“Das wäre unprofessionell gewesen“ Das sagt FC-Sportdirektor Christian Keller zum Last-Minute-Transfer

Köln · Am Tag nach dem Transferschluss äußerte sich FC-Sportdirektor Christian Keller zu Nikola Soldo, zu der weiteren Suche und zu der späten Bestätigung des Transfers.

1. FC Köln: Das sagt FC-Sportdirektor Christian Keller zum Last-Minute-Transfer​
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Die Transferentwicklungen der vergangenen Tage hatten beim 1. FC Köln doch etwas sehr Skurriles: Noch vor wenigen Tagen hatten die Verantwortlichen des FC nur schwer ihre Freude über die brodelnden Spekulationen und Transfergerüchte verbergen können. Längst hatten sie die Transferaktivitäten abgeschlossen, aber es sei doch schön zu sehen, welche Namen alle gehandelt worden seien. Dann musste der FC aufgrund der Verletzungsmisere auf der Spielerbörse ganz plötzlich doch wieder aktiv werden. Selbst unmittelbar vor dem Transferende, dem Deadline-Day, deutete nichts darauf hin, dass die Aktivität von Erfolg gekrönt sein könnte. Als die Medien bereits über die gescheiterten Bemühungen berichteten und in den sozialen Medien die Schimpftiraden und der Kölner Abgesang auf Hochtouren liefen, da sickerte aus Kroatien doch noch ein Transfer durch, den die Kölner dann am Freitagmittag auch bestätigten.

Nikola Soldo wechselt zu den Geißböcken und hat einen Vertrag bis Juni 2025 unterschrieben. „Nikola spielt Innenverteidigung, und auf der Position haben wir ja auch jemanden gesucht“, nannte Sportdirektor Christian Keller die Beweggründe. Somit hat der FC doch noch auf die Verletzung von Jeff Chabot und den Abgang von Bright Arrey-Mbi reagiert – und das kurz vor knapp und in einer beeindruckenden Stille. Keine Gerüchte, keine TV-Teams vor dem Geißbockheim. Die hätten ohnehin in Köln relativ wenig vor die Linse bekommen. Denn am Donnerstag herrschte Stille an der Berrenrather Straße. „Man muss natürlich immer erst alles fertig machen, bevor man kommunizieren kann“, sagte Keller, der am Donnerstag höchstpersönlich nach Zagreb gereist war, um Soldo zu verpflichten. „Wir konnten nur den orthopädischen Teil des Medizinchecks in Zagreb machen, den kardiologischen mussten wir dann in Köln nachholen. Seit elf Uhr ist alles erledigt.“

Soldo noch keine Option für Wolfsburg

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Eine direkte Option für das Spiel in Wolfsburg (Samstag, 15.30 Uhr, Sky) ist der 21-Jährige aber noch nicht. Soldo soll erst einmal in Köln ankommen, am Samstag eine leichte Trainingseinheit absolvieren und dann als Zuschauer nach Wolfsburg fahren. Dennoch versprechen sich die Kölner eine schnelle Hilfe. „Nikola Soldo spielt seit zwei Jahren in Kroatien auf höchstem Niveau. Er ist ein sehr spielstarker Verteidiger, der gut im Spielaufbau ist. Er kann das Spiel gut lesen und hat Stärken am Mann“, sagt Keller. „Auf der anderen Seite ist die Liga in Kroatien deutlich weniger laufintensiv. Er muss sich sicher erst einmal an die Intensität gewöhnen.“ Der Sportdirektor beschreibt Soldo als sehr aufgeräumten und klaren, vor allem aber freundlichen jungen Mann. Dazu sei er ein Familienmensch.

Und eben jene Familie ist in Köln keine Unbekannte. Vater Zvonimir spielte viele Jahre beim VfB Stuttgart, später trainierte er den FC. „Es war immer mein Ziel, einmal in Deutschland zu spielen, in einer der größten Ligen der Welt, wo mein Vater auch zehn Jahre gespielt hat“, sagt Nikola Soldo. „Er hat mir schon viel über den FC erzählt. Ich weiß, dass der 1. FC Köln ein Club mit großer Tradition und sehr leidenschaftlichen Fans ist. Genau wie der FC habe auch ich große Ambitionen. Die Philosophie, dass man hier auf junge Spieler setzt, ist für mich umso mehr ein Ansporn, alles zu geben.“

Zvonimir Soldo mit Sohn Nikola auf den Schultern.

Zvonimir Soldo mit Sohn Nikola auf den Schultern.

Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb/Bernd Weissbrod

FC hat nicht nach einem Außenverteidiger gesucht

Alles gegeben haben die Kölner Verantwortlichen damit auf dem Transfermarkt. Sieben Akteure haben die Geißböcke verpflichtet, weitere werden bis mindestens zum Winter wohl nicht folgen. Denn allen Spekulationen zum Trotz hat der FC nicht nach einem Rechtsverteidiger gesucht. „Da haben wir überhaupt keine Notwendigkeit gesehen. Wir hoffen, dass Benno Schmitz nicht allzu lange ausfallen wird. Wir hoffen schon, dass er spätestens in der Länderspielpause wieder da ist“, sagt Keller. „In unseren Gedanken ist dann Kingsley Schindler der rechte Verteidiger. Auch wenn der Trainer ihn gerne in der Offensive eingesetzt hat. Wir haben aber auch andere Spieler wie Dejan Ljubicic oder Denis Huseinbasic, die auf dieser Position spielen können.“ Laut Keller wäre es eher eine Überlegung gewesen, einen Linksverteidiger zu verpflichten, falls kein Innenverteidiger zu haben gewesen wäre. Denn mit Kristian Pedersen verfügt der FC durchaus über einen Außenspieler, der bereits in der Innenverteidigung gespielt hat.

Insofern war es auch keine Überlegung, den Transfer von Kingsley Ehizibue zu Udinese Calcio zu verhindern. „Wenn ich einem Spieler etwas zusage, dann habe ich es zugesagt“, betont Keller. „Easy war bereits am Sonntag auf dem Weg. Da wäre ein Rückzieher unprofessionell gewesen. Es war sowohl im Blick auf die Kaderplanung als auch im finanzwirtschaftlichen Bereich ein sehr nachvollziehbarer Deal.“

Das gilt auch für Soldo, den der FC bereits „im Scouting“ hatte. Den Transfer hat man sich aber bis kurz vor Toresschluss aufgehoben.

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