Fechten: Löwe von Bonn Die Weltelite ist zurück

Bonn · Der japanische Florettfechter Kyosuke Matsuyama hat den „Löwen von Bonn“ in der Hardtberghalle gewonnen. Die deutschen Teilnehmer schieden frühzeitig aus.

 Italienisches Duell beim Löwen von Bonn: Alessio Foconi (links) pariert den Angriff von Daniele Garozzo.

Italienisches Duell beim Löwen von Bonn: Alessio Foconi (links) pariert den Angriff von Daniele Garozzo.

Foto: Wolfgang Henry

47 teilnehmende Nationen, mehr als 300 aktive Sportler und ein gegen Ende erschöpftes, aber sehr zufriedenes Organisationsteam. Nach zwei Jahren Corona-Pause ist am Wochenende die Fechtelite nach Bonn zurückgekehrt.

Beginnend am Freitag mit der Vorrunde über die Einzelentscheidungen am Samstag bis hin zum Teamwettbewerb am Sonntag fochten die Sportler um Weltcuppunkte für die individuelle Wertung, aber auch für die Nationenrangliste. Aus Bonner Sicht nahm neben 19 weiteren deutschen Teilnehmern der Lokalmatador und Tokio-Olympiateilnehmer  André Sanita an den Wettkämpfen teil.

„Die Rekordteilnehmerzahl freut uns ganz besonders“, schildert die Hauptorganisatorin und Präsidentin des Olympischen Fechtclubs Bonn (OFC), Gudrun Nettersheim. „Nach der Unterbrechung war natürlich auch ein Stück Ungewissheit dabei, wie die Resonanz ausfallen würde. Die Rekordteilnehmerzahl bestätigt uns, dass Bonn in der Fechtelite immer noch einen hohen Stellenwert und hohe Wertschätzung genießt. Die Sportler kommen gerne aus allen Ecken der Welt zu uns“, sagte Nettersheim erfreut.

Auf sportlicher Ebene konnte sich am späten Samstagnachmittag der Japaner Kyosuke Matsuyama die begehrte Trophäe des „Löwen von Bonn“, eine Nachbildung des Bonner Stadtlöwen, sichern. In einem spannenden Finale setzte sich der 14. von Tokio gegen den Italiener  Alessio Foconi mit 15:11 Punkten durch.

Für die deutschen Teilnehmer war bereits deutlich früher am Tag Schluss. Kein Fechter schaffte es unter die letzten 32 Teilnehmer, Marius Braun, Alexander Kahl und Sanita mussten sich jeweils in der Runde der letzten 64 geschlagen geben. Lokalmatador Sanita unterlag dem Japaner Takuma Ito mit 10:15 Punkten. Bundestrainer Richard Junghanns war dennoch nicht unzufrieden mit den Leistungen seiner Schützlinge: „Unsere Einzelleistungen waren in Ordnung. Natürlich hatten wir uns von unserem Mannschaftsführer Sanita vor heimischer Kulisse schon ein wenig mehr erhofft. Aber so ist der Sport“, sagte Junghanns. „Vor allem unsere jungen Athleten haben sich mutig präsentiert und stark gefochten. Auch mit der Leistung von Alexander Kahl können wir zufrieden sein. Er hatte leider das Pech, einen unheimlich starken Gegner zugelost zu bekommen.“

Im Mannschaftswettbewerb landete das deutsche Team mit Kahl, Braun und Laurenz Rieger beim Sieg der amerikanischen Auswahl auf einem achtbaren achten Rang. Im Viertelfinale musste das Team sich knapp der französischen Auswahl geschlagen geben. Ein ordentliches Ergebnis für eine Mannschaft, die sich nach dem Rücktritt von unter anderem Ausnahmefechter Peter Joppich weiterhin im Umbruch befindet. „Es war klar, dass wir nach Tokio einen größeren Einschnitt haben würden“, erklärte Junghanns. „Der aktuelle Prozess ist langwierig und wurde auch in der letzten Saison von Verletzungen und ausgefallenen Wettkämpfen etwas gebremst. Aber wir sind auf dem richtigen Weg.“

Als besonders positiv hebt Junghanns auch die Eingliederung des ehemaligen OFC-Fechters Benjamin Kleinbrink, Olympiasieger von Peking 2008, ins neue Trainerteam hervor. „Zuerst einmal ist es extrem wichtig, hoffentlich wieder eine komplette Saison ohne Einschränkungen fechten zu können“, sagt der Bundestrainer. „Wir möchten den eingeschlagenen Weg fortsetzen und als Mannschaft weiter zusammenwachsen.“ Saisonziel ist eine Verbesserung in der Nationenwertung, in der Deutschland aktuell den elften Rang belegt. 

Ein Großereignis wie der „Löwe von Bonn“ ist selbstredend nicht ohne großes ehrenamtliches Engagement vom OFC Bonn zu bewältigen. Einen besonders großen Dank bekamen am Sonntag auch alle Helfer von Präsidentin Nettersheim ausgesprochen. Aus dem etwa 250 Mitglieder starken Verein hatten sich über 120 an diesem Wochenende  beteiligt. Vom Catering, über Organisatoren, bis hin zu Nachwuchsfechtern, die die Monitore in der Hardtberghalle bedienten, alle halfen mit. „Großartig unterstützt wurden wir auch von der Stadt Bonn. Die Planungen laufen seit April und die Stadt hat uns finanziell wie personell bei jedem Planungsschritt unter die Arme gegriffen. Auch ihnen ist zu verdanken, dass an diesem Wochenende alles reibungslos funktioniert hat“, resümierte Nettersheim.

Lediglich bei der Planung habe es einige Hürden gegeben, denn einige Hersteller und Partner seien leider während der zweijährigen Pause in die Insolvenz gegangen.

Auch Bundestrainer Richard Junghanns war mit der Organisation des Fechtweltcups sehr zufrieden: „Außer Russland waren alle großen Nationen mit starken Formationen vor Ort, die gesamte Weltelite. Die Austragung der Wettkämpfe lief reibungslos, das war sehr gut.“

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