Verdienter Punktgewinn Zufriedenheit beim FC über das Remis bei Union Berlin

Bonn · Der 1. FC Köln ist bei Union Berlin zwar erneut ohne Treffer geblieben. Das torlose Remis beim Spitzenteam regt aber die Fantasie an, dass sich das bald ändert.

Immer wieder scheiterten die Kölner – hier Florian Kainz – an Union-Torhüter Frederik Rönnow.

Immer wieder scheiterten die Kölner – hier Florian Kainz – an Union-Torhüter Frederik Rönnow.

Foto: dpa/Andreas Gora

Mit der tiefen Gelassenheit eines Routiniers begegnete er diesem tristen Ergebnis. Seine Mannschaft hatte zwar kein Tor einstecken müssen, aber eben auch keines erzielt. Null zu null. Nicht mehr, nicht weniger, aber kein Grund für ihn, in frische Panik zu verfallen nach einem Ligaspiel, in dem sein Team erneut ohne eigenen Treffer geblieben war – zum dritten Mal in Folge bereits. Körperlich sehr anstrengend sei es gewesen, „ein Kampf“, sagte der Kapitän. Und: „Solche Phasen hat jede Mannschaft. Wichtig ist nur, dass wir schnell wieder rauskommen, und ich bin guter Dinge, dass wir das schaffen.“

Rauskommen aus dem Tal der Torlosen, das ist das erklärte Ziel. Und man könnte der Meinung sein, diese bedachten Sätze müssen Jonas Hector entsprungen sein. Doch es waren die Aussagen von Christopher Trimmel, der mit Union Berlin zum dritten Mal in Folge auf einen Sieg verzichten musste. Was aber den Österreicher aus Oberpullendorf umtrieb, dürfte exakt so auch den Kölner Kapitän beschäftigen. Denn auch der FC hat seinen Hattrick an Torlos-Spielen komplettiert, in fünf der jüngsten sechs Partien nicht mehr getroffen. Hoffnungslos ist der Fall dennoch bei Weitem nicht. Es war ein Zusatzpunkt für Köln gegen ein Spitzenteam, das im Kampf um die Champions-League-Qualifikation munter mitmischt und seit einem Jahr im eigenen Stadion an der Alten Försterei nicht mehr verloren hat. Ein sehr verdienter dazu, denn die Elf von Trainer Steffen Baumgart hat bestätigt, dass sie gegen jede Mannschaft der Liga standhalten kann.

Die Kölner Defensive überzeugt

„Wir sind eine Entwicklungsmannschaft“, betont Baumgart unablässig, und der nächste Schritt scheint gemacht zu sein. Das Fundament für diesen sehr stabilen und reifen Vortrag bildete dabei die überzeugende Abwehr mit der das Zentrum beherrschenden Doppelsechs davor. Im Maschinenraum leisteten Ellyes Skhiri und Eric Martel vortreffliche Arbeit. Und im Gegensatz zum 0:2 gegen Wolfsburg war die Torgefahr nicht nur ein stiller Wunsch in einer sehr umkämpften Partie geblieben. Fast schon ließe sich von Chancenverschwendung sprechen, denn der FC war insbesondere nach dem Wechsel sehr präsent in der Gefahrenzone vertreten, erspielte sich ein halbes Dutzend gute Möglichkeiten. Fand aber in Frederik Rönnow stets einen Meister seines Fachs. Selbst wenn die Zufriedenheit überwog bei den Kölnern, der Vorwurf einer gewissen Fahrlässigkeit im Umgang mit der Chancenverwertung darf erhoben werden. Die Struktur stimmte, es war keine Frage des Systems, dass ein möglicher und durchaus verdienter Sieg nicht zustandekam. Die „besseren Chancen“ verbuchte Baumgart für seine Elf, doch „Union hatte einen sehr guten Torwart“. Seine Spieler hätten „klare Aktionen und einen klaren Weg aufgezeigt, „wir haben von den Jungs gefordert, dass sie schießen. Das haben sie getan, und die Torschüsse waren gut. Ich habe viel von dem gesehen, was ich gefordert habe. Wir kommen der Sache näher“.

Das Spiel habe funktioniert, befand der Coach in seiner Heimat Köpenick, „die Jungs sahen frisch aus“. Auch ein Grund, weshalb der Trainer, einst als Profi bei Union beschäftigt, erst in der 84. Minute seinen ersten Wechsel vornahm und Florian Kainz vom Feld nahm. Das diente als weiteres Dokument der Zufriedenheit Baumgarts. Bei zwölf Schüssen auf das Union-Tor fehlte nur das, was im Regelwerk als Ziel verankert ist: ein Tor. Das erkannte auch der Trainer des Gegners an. „Köln war ein bisschen gefährlicher“, sagte Urs Fischer. „Ich muss aber sagen, dass wir in der zweiten Hälfte um ein Gegentor gebettelt haben. Wir haben schon unseren Teil dazu beigetragen, dass Köln gefährlich war. Wir können uns bei unserem Torwart bedanken.“

FC war dem Sieg näher

Auch diese Aussage deutet deutlich darauf hin, dass der FC dem „Sieg näher“ war, wie es nicht nur Skhiri, Timo Hübers und Linton Maina, der eine Großchance überhastet vergab, empfanden. Beide Mannschaften versprachen eine hohe Intensität, verbunden mit vielen Zweikämpfen – und sie hielten sich daran. Sowohl Union als auch der FC brachten eine beachtliche und fast identische Laufleistung (Berlin insgesamt 121,6 Kilometer, Köln 121,2) auf den frisch verlegten und schwer zu bespielenden Rasen (siehe Infokasten). Dazu trug auf Kölner Seite auch Steffen Tigges bei, der für einen Stürmer imposante 12,13 Kilometer zurücklegte, bei allem Eifer jedoch bis auf eine Ausnahme erneut nicht gefährlich in Erscheinung trat.

Das Wesen des Kölner Spiels wurde erneut deutlich. „Die Abläufe waren zuvor auch nicht so schlecht“, sagte Baumgart, aber „wir müssen uns alles hart erarbeiten“. Tatsächlich kann man der Mannschaft in dieser Saison bislang nicht den Vorwurf unterbreiten, es an einer tadellosen Arbeitseinstellung fehlen zu lassen. Auch an der Alten Försterei gab es in dieser Hinsicht nichts zu bemängeln. „Gut hinbekommen“ habe man es, sagte Innenverteidiger Timo Hübers, und „vorne wird der Ball auch bald wieder reinfallen, da bin ich mir sicher. Es fehlte das letzte Quäntchen Abschlussglück. Taktik war heute fast zweitrangig. Wenn man hier spielt, muss man sich auf viele Zweikämpfe einstellen“. Das taten die Kölner und verdienten sich das Remis redlich.

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