Wieder kein Happy End Telekom Baskets Bonn verlieren gegen Crailsheim Merlins

Bonn · Die Überraschung gegen den jetzigen Tabellenzweiten Crailsheim Merlins blieb aus. Die Telekom Baskets Bonn warten auch unter ihrem neuen Trainer Will Voigt weiter auf den vierten Saisonsieg.

 Mit starken Aktionen rechtfertigte Youngster Kilian Binapfl seinen Einsatz gegen Crailsheim.

Mit starken Aktionen rechtfertigte Youngster Kilian Binapfl seinen Einsatz gegen Crailsheim.

Foto: Jörn Wolter / wolterfoto.de

Trotz einiger Unzulänglichkeiten und eines Spielmachers Josh Hagins ohne großen Einfluss auf die Partie arbeiteten sich die Bonner, angeführt von Chris Babb und Strahinja Micovic, im Schlussviertel wieder auf fünf Punkte heran, ehe das Schiedsrichtergespann, aus Pandemie-Gründen ortsnah und immer wieder in Bonn angesetzt, in der Crunchtime mit zweierlei Maß maß. So sicherten sich die Crailsheim Merlins vornehmlich an der Freiwurflinie den 93:84 (16:13, 26:17, 21:27, 30:27)-Sieg.

„Wir hatten nur zwei Tage Vorbereitung“, sagte Voigt hinterher. „Leon hat uns gefehlt. Und wir haben nur phasenweise gut gespielt. Bis zur Mitte des zweiten Viertels stimmte es eigentlich. Aber dann hatten wir einige Abschnitte, in denen wir nicht unser Tempo gespielt haben. Das hat Crailsheim erlaubt davonzuziehen.“

Ehe Voigt die Mannschaft vom beurlaubten Cheftrainer Igor Jovovic übernommen hatte, waren die Baskets auch auf der Suche nach einem Aufbauspieler gewesen. Zuletzt hatte Sportmanager Michael Wichterich erklärt, die Suche liege auf Eis, weil Voigt sich zuerst ein Bild machen und Impulse geben solle. Man darf davon ausgehen, dass die Baskets die Suche bald wieder aufnehmen werden. Hagins gab nicht gerade eine Bewerbung für den Job ab. Ein mageres Pünktchen, schlechte Entscheidungen, kaum Führungsqualität.

Wieder begann der Spieltag nicht ohne Hiobsbotschaft: Die Baskets hatten den Gameday in den sozialen Medien mit einem Foto des Zähne zeigenden Leon Kratzer angekündigt. Eine kleine Finte; der Center musste mit einer Schulterprellung passen. Also startete Will Voigt mit Hagins, Xavier Pollard, Babb, dem gegen Chemnitz zuletzt fehlenden Micovic und Benjamin Lischka als Ersatz für Kratzer in die Partie.

Die Defensive packte von Anfang an zu, doch in der Offensive agierten die Bonner glücklos. Nach drei Minuten hatten die Gäste sieben Punkte auf dem Konto, die Baskets nur „Fahrkarten“. Dann erst brachte Babb Bonn per Dreier auf die Anzeigetafel. Das Spiel deutete bereits an, dass die Bonner wieder auf die Probe gestellt würden. Hier gab es nichts geschenkt: nicht von den Crailsheimern, nicht von den Körben, aus denen zunächst alle Bälle wieder heraussprangen – und nicht von den Schiedsrichtern. Dennoch lagen die Baskets am Ende des ersten Viertels mit nur drei Punkten zurück (13:16).

Telekom Baskets Bonn gegen Merlins Crailsheim
35 Bilder

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Voigt begann den zweiten Abschnitt mit Kilian Binapfl, dem talentierten Youngster, der unter Jovovic kaum Spielzeit bekommen hatte, und der rechtfertigte seinen Einsatz mit zwei ansehnlichen Punkten aus dem Schnellangriff, einem schönen Anspiel auf Babb, einem Sprungwurf aus der  Mitteldistanz und defensiver Energie. Die Baskets gestalteten den Spielstand eng, doch ab der 15. Minute zogen die Gäste davon, weil sich Bonn in der Offensive in erfolglosen Einzelaktionen verzettelte. Mit dem Halbzeitbuzzer verkürzte Babb aus der Distanz auf 30:42. Auf dem Boden sitzend, brüllte er seine Mischung aus Frust und Freude heraus.

Auch nach dem Seitenwechsel war Babb derjenige, der die Aufholjagd der Baskets trug, aber es benötigte mehr Output der anderen. Es war der bis dahin glücklos-blasse Micovic, der sich dazugesellte und mit zwei Dreiern hintereinander auf einen Punkt verkürzte (46:47, 25.). Jetzt begann auch TJ DiLeo, sich an der Bonner Aufholjagd zählbar zu beteiligen, doch auf der Gegenseite lief Spielmacher Trae Bell-Haynes zu Normalform auf. Bis zur Pause hatten die Baskets den drittbesten Scorer der Liga bei zwei Punkten gehalten, jetzt hielt er mit elf Zählern hintereinander dagegen.

Bonn hatte jetzt ins Spiel gefunden, die Körpersprache passte, die Bank feuerte die Kollegen auf dem Feld an. Einzig die Freiwurfquote blieb grauenhaft. Bell-Haynes traf und traf und traf. Und das viel zu oft viel zu frei. Weil es den Baskets nicht mehr gelang, den Kanadier an die Leine zu legen und das Reboundduell nun deutlich an die Gäste ging, sah es nach einer klaren Sache aus.

Dennoch gaben die Männer in Magenta nicht auf. Kein Einbruch im letzten Viertel – wie so oft –, und  plötzlich waren es nach zwei weiteren Dreiern von Micovic doch nur noch fünf Zähler Differenz bei zwei verbleibenden Minuten Spielzeit. Micovic präsentierte seinen Bizeps, und Merlins-Coach Tuomas Iisalo nahm eine Auszeit, um den Baskets den Rückenwind zu nehmen. Er spürte, dass Gefahr in der Luft lag, das Spiel doch noch zu verlieren.

Doch dann waren es wieder die Schiedsrichter, die die Partie mit entschieden. Ja, die Baskets hatten Bell-Haynes in der zweiten Halbzeit zu frei agieren lassen, und sie hatten zu viele Freiwürfe vergeben. Aber in der Crunchtime lagen sie nur mit fünf Punkten zurück, als sie nicht zum ersten Mal von dem Gespann benachteiligt wurden.

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