auch nicht immer oben“, sagt Kessler. „Auf dem Papier ist es dennoch sicherlich der Favorit der Gruppe. Aber das bedeutet nicht, dass wir uns da keine Chancen ausrechnen.“

Zumal die Geißböcke wieder von zahlreichen FC-Fans unterstützt werden. Mindestens 8000 Anhänger wollen die Geißböcke begleiten. Das entspricht in etwas dem Zuschauerschnitt von OGC in der Liga. Der FC darf sich möglicherweise auf ein Heimspiel einstellen. „Ich freue mich auf jedes Auswärtsspiel. Auch das Duell gegen Wolfsburg hat sich wie ein Auswärtsspiel angefühlt“, sagt Kessler. „Ich freue mich für unsere Fans, die sich die europäische Reise auch verdient haben.“ Und die lohnt sich alleine schon wegen des Wetters und dem türkisen Wasser, bevor dann die Pflicht mit dem Heimspiel gegen Union Berlin ruft.

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