Kunst- und Kulturszene Was Besucher bei der Nacht der Galerien in Bad Godesberg erwartet

Bad Godesberg · Seit 2013 ist sie fester Bestandteil der Godesberger Kunst- und Kulturszene: die Nacht der Galerien. Auf ein beliebtes Angebot müssen die Besucher in diesem Jahr allerdings verzichten.

 An der Nacht der Galerien nehmen in diesem Jahr u.a. teil (v.l.): Annegret Portsteffen, Cesa Wendt, Stefan Moll, Jürgen und Ilona Böhm, Franz Schön, Jürgen Laue und Irmgard Hofmann.

An der Nacht der Galerien nehmen in diesem Jahr u.a. teil (v.l.): Annegret Portsteffen, Cesa Wendt, Stefan Moll, Jürgen und Ilona Böhm, Franz Schön, Jürgen Laue und Irmgard Hofmann.

Foto: Martina Sondermann

Zuletzt öffneten die Teilnehmer der Godesberger Nacht der Galerien vor drei Jahren ihre Pforten. Dann kam 2020 die coronabedingte Zwangspause; just als alle Werbemittel bereits gedruckt und gebucht waren. Umso größer ist die Vorfreude, dass es jetzt wieder losgehen kann. „Die Kunstinteressierten verspüren einen riesigen Appetit auf Kultur und Ausstellungen“, sagt Jürgen Laue, der als Vorsitzender des Kunstvereins Bad Godesberg die Aktivitäten der Kunstnacht koordiniert.

Neuer Kunstraum eröffnet

In diesem Jahr erwartet die Besucher ein facettenreicher Einblick in Malerei und Zeichnung, Skulptur und Plastik, Fotografie, KonzeptArt und Druckgrafik sowie angewandte Kunst und Design. „Wir freuen uns, dass fast alle der bisherigen Galerien wieder mitmachen“, so Laue. Außerdem kam ein neuer Kunstraum hinzu.

Die insgesamt acht Stationen sind gut zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar. Auf den beliebten Shuttle-Bus wurde in diesem Jahr pandemiebedingt verzichtet. „Hier haben sich die Besucher auf dem Weg zur nächsten Galerie gern unterhalten“, berichtet Franz Schön. Er ist Pionier der ersten Stunde und präsentiert in seiner Galerie Schön alte und neue Kunst rund um das Thema „Alles mit Bäumen“.

Auch Ilona Böhm war schon bei der ersten Nacht der Galerien mit von der Partie. Sie schätzt die Zwanglosigkeit dieser Veranstaltung. „Ich finde es gut, dass die Hemmschwelle genommen wird und jeder einfach mal schnuppern kann“, sagt sie, „egal ob es um Kunst oder Einrahmung geht“. Einige ihrer Kunden verabreden sich alljährlich zum gemeinsamen Treffen in der Kunsthandlung Kessel, wo man in der Eventnacht die Bonner Künstlerin Simone de Saree zu ihren Arbeiten mit Fragmenten aus Grafik, Photogramm, Zeichnung und Collage befragen kann.

Annegret Portsteffen war mit ihrem CRAFTkontor ebenfalls von Anbeginn dabei. „Ich bin mit meiner Kombination aus Kunsthandwerk und angewandter Kunst in Bad Godesberg eine Exotin“, konstatiert sie, „und das im 14. Jahr“. Schwerpunkt ihrer Ausstellung sind die kleinen mechanischen Skulpturen der Hamburger „Automata-Queen“ Birgit Borstelmann, die aus Fundsachen kuriose Kleinmaschinchen schmiedet.

Sie wird in der Ladengalerie ebenso anwesend sein wie Dr. Rolf Bauche und Reinhard Cramer von der Werkstatt AERO 1946, deren Designmöbel aus dem Metallschrott teils berühmter Flugzeugmodelle entstehen. Gesellschaftskritisch zeigt sich die Serie „Disappearing Housewives“ der Kölner Malerin Kristina Kanders, die Frauen aus den 50er und 60er Jahren auf gemusterten Tapeten so darstellt, als würden sie im Alltag verschwinden.

Inspiration aus der Natur

Irmgard Hofmann und Harald Gesterkamp von der Galerie 62 sorgen für „UN-RUHE“ – und stellen den hektischen Street-Art-Werken von Jörg Wagner die ruhigen Arbeiten von Walter Kreutzberg mit seinen übereinander gesetzten Farbflächen gegenüber. Beide Künstler sind in der Nacht der Galerien anwesend.

Bei ihren farb- und formstarken Ölbildern ließ sich die seit 2006 in Godesberg lebende Künstlerin Christine Theile auf ihren frühmorgendlichen Rheinspaziergängen während der Corona-Zeit von der Natur inspirieren. „Das Farbenspiel bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen und die Muster zu interpretieren, die die Schatten der Bäume auf den Weg zauberten, reizte mich mehr und mehr“, erzählt sie. „Meine Ausstellung zeigt die Resonanz auf diese intensiven Impulse der Natur“.

Rebellisch wird es beim „Bananensprayer“ im Kunstkabinett Stefan Moll. „Thomas Baumgärtel ist ein Künstler, der sehr aktuell reagiert und sein künstlerisch-kritisches Auge auf die Geschehnisse wirft“, erklärt Moll, der in der Ausstellung „Road Signs“ die künstlerisch gestalteten (Straßen-)Schilder des Kölner Künstlers zeigt, der zuletzt mit der „Impfbanane“ bekannt geworden ist und in der Nacht der Galerien zeitweise für Fragen zur Verfügung steht.

Im Glaskarree des Kunstvereins entdeckt man „Neue und vertraute Spuren“ in der Malerei, Zeichnung und Serigrafie dreier Bonner Künstlerinnen und Vereinsmitglieder. Monika Altrock-Lutterjohann Werke zeigen die imposante Palastanlage von Angkor Wat, die von den Khmer als Sitz der Götter erbaut wurde. Monika Jakob-Kasel setzt sich in ihren abstrakten Arbeiten mit Farben, Formen und Materialien wie Acryl, Tusche und körnigen Pigmenten auseinander, und Irmgard von Ketteler skizziert Impressionen ihrer zahlreichen Kunstreisen aus fragmentarisch reduzierten Silhouetten in Tusche und Aquarell.

Ihre Premiere bei dem Godesberger Event feiern die beiden Künstlerinnen Cesa Wendt und Doris Scheuermann. Ihre Ausstellung „zeichnung_03“ ist ein Kunstprojekt. „Wir haben auf der ersten Ausstellung 2019 andere Zeichnerinnen und Zeichner eingeladen“, berichtet Cesa Wendt, „und aus den eingereichten Arbeiten eine Ausstellung kreiert, an der wir als Initiatorinnen selbst beteiligt sind.“ Die Zeichnungen werden nicht nach Künstlern sortiert, sondern in lockerer Petersburger Hängung präsentiert. In diesem Jahr sind im Atelier Scheuermann Arbeiten aus Bonn, Bad Honnef, Königswinter, Köln und Berlin zu sehen.

Die 8. Nacht der Galerien findet erstmals an zwei aufeinanderfolgenden Abenden statt. „So können sich die Besucherströme besser verteilen“, begründet Jürgen Laue die Entscheidung. Am Freitag, dem 10. Juni, haben die Galerien von 18 bis 22 Uhr und am Samstag, dem 11. Juni, von 16 bis 22 Uhr geöffnet. Weitere Infos gibt es auf der Website der Nacht der Galerien.

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